"Somewhere Down in Texas" ist offiziell das 28. Album in fast 30 Jahren Karriere. Gleich der erste Song gibt das Motto des gesamten Albums vor: "If The Whole World Wasa Honky Tonk" - wenn doch die ganze Welt ein Honky-Tonk-Schuppen wäre. Und es ist kein Stoßseufzer, den Strait hier ausstößt. Was er uns eigentlich sagen will, ist: Die perfekte Welt ist ein Honky-Tonk-Schuppen. Für Streitigkeiten braucht man keinen Supreme Court oder teure Anwälte, sondern geht mit dem Oponenten mal kurz vor die Tür. Ein Land, in dem George Jones der König ist und nicht George W. und er raucht jetzt erst mal politisch unkorrekt eine Zigarette und die nächste Runde Drinks geht auf ihn. Leisten kann sich der Texaner das ja, seit seiner ersten Nummer Eins in den US-Countrycharts, "Fool Hearted Memory", noch rekordverdächtige 49 weitere Solo-Nummer-1-Hits folgten.
Gleich Track zwei, die feine Ballade "Somewhere Down in Texas", eingespielt mit einem dahinschmelzender Nashville String Machine, zeigt George Straits einzigartige Gabe: Ihm gelingt es, seine Musik immer ganz selbstverständlich, entspannt, unangestrengt und ungezwungen klingen zu lassen., die Traditionen zu pflegen, aber nicht einstauben zu lassen. Und er beweist immer wieder ein exzellentes Händchen bei der Auswahl seiner Songs. Da findet er selbst in einem so gut erschlossenen Werk wie dem von Merle Haggard einen Song, von dem noch keiner gemerkt hatte, was für eine Perle der eigentlich ist: Leicht jazzig angehaucht und herrlich relaxt klingt Haggards "The Seashores of Old Mexico" von 1974 hier tatsächlich weniger nach einer Fluchtstory vor den US-Strafverfolgungsbehörden, sondern zu einer Abenteuerreise mit Romanze und Strandspaziergang. Einem Strandspaziergang mit vielen, vielen Walzerdrehungen. Auch hier legt die Nashville String Machine flauschige Geigenteppiche aus.Und damit er keinen "Explicit Lyrics"-Warnaufkleber der US-Zensur riskiert, singt Strait natürlich "dang" statt "damn."
Kaum ist Cory Mayos etwas dick aufgetragene Powerballade "You'll Be There" verklungen, da gibt Strait glücklicherweise mal ein wenig Gas: Der fiddle-fidele Honkey-Tonk-Klopfer "High Tone Woman" im Trio mit Wes Hightower und Marty Slayton: Dennicht ganz so freundlichen Vergleich einer Frau mit einer überschuldeten Kreditkarte sollte man vielleicht nicht so ernst nehmen. Umso schöner "Good News, Bad News", ein gefühlvolles Duett mit Lee Ann Womack, gleich gefolgt von dem tagträumerischen "A Perfect Day": Wie auch der Rest des Albums mit der Creme de la Creme Nashvilles eingespielt: Bryan Sutton, Steve Gibson und Brent Mason an den vielen Gitarren, Steve Nathan am Piano, Stuart Duncan an der Fiddle, Paul Franklin an der Steel Guitar. "Mit einer Kiste Jack Daniels und einem Box-Set Merle Haggard-CDs" macht sich Strait dann bereit für das Ende der Welt, in dem melancholischen "Ready for the End of the World" aus der Feder von Clint Daniels und Tony Martin. Das schönste aber kommt zum Schluss: Walt Aldridge/Michael Whites poetische Folkcountrynummer "By The Light Of A Burning Bridge". Herzerwärmend.
Fazit: Auch wenn er es auf seinem 28. Album teilweise sehr, sehr verhalten angehen lässt: George Strait hat es mal wieder geschafft: Wie keine andere steht seine Country-Kunst für Verlässlichkeit, ohne aber mit übertriebender Musiknostalgie zu langweilen.
Label: MCA Nashville (Universal) | VÖ: 28. Juni 2005 |
Titelliste
Links
01 | If The Whole World Was A Honky Tonk | 07 | Oh, What A Perfect Day |
02 | Somewhere Down In Texas | 08 | Texas |
03 | The Seashores Of Old Mexico | 09 | Ready For The End Of The World |
04 | You'll Be There | 10 | She Let Herself Go |
05 | High Tone Woman | 11 | By The Light of A Burning Bridge |
06 | Good News, Bad News |
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