Luke Bryan - Tailgates & Tanlines

CD Cover: Luke Bryan - Tailgates & Tanlines

Eins ist klar: sollte Luke Bryan irgendwann nicht mehr genug Geld mit seinen Platten verdienen, kann er sicher problemlos einen neuen Job ergattern. Und zwar als Model für eine Zahnpasta, die die Zähne so richtig schön weiß werden lässt. Doch bis es so weit ist, wird noch einige Zeit vergehen, denn derzeit läuft es für den Frauenschwarm aus Georgia einfach viel zu gut.

So ist Luke Bryan gerade erst mit dem provokant-wummernden "Country Girl (Shake It For Me)" ein waschechter Sommerhit gelungen, ohne den in den Staaten in den nächsten Monaten sicher keine Beach-Party durchgeführt werden wird. Wirft man einen Blick auf die Filmchen von Bryans MySpace-Präsenz wird schnell klar, dass die sexy rockende Nummer ihre Wirkung in der Zielgruppe der weiblichen, jungen und ledigen Country und Pop-Fans nicht verfehlt. So sind bei seinen Promotion-Auftritten für sein drittes Album "Tailgates & Tanlines" kaum Männer zu sehen. Wie schon beim Ohrwurm "Rain Is a Good Thing" vom zweiten Album "Doin' My Thing" schrieb Luke Bryan den Song übrigens zusammen mit Dallas Davidson - ein Duo, das Hits schreiben kann.

Der aktuelle Song eröffnet die dritte Langrille des Sängers und Songschreibers, ist aber erst einmal für längere Zeit die fetzigste und ungezügeltste Nummer des Albums. Denn erst beim als nächste Single geplanten "I Don't Want This Night to End" gibt es ein auffälligeres Gitarren-Solo zu hören. Dennoch dürfte die Nummer nicht ganz an die Erfolge von "Country Girl" anschließen. Dazu ist das Stück trotz des einprägsamen Chorus irgendwie zu unauffällig, um aus der Vielzahl an aktuellen Veröffentlichungen herauszustechen. Eine gute Live-Nummer ist das Stück sicher trotzdem.

Insgesamt lässt es Bryan bei den 13 neuen Stücken, die er wie die beiden ersten Alben von Jeff Stevens produzieren lies, am liebsten im gemäßigten oder maximal im Mid-Tempo angehen. So gibt es mit "Been There, Done That", "Kiss Tomorrow Goodye", "Faded Away" oder "Too Damn Young" gleich eine ganze Reihe an Songs, die nicht Ballade - aber eben auch nicht Up-Tempo sind. Thematisch erzählen die Songs viel Bekanntes. So geht es um die Licht- und Schattenseiten der Liebe, das schöne Leben im Süden der USA, Trucks usw. Es ist eigentlich kein Problem, wenn man diese Geschichten zum X-ten Mal hört - vielmehr fehlen der Musik rauhere oder zumindest überraschende Zutaten, die sie von den Werken der anderen Mitstreiter im Mainstream-Country unterscheiden könnten.

Aber es gibt sie - die Songs, die nicht ganz so fix wieder aus den Gehörgängen verschwinden. "Drunk on You" ist einer davon, der bei den jungen, weiblichen Fans allein durch Textzeilen wie "Girl You Make My Speakers Go Boom Boom", punkten dürfte. Die Nummer profitiert ansonsten in erster Linie von Bryans warm klingendem Gesang, der natürlich auch männlichen Fans gefallen darf. Als weiteres Highlight kann auch "Harvest Time" eingestuft werden. Vielleicht die echte Country-Nummer der Scheibe und eine Liebeserklärung an das Leben und die Arbeit auf dem Land.

Zu den klaren Empfehlungen des Albums gehört ganz sicher "Muckalee Creek Water". Der härteste Song der Platte erinnert direkt an "Drinkin' Beer and Wasting Bullets", welches vom Vorgänger-Album stammt und wie auch der neue Song aus der Zusammenarbeit zwischen Luke Bryan und Patrick Jason Matthews resultiert. Hier geht es nicht um eine Liebesgeschichte, sondern um die Zeit, die man mit sich alleine verbringt. Weit entfernt vom nächsten Highway singt Bryan hier Sätze wie: "I'm Free and I'm me being everything that I wanna be". ("Ich bin frei, ich bin das was ich immer sein will") Eine Freiheit, die sich auch musikalisch wiederspiegelt. Mit Hilfe von Banjo, Fiddle, Pedal Steel und kräftigen Gitarren-Sounds schafft Bryan das Kunststück, die Hörer mit in seinem Boot auf die Reise in den Sumpf zu nehmen.

Neben seinen jetzt drei Studio-Werken hat Luke Bryan bereits drei Mini-Alben mit überwiegend feucht-fröhlichen Partymaterial eingespielt, die jeweils pünktlich zum Spring Break erschienen sind. Nun beweist der Country-Sänger, dass er ernsten Themen ebenso gewachsen ist. Zwar gehen die Songwriter-Credits von "You Don't Know Jack" auf das Konto von Erin Enderlin und Shane McAnally, dafür aber interpretiert der 35-Jährige das Gespräch mit einem Alkoholiker, der durch die Sucht seine Familie verloren hat, wirklich glaubhaft. Ein potentieller Anwärter für die Country Top-10.

Fazit: 13 Songs mit viel Country von der Stange ergänzt mit Pop und etwas Rock. Luke Bryan ist trotzdem ein guter Sänger, der besonders dann überzeugt, wenn er einmal von seinen üblichen Wegen abweicht.

Label: Capitol Nashville / Humphead (Helikon Harmonia Mundi) VÖ: 22. August 2011
01 Country Girl (Shake It For Me)
02 Kiss Tomorrow Goodbye
03 Drunk On You
04 Too Damn Young
05 I Don't Want This Night to End
06 You Don't Know Jack
07 Harvest Time
08 I Know You're Gonna Be There
09 Muckalee Creek Water
10 Tailgate Blues
11 Been There, Done That
12 Faded Away
13 I Knew You That Way
vgw
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