"Aviator" heißt das gute Stück, und bereits die ersten Klänge des Openers "One and Only" machen deutlich, wofür LaRue steht: ehrliche, bodenständige, einfach gehaltene Country Music. Gitarre, Bass, Geige, Steel Guitar, spartanische Drums - mehr braucht der Sound des Bandanaträgers nicht. Verglichen mit dem teilweise völlig überproduzierten Einheitsbrei aus Nashville ist das eine wohltuende Erfrischung. Ganz ohne Schnickschnack erzeugt Stoney LaRue eingängige Melodien, die seinen unspektakulären, aber ansprechenden Gesang hervorragend untermalen. Auch die erste Singleauskopplung "Golden Shackles" zeichnet sich durch diese Eigenschaften aus. Flott, aber keineswegs überdreht oder aufdringlich legt sich der Song in bester Bluegrass-Manier wie ein samtiger Schleier auf die Ohren. "Til I'm Moving On" ist dann eher als Mitschunkel-Nummer einzustufen, dominiert von einem stampfenden Bass, einem folkigen Refrain und einem wunderbar dreckigen Gitarrensolo.
Der Titeltrack "Aviator" besticht durch einen gelungen Mix aus einer gemächlichen Strophe und einem verhältnismäßig druckvollen Refrain. Aus den Schuhen gehauen wird man von LaRues Songs aber nicht, dieses Zwischenfazit darf man zu diesem Zeitpunkt getrost ziehen. Dennoch schafft es der Sänger und Songschreiber den Zuschauer mit seinem musikalischen Schaffen zu fesseln. Woran genau das liegt, ist schwer zu definieren. Man kann sich dem Charme der seichten und stets wohltemperierten Klänge LaRues einfach nur schwer entziehen. Dafür ist auch "First One to Know" ein ausgezeichnetes Beispiel. Die melancholisch angehauchte Nummer ist besonders griffig und eingängig und zählt zu den Perlen des Albums.
Die musikalische Identität, die sich bis hierhin herauskristallisiert hat, setzt sich in den verbleibenden neun Liedern ausnahmslos fort. Mal etwas verträumt ("Blending Colors", "A Little Too Long"), mal mit einem Hauch von Twang ("Spitfire"), mal etwas forscher wie bei "It's Too Soon" (man beachte die Mundharmonika) - LaRues Gesamtkonzept bleibt stimmig. Besonders hervorzuheben ist unter anderem "Still Runnin'", das mit einem Klavierintro und einem markanten Refrain überzeugt. Auch "Million Dollar Blues" hinterlässt einen besonders nachhaltigen Eindruck. Das Lied ist melodisch perfekt ausgereift und bleibt bereits nach einmaligem Hören haften. Ein weiteres Stück, das man keinesfalls überspringen sollte.
Nach dem ansprechenden "Dark Side of the Line" packt LaRue dann zu guter Letzt noch zwei Bonus-Titel obendrauf. Mit "Natural High" macht ein Cover-Song den Anfang, mit dem Ikone Merle Haggard 1985 die Spitze der Charts erklomm. Stoney LaRues Tribut an den Altmeister hält sich ziemlich streng ans Original und kann sich ohne Zweifel sehen lassen. Als krönenden Abschluss wird dann mit "Studio A Trouble Time Jam" noch eine Nummer geboten, die doch noch einmal neue Reize setzt. Der wilde Mix aus sumpfigem Blues und Rock passt zwar nicht zwingend zu den vorausgegangenen 50 Minuten, setzt aber einen durchaus unterhaltsamen Schlusspunkt.
Fazit: Wer sich nach unverfälschter Musik fernab des Mainstream sehnt, könnte bei Stoney LaRue fündig werden. Sein schnörkelloser Stil und sein geradliniges Songwriting machen "Aviator" zu einem anspruchsvollen und unterhaltsamen Album, das einige tolle Songs zu bieten hat.
Label: Entertainment One (hier nicht veröffentlicht) | VÖ: 27. Oktober 2014 |
Titelliste
01 | One And Only | 08 | Still Runnin' |
02 | Golden Shackles | 09 | A Little Too Long |
03 | Til I'm Moving On | 10 | It's Too Soon |
04 | Aviator | 11 | Million Dollar Blues |
05 | First One to Know | 12 | Dark Side Of The Line |
06 | Blending Colors | 13 | Natural High (for Merle Haggard) (Bonustrack) |
07 | Spitfire | 14 | Studio A Trouble Time Jam (Bonustrack) |