So fulminant und druckvoll, wie man sie von ihrem letzten Output in Erinnerung hat, legt Reba zum Auftakt der zehn neuen Songs los. "Turn On The Radio" ist ein selbstbewusster und frecher Rocksong, der sich tatsächlich bestens dafür eignet, laut auf einer Autofahrt gespielt (und mitgesungen) zu werden. Ein fetziger, für einige Anhänger vielleicht fast schon zu aufregender Auftakt für das 26. Studio-Werk des Rotschopfs.
Auch die jüngere Zielgruppe wird nicht aus den Augen verloren.
Reba McEntire hat ihr (nie offiziell formuliertes) Ziel, neue und vor allen Dingen junge Hörer gewinnen zu wollen, nicht aus den Augen verloren. So hat sie sich für eine Interpretation von "If I Were A Boy" entschieden, welches der Rest der Welt bislang ausschließlich als Mega-Hit der R&B-Sängerin Beyonce kannte. Bei der Tochter des Rodeoreiters Clark McEntire wird daraus eine intensiv-emotionale Ballade, die natürlich ohne lästiges R&B-Gedöns auskommt. Nicht zuletzt durch ihre ausdrucksstarke Stimme klappt das so gut, dass sich ihre Adaption nicht hinter der (noch) populäreren Version des Stücks von Brittany Jean Carlson und Toby Gad verstecken braucht.
"The Bridge You Burn" ist dagegen purer Mainstream-Country - mit reichlich Fiddle-Einsätzen und rockigen Gitarren - so wie man sich das wünscht. Da ist es egal, ob man sich auf einem Reba-Konzert befindet, oder das Stück aus den Boxen seiner heimischen Stereo-Anlage hört: it's Fun! Spätestens jetzt ist unüberhörbar, dass bei der Produktion kein Neuling an den Reglern saß, sondern mit Dann Huff einer der gefragtesten Soundtüftler aus Nashville tätig gewesen ist.
Eindeutig in den Up-Tempo-Bereich findet sich auch "A Little Want To" ein, eine motivierende Gute-Laune-Nummer. Dass Reba dazu furchtlos im Umgang mit nicht gerade typischen Country-Instrumenten umgeht, zeigt der Titeltrack. So dominieren den Sound von "All The Woman I Am" kräftige Bläsersätze bis hin zu einem ausführlichen Saxophon-Solo. Egal - so lange Reba so gut singt, funktioniert selbst das.
Das Herzstück der Platte ist aber einmal mehr unter den ruhigen Stücken zu finden. "Somebody's Chelsea", welches Reba zusammen mit Liz Hengber und Will Robinson geschrieben hat, erzählt die Geschichte eines Witwers, der seine verstorbene Frau noch immer über alles liebt. Eine Liebe, die gern auch die Erzählerin erfahren würde... Schön und traurig zugleich, erinnert die Ballade unweigerlich an Karriere-Highlights wie "Forever Love" oder "And Still".
"The Day She Got Divorced" ist trotz orchestralen Streichern musikalisch eher eine nüchterne Nummer, aber dennoch ein gutes Beispiel, wie schnell man sich ein Bild einer gut erzählten Geschichte vor Augen führen kann. So begleitet der Hörer eine Mutter am Tag ihrer gerichtlichen Scheidung - vom Frühstück, über die Verhandlung, dem Treffen mit ihrem Boss im Motel und der Rückkehr nach Hause zu den hungrigen Kindern... Ein echtes Kunststück, so viel in nur dreieinhalb Minuten zu erzählen. Dafür gebührt das Lob dem Songwriter-Trio Brandy Clark, Shane McAnally und Mark D. Sanders.
Fazit: Reba hält souverän langjährige Fans bei Laune und gewinnt sicher etliche neue Freunde hinzu. Schade nur, dass nach zehn Songs schon Schluss ist.
Label: Starstruck / Valory (in Deutschland nicht erschienen) | VÖ: 09. November 2010 |
CD | |
01 | Turn On The Radio |
02 | If I Were A Boy |
03 | The Bridge You Burn |
04 | Cry |
05 | When Love Gets A Hold of You |
06 | Somebody's Chelsea |
07 | All The Women I Am |
08 | The Day She Got Divorced |
09 | A Little Want To |
10 | When You Have A Child |
11 | I Want A Cowboy (Dance Mix) |
Bonus-DVD | |
01 | AOL Sessions Consider Me Gone |
02 | AOL Sessions Strange |
03 | AOL Sessions Eight Crazy Hours (In The Story of Love) |
04 | AOL Sessions I Want A Cowboy |
05 | AOL Sessions Interview |
06 | CMT Unplugged If I Were A Boy |
07 | Behind The Scenes: Reba "Turn On The Radio" music video shoot |
08 | "Turn On The Radio" music video |