Der Verdacht bestätigt sich schon beim ersten Song. In bester Roots-Tradition gibt Cook Stil, Tempo und Motto vor: "Times Are Tough In Rock 'n' Roll" ist eine quietschvergnügte Bluegrass-Nummer, bei der Cook ihre Liebe zum Genre untermauert und zugleich ein freches Statement zum Status Quo der US-Popkultur abgibt: "Reason is to feel this way / Rollin' Stone has seen its day / All my feelings, all my fears were confirmed with Britney Spears" singt sie zu Fiddle Mandoline und Banjo. Das sitzt und hat definitiv Klasse.
Ähnlich keck geht Cook bei der Singleauskopplung "Sometimes It Takes Balls To Be A Woman" zu Werke, das sich in bester Patsy-Kline-Manier als neue Hymne für alle starken und selbstbewussten Country-Ladies eignet. Doch stellt sich Cook nicht nur textlich in die Nähe ihrer Vorbilder Loretta Lynn, Dolly Parton oder Emmylou Harris, auch musikalisch befindet sich die Tochter eines Schwarzbrenners mit College-Abschluss in deren Nachbarschaft. Auch ihre Stimme kann ohne weiteres in einer Reihe mit den oben genannten Referenzen konkurrieren: Sexy, verführerisch, einfühlsam, emotional und nicht zuletzt sehr, sehr smart setzt sie die elf Songs der CD in Szene. Neun der Songs stammen übrigens aus Cooks eigener Feder.
Für die Produktion zeichnet Nashville-Veteran und Ex-Gatte von Rosanne Cash Rodney Crowell verantwortlich. Seinem Einsatz ist es zu verdanken, dass die Musik genauso ehrlich und authentisch klingt, wie die Texte und Stimme Cooks. Ganz eindeutig beziehen Cook und Crowell Stellung gegen kommerzialisierten, chart-orientierten Country und es gelingt ihnen Erstaunliches: Jeder Song hat definitiv Hitpotential. Die Songs klingen nie wie am Reißbrett entworfen, sondern als wären sie ganz natürlich entstanden: Eine Idee, ein Gefühl, ein Song.
Natürlich hat Cook ein eingespieltes Team an ihrer Seite: Der bereits erwähnte Produzent Rodney Crowell, der auf dem Song "Down Girl" gemeinsam mit Nanci Griffith brilliert. Ein weiterer Gast ist der rebellische Bobby Bare Jr., der mit seiner eindringlichen Stimme sonst eher von der Americana-Fraktion favorisiert wird. "Rest Your Weary Head" heißt die tieftraurige Ballade, bei der Bare und Cook gewaltig auf die Tränendrüse drücken und damit eines von vielen Highlights des Albums kreieren. Eine wichtige Rolle spielt auch der Ehemann von Elizabeth Cook, Tim Carrol, ein durch Punk sozialisierter Nashville-Outsider, der auf "Balls" viele der hervorragenden Gitarren-Parts beisteuerte. Seinem Einfluss ist es wohl auch zu verdanken, dass sich Cook dazu entschied, mit "Sunday Morning" einen Song von Velvet Underground zu covern. Ein bisher einmaliges Unterfangen für eine Country-Sängerin, das jedoch ganz hervorragend funktioniert wie im Übrigen das gesamte Album. Ja, Elizabeth Cook hat definitiv "Balls", sehr viel Talent, Köfchen und eine hervorragende Beobachtungsgabe. Wir werden noch viel hören von Elizabeth Cook.
Fazit: Hervorragendes Album, das mit intelligenten Texten, einer wunderbaren Stimme und einem herrlich traditionellen Sound punkten kann. 100% Country - mehr gibt es da nicht zu sagen.
Label: 31 Tigers (rough trade) | VÖ: 23. November 2007 |
Titelliste
Links
01 | Times are tough in Rock 'n' Roll | 07 | Sunday Morning |
02 | Don't Go Borrowing Trouble | 08 | What do I do |
03 | Sometimes it takes balls to be a Woman | 09 | Down Girl |
04 | Rest Your Weary Mind | 10 | Gonna Be |
05 | He Got No Heart | 11 | Always Tomorrow |
06 | Mama's Prayers |
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