Ein Akustik-Album mag wesentlich weniger aufwändig zu produzieren sein, als eine CD mit kompletter Band. Das schon. Aber es ist auch ein Wagnis. Eine Nagelprobe für jeden Song: Trägt die Komposition, die Melodie, der Text, der Refrain und - nicht zuletzt - die vokale Interpretation das Werk? Oder wäre hier und da Studio-Kosmetik doch notwendig, um eventuelle kompositorische oder gesangliche Schwächen zu überschminken? Schon mehrfach sind Acts kläglich daran gescheitert. Man konnte erkennen: Dafür reicht es nicht, es reißt nicht mit, es langweilt, und vor allem: man vermisst etwas.
Florida Georgia Line besteht den Akustik-Test
Ob das nun auch für die 17 hier präsentierten Florida Georgia Line-Songs von "The Acoustic Sessions" gilt, muss letztendlich jeder für sich selbst entscheiden. Wer die nicht selten krachend laut inszenierten Hits der beiden rauf und runter gehört hat, ist womöglich sehr an diese Song-Verpackung gewöhnt. Für diesen Kollegen mag "The Acoustic Sessions" eine Herausforderung sein. Zunächst zumindest. Wer sich aber von dem ersten (positiven) Schockerlebnis vom Opener "Cruise", gezupfte Gitarren, Banjo, zweistimmiger Gesang, nicht abschrecken lässt und dranbleibt, dürfte an dieser runtergedimmten Hit-Revue seine helle Freude haben. Denn, um es vorweg zu nehmen, ihre Songs, ihre Interpretationen bestehen vorher angesprochenen Test. So mancher Track sogar: mit Bravour!
"The Acoustic Sessions" macht so nebenbei auch noch etwas anderes deutlich: Florida Georgia Line haben seit ihrem 2012 erschienenen Debüt-Album "Here's to the Good Times" das Country-Genre ganz gehörig aufgemischt: Sie sammelten reihenweise Auszeichnungen, vor allem aber: Hit auf Hit. Obwohl mit 17 Tracks üppig bestückt, dürfte die Songauswahl nicht leicht gewesen sein. Sage und schreibe 36 Hits landeten Brian Kelley und Tyler Hubbard schließlich seit ihrem furiosen Start. Nicht jeder davon konnte einen Spitzenplatz erringen - vor allem ihre beiden letzten Alben ("Dig Your Roots" und "Can't Say I’m Country") schwächelten auf diesem Gebiet. Doch ihre erste beiden Longplayer ("Here's to the Good Times" und "Anything Goes") bescherten den beiden einen Hit-Regen in Platin und Gold, der seines gleichen sucht.
"The Acoustic Sessions" - Florida Georgia Line-Hits in neuem Gewand
Deshalb ist es auch kein Wunder, dass die meisten der hier versammelten Tracks von ihren beiden ersten Alben stammen. Bei der Songlist für "The Acoustic Sessions" ging Florida Georgia Line mehr oder weniger chronologisch vor. Auf "Cruise" (hier ohne Nelly) folgen "Round Here", "Stay" und natürlich "This Is How We Roll", bei dem, wie im Original von 2014, Luke Bryan mit von der Party ist und das erste echte Glanzlicht der CD setzt. Hier zeigt sich: ein guter Song ist einfach ein guter Song. Und "This Is How We Roll" ist sogar ein herausragender Track. In dem, sagen wir mal Folk- oder Bluegrass-Outfit, spielt die melodiös herrlich austarierte Komposition vielleicht sogar noch besser ihre harmonischen Trümpfe aus, als im dann doch üppig ausgestatteten Original. Selbst die Rap-Einlage funktioniert mit Klampfe- und Banjo-Begleitung hervorragend.
So geht es weiter. Hit auf Hit. "Slippin' on Fire", "Sun Daze" und das ruhige "Dirt", das für dieses Arrangement wie geschaffen scheint. Wer weiß, vielleicht hat man die beiden noch nie besser singen gehört, als in diesem Titel? (in die Saiten griff dabei übrigens Charles Esten von dem TV-Drama "Nashville"). Ach ja, die Backstreet Boys haben sich natürlich auch nicht bitten lassen, sie lassen ihre Glockenstimmen bei "God, Your Mama, And Me" erneut erklingen. Schön! Doch noch besser macht das - natürlich! - Tim McGraw, Gaststar bei "May We All". Seine angenehme raue Roots-Stimme sorgt für authentisches Country-Feeling. Ohne Frage: das Glanzstück der CD.
Fazit: Abgespeckt und aufs Notwendige reduziert: Auf "The Acoustic Sessions" serviert Florida Georgia Line 17 ihrer größten Hits in einem akustischen Outfit und überzeugt auf ganzer Linie. Auch weil ein paar namhafte Gaststars zur Seite standen.