Reba McEntire steht seit Jahrzehnten für Country-Qualität
Etwas leichter fällt es, Gefallen an den Standards des spirituellen Songsbooks zu finden, wenn sich eine Country-Größe wie Reba McEntire an "Swing Low, Sweet Chariot" & Co. macht. Musikalisch werden hier stets hohe Standards erfüllt und gesanglich gibt es bei einer Allround-Künstlerin ihres Formats freilich nie etwas zu meckern. Ihr Name steht für Qualität. Und auch für Erfolg. Seit Mitte der 1970er Jahre reiht die 1955 in McAlester, Oklahoma, geborene Tochter eines Rodeo-Reiters Erfolg auf Erfolg. Satte 25 Nummer-eins-Country-Hits kann sie genauso verbuchen wie 80 Millionen verkaufte Tonträger und reihenweise Awards (darunter auch mehrere Grammys).
Wer jemals in Nashville war, wird sicher ihr Firmenimperium an der Music Row bewundert haben: ein stattlicher Büroturm-Komplex mit Hubschrauber-Landeplatz. Keine Frage, vom hemdsärmeligen, rothaarigen Country-Girl ist Reba McEntire in Wirklichkeit Lichtjahre entfernt. Na und? Das trifft schließlich für die meisten Nashville-Acts zu, die vom einfachen Leben singen und im Privat-Jet reisen. Es geht schließlich um das Verkaufen einer Illusion und darin ist Reba McEntire bis heute eine Meisterin. Nicht umsonst kann sie auch auf eine seit Ende der 1980er Jahre andauernde TV-Karriere verweisen - eigene Comedy-Show ("Reba") inklusive.
Auf "My Chains Are Gone” ist von Glamour, Platin-Alben und ihrer herausragenden Geschäftstüchtigkeit freilich nichts zu spüren. Im Gospel haben diese weltlichen Dinge keinen Platz. Da geht es um Innehalten, um Erleuchtung, um Frieden und um Glauben. Für das stimmgewaltige Rotkehlchen ist das alles kein Neuland, im Gegenteil. Schon vor fünf Jahren nahm sie ihr erstes Gospel-Album "Sing It Now: Songs of Faith and Hope" auf. Für ihr neues Gospel-Projekt hat sie sich aber nicht nur zwölf Klassiker und weniger bekannte Genre-Songs ausgekuckt - sie hat sich für "My Chains Are Gone” auch mehrere Stargäste ins Studio geholt.
Reba McEntires wandelt mit "My Chains Are Gone" auf Gospel-Pfaden
Die erste CD-Hälfte bleibt aber Reba McEntire solo vorbehalten. Hingebungsvoll und mit großem Einfühlungsvermögen interpretiert sie die mal getragenen, mal wuchtig arrangierten Genre-Songs, wie das subtile "Jesus Loves Me" (Opener), das wuchtig aufbereitete Bekenntnis "Oh, How I Love Jesus" oder das unverwüstliche, mit dem Titeltrack verwobene "Amazing Grace/My Chains Are Gone."
Nach dem Klassiker "I'll Fly Away" und "Because He Lives" stimmen bei "In The Garden/Wonderful Peace" die vierköpfige Gospel-Formation The Isaacs ein und sorgen für christliche Bluegrass-Momente. Country-Fans werden vermutlich noch mehr Freude an einer weiteren Kooperation haben: Bei "Softly & Tenderly" sind Schwiegertochter Kelly Clarkson und die stets fantastische Trisha Yearwood mit von der Partie - klarer Fall von Highlight der CD. Nach dem gefühlvollen "The Lord's Prayer" beendet Reba McEntire mit dem akustisch im Duett mit Lauren Daigle vorgetragenen "Back to God" diesen neuerlichen spirituellen CD-Ausflug.
Fazit: Auf "My Chains Are Gone" präsentiert Reba McEntire stimmungsvollen, manchmal salbungsvollen, immer aber kompetenten Country-Gospel. Bei einem Song mit dabei: Kelly Clarkson und Trisha Yearwood.
Label: MCA Nashville (Universal) | VÖ: 25. März 2022 |
01 | Jesus Loves Me |
02 | Oh, How I Love Jesus |
03 | When the Roll Is Called Up Yonder |
04 | Amazing Grace / Nearer My God to Thee |
05 | I'll Fly Away |
06 | Because He Lives |
07 | In the Garden/Wonderful Peace (mit The Isaacs) |
08 | How Great Thou Art |
09 | Softly & Tenderly (mit Kelly Clarkson & Trisha Yearwood) |
10 | I'd Rather Have Jesus |
11 | The Lord's Prayer |
12 | Back to God (mit Lauren Daigle) |