Trisha Yearwood - PrizeFighter: Hit after Hit

Zunächst ein Wort zu den bekannten Hits der Country-Sängerin: Sie erstrahlen allesamt in einem frischen Gewand und wurden neu aufgenommen. Das klingt natürlich erstmal spannend, und Anhänger mit einem besonders feinen Gehör werden sicherlich hier und dort minimale Unterschiede hören. Mal ist der Bass ein wenig satter, mal singt Yearwood eine Passage einen winzigen Hauch anders. Große Abweichungen bleiben jedoch verständlicherweise aus. Schließlich bissen sich Klassiker wie "XXX's and OOO's", "She's In Love With the Boy", "How Do I Live" oder das Duett mit Garth Brooks "In Another's Eyes" nicht umsonst einst in den obersten Regionen der Charts fest. Viele weitere Worte müssen über die Auswahl der alten Songs nicht verloren werden. Wer wissen möchte, warum Trisha Yearwood als eine der großen Stimmen der Country Music gilt, muss nur auf Play drücken und die Ohren spitzen.

Doch nun zum wirklich interessanten Teil, der neuen Musik. Da wäre zunächst der Titeltrack "PrizeFighter", für den sich Yearwood die gesangliche Unterstützung von Kelly Clarkson sicherte. Zwei Powerfrauen am Mikro also. Das verspricht ein hochklassiges Resultat, und genauso ist es auch. Eine druckvolle und unfassbar eingängige Nummer, getragen von den mächtigen Stimmbändern der beiden Sängerinnen. Auch die Botschaft zündet: Wir müssen im Leben viele Kämpfe absolvieren, doch aufgeben kommt nicht in Frage. Nun wird auch der Sinn des CD-Covers klar, auf dem sich Yearwood mit Boxhandschuhen präsentiert.

Den emotionalen Höhepunkt des Albums liefert "I Remember You", ein Song für Yearwood's Mutter, die 2011 an Brustkrebs verstarb. Bei spärlicher musikalischer Begleitung sorgt die Grammy®-Award-Gewinnerin mit spür- und hörbarer Trauer und Verletzlichkeit in ihrer Stimme für Gänsehaut-Momente. Textzeilen wie "Selbst wenn ich meine Augen schließe, erwachst du wie ein Traum wieder zum Leben" tun ihr übriges. Thematisch zwar nicht ganz so erdrückend, aber ebenfalls in der tiefgründigen Kategorie angesiedelt ist "End of the World". Der Herzschmerz-Song ist eine Power-Ballade, wie sie im Buche steht: musikalisch stimmungsvoll und am modernen Sound ausgerichtet, garniert mit einem Refrain, der einem durch die Ohren fegt wie ein Orkan.

"Met Him in a Motel Room" könnte auch gut dem alten Song-Repertoire Yearwoods entstammen, so vertraut klingen das unaufgeregte Arrangement und die simple, aber eindringliche Melodie. Groovig wird es bei "Your Husband's Cheatin’ On Us”, bei dem die Sängerin passend zur bluesigen Gitarrenbegleitung zwischenzeitlich in eine Art Sprechgesang verfällt. Anders als bei vielen anderen Künstlern zündet dieses stilistische Mittel und zeigt einmal mehr, wie vielseitig Yearwood ist. Auch "You Can't Trust the Weatherman", das die Liste der neuen Songs komplettiert, bietet noch einmal gelungene Abwechslung. Eine schrammelnde Fiddle und eine krachende Gitarre sorgen sofort für gute Laune und animieren zum mitwippen. Nun dürfte wirklich für jeden etwas dabei gewesen sein.

Fazit: Die sechs neuen Songs, die Trisha Yearwood auf "PrizeFighter" ihren Fans präsentiert, sind allesamt Volltreffer. In dieser Form ist die vielseitige Künstlerin, die auch mit einer eigenen Koch-Show erfolgreich ist, aus der Beletage der Country Music nicht wegzudenken. Schade nur, dass es nicht für mehr neues Material gereicht hat, auch wenn die aufgewärmten Klassiker natürlich ein netter Bonus sind.