In Zeiten, in denen Trends kommen und gehen, scheinen sich selbst die ganz Großen im Geschäft ihrer Sache nicht immer ganz so sicher zu sein. Nachdem in diesem Jahr schon Kenny Chesney seinen aktuellen Longplayer "Cosmic Hallelujah" um ein halbes Jahr nach hinten geschoben hat, nahm sich Garth Brooks für "Gunslinger" ebenfalls ein paar Monate an zusätzlicher Zeit für das Songwriting. Bei Kenny Chesney hat sich die Nacharbeit gelohnt und - soviel sei schon verraten - auch Garth Brooks hat bei "Gunslinger" seine Hausaufgaben gut gemacht.
Neue Titel auf "Gunslinger" stellen einen Trip in die eigene Vergangenheit von Garth Brooks dar
Nachdem "Man Against Machine", das Comeback-Album von 2014, unter anderem wegen der Weigerung des Sängers, die Musik in den bekannten Streaming-Portalen anzubieten, kommerziell betrachtet hinter den hohen Erwartungen zurückblieb, steht das neue Werk "Gunslinger" mit gerade einmal 10 Songs jetzt besonders im Fokus. Los geht es mit einem Trip in die eigene Vergangenheit. "Honky-Tonk Somewhere" galoppiert mit sympathisch-tanzbaren Country in die Arena und ist eine Nummer, die so klingt, als stamme sie direkt aus der Hochphase des Songschreibers in den 90er Jahren. Kein Jahrhundert-Überflieger wie "Ain't Going Down (Til' The Sun Comes Up)", aber wer sich zum Start ins Wochenende noch immer mit Titeln wie "Longneck Bottle" und "American Honky-Tonk Bar Association" in Stimmung bringt, kann "Honky-Tonk Somewhere" direkt seiner Playlist hinzufügen. Wochenende ist ein gutes Stichwort, dem sich das folgende "Weekend" in stimmungsvoller und hittauglicher Art und Weise annimmt.
Die Upbeat-Single "Baby, Let's Get Down And Dance" passt ebenfalls gut in vergangene Zeiten. Lediglich die Freiheit, des ausführlichen und funkigen Solo-Parts hätte sich der Sänger, der über 140 Millionen Alben verkauft hat, zu Beginn seiner Karriere vielleicht nicht getraut. Eine Nummer im unverkennbaren Garth Brooks-Stil ist dazu "8Teen". Der Titel beginnt im Stil einer akustischen Ballade und entwickelt sich schnell zu einer einprägsamen Midtempo-Hymne.
Überhaupt - nach den teilweise etwas gewagten Songs vor zwei Jahren setzt der Songschreiber bei "Gunslinger" eindeutig mehr auf Bewährtes, ohne dabei den Fehler zu begehen, sich zu wiederholen. Lediglich einmal klingt Garth Brooks etwas altmodisch. "Bang! Bang!" ist zwar nicht schlecht, aber die wimmernden Orgelsounds und der weibliche Chorus wirken schon etwas in die Jahre gekommen. Während bei "Bang! Bang!" die Euphorie also ein wenig im Startblock hängen bleibt, bietet "Pure Adrenaline" was der Titel verspricht. Der Titel, den Garth Brooks zusammen mit Gordon Kennedy geschrieben hat, geht mit satter Fiddle, knackigem Gitarren-Brett und enorm energiegeladenem Gesang gleich in die Vollen und hält das Tempo über die gesamte Spielzeit von knapp vier Minuten. Die richtige Kost für die Garth Brooks-Anhänger, die bei schon immer auf ein Pendant zur Live-Granate "Fever" gewartet haben.
Die Rückkehr zu früheren Zeiten ist auf "Gunslinger" selbst bei den langsameren Songs nicht zu überhören. "Cowboys and Friends" offeriert sehr schmucken Old School-Country, dazu darf natürlich die gemeinsame und längst obligatorische Anschmacht-Hymne mit Trisha Yearwood nicht fehlen. "Whiskey to Wine" erfüllt dabei alle Anforderungen der Fans, ohne dabei zu sehr in kitschige Ebenen abzurutschen.
Fazit: Ein neues Album von Garth Brooks und unter dem Strich ist alles irgendwie so wie früher - dafür werden besonders die alten Fans "Gunslinger" lieben, selbst wenn echte Mega-Hits diesmal nicht dabei sind und das Album etwas kurz ausfällt.
Label: Pearl (Sony) | VÖ: 25. November 2016 |
01 | Honky-Tonk Somewhere |
02 | Weekend |
03 | Ask Me How I Know |
04 | Baby, Let's Lay Down and Dance |
05 | He Really Loves You |
06 | Pure Adrenaline |
07 | Whiskey to Wine (mit Trisha Yearwood) |
08 | BANG! BANG! |
09 | Cowboys and Friends |
10 | 8teen |