Das Konzept von "Still Here For The Party: Live From St. Louis" ist denkbar einfach: Alle 10 Songs von "Here for the Party" gibt es in einer Live-Version zu hören, aufgenommen bei einem Konzert in St. Louis, Missouri. Abgerundet wird das Ganze durch Performances von "All Jacked Up" (vom gleichnamigen Album aus dem Jahre 2005) und "Rock 'n' Roll" (ein Led Zeppelin Cover). Ohne Kompromisse geht es gleich mit einem Dampfhammer los, denn Gretchen Wilson eröffnet die Show mit "Here for the Party". Unter dem Jubel der Massen beginnen die Gitarren zu dröhnen, die Stimme der 41-jährigen klingt rau und griffig wie eh und je - es rockt, es zischt, es knackt! Ein absolut furioser Auftakt, der nahtlos in "Homewrecker" übergeht. Bei so viel geballter Energie kommt richtig Stimmung auf. "When I Think About Cheatin'" liefert dann eine kurze Verschnaufpause, bevor mit "When It Rains" die Drehzahl wieder deutlich erhöht wird. Immer wieder fällt auf, was für eine Power in Wilsons Stimmbändern steckt. Im Tonstudio lässt sich ja noch das eine oder andere retuschieren, aber auf der Bühne gibt es kein Verstecken mehr - und diesen Test besteht das Energiebündel mit Bravur.
Auf "Still Here For The Party: Live From St. Louis" spricht die Musik für yich
Trotz Gretchen Wilsons beeindruckender Gesangleistung und des tollen Klangteppichs, den ihre Band ausrollt, fällt eines auf: besonders kommunikativ ist die Grammy-Award-Gewinnerin (2004 für "Redneck Woman") zunächst nicht. Ab und an haucht sie mal ein "Thank You" ins Mikro, aber Kommunikation mit dem Publikum fällt größtenteils aus. Klar, es soll die Musik im Vordergrund stehen, doch eine Live-CD sollte auch zum Ziel haben, ein komplettes Konzerterlebnis zu vermitteln. Vielleicht möchte Gretchen Wilson aber einfach nur ihre Musik für sich sprechen lassen, und das gelingt ihr wirklich ganz ausgezeichnet. Mal gefühlvoll wie bei "What Happened", mal feurig wie bei "Pocahontas Proud", die Sängerin stellt alle ihre Facetten gekonnt und routiniert zur Schau. Und nach dem besinnlichen "The Bed" folgt dann der Moment, auf den scheinbar alle im Publikum gewartet haben, wenn man den Lautstärkepegel als Maßstab nimmt. "Do we have any rednecks in the house tonight?", brüllt Wilson in die Menge (da ist sie, eine der ganz wenigen Interaktionen mit dem Publikum). Es ist klar, was dann folgt: Knappe vier Minuten Vollgas mit "Redneck Woman". Und auf Aufforderung dürfen alle Frauen in der Halle kurz vor Schluss den Refrain aus vollem Hals zum Besten geben. Da kocht die Stimmung, ist ja klar.
Auch bei den bereits erwähnten Bonussongs ist gute Laune garantiert. Bei der auf fast acht Minuten ausgedehnten Version von "All Jacked Up" zeigt Wilson erneut ihre Qualitäten als Entertainerin und peitscht die Zuschauer zu weiteren Gesangseinlagen an. Und "Rock n Roll" ist dann ein fulminanter Schlusspunkt, wie man ihn sich besser kaum wünschen könnte. Auch wenn Led Zeps Version natürlich unerreicht ist, würde Altmeister Robert Plant wahrscheinlich neidlos anerkennen, dass sich die Nummer mit Wilsons Reibeisenstimme wirklich nicht schlecht macht.
Fazit: Die großen Charterfolge hat sie nicht mehr, aber auf der Bühne ist Gretchen Wilson noch immer eine Bank. Stimmlich perfekt, unterstützt von einer tadellosen Band, zollt sie auf "Still Here for the Party" ihrem erfolgreichsten Album gelungen Tribut. Wer da nicht in Feierlaune kommt, ist selber schuld.
Label: Redneck (hier nicht veröffentlicht) | VÖ: 27. Oktober 2014 |
01 | Here for the Party |
02 | Homewrecker |
03 | When I Think About Cheatin' |
04 | When It Rains |
05 | Holding You |
06 | Chariot |
07 | What Happened |
08 | Pocahontas Proud |
09 | The Bed |
10 | Redneck Woman |
11 | All Jacked Up |
12 | Rock 'n' Roll |