Für die lange Veröffentlichungs-Pause - das regulär letzte Studio-Album "Welder" erschien schon 2010, zwei Jahre später folgte noch die EP "Gospel Plow" - gibt es mehrere Gründe. 2013 ließ Elizabeth Cook sich von ihrem Mann, dem Sänger und Songwriter Tim Carroll scheiden. Es folgten in rascher Folge sechs Todesfälle mehrerer Angehöriger, sowie ein Feuer das die Farm der Familie zerstörte. Damit nicht genug - die vielen Schicksalsschläge lösten einen emotionalen Zusammenbruch aus, gefolgt von einem Aufenthalt in der Reha und der Diagnose, dass Elizabeth Cook eine manisch-depressive Erkrankung hat, die sich durch ausgeprägte Schwankungen im Antrieb, im Denken und in der Stimmungslage einer Person auszeichnen.
Düster und trotzig: "Exodus of Venus" ist kein Soundtrack für die nächste Party
Das Album startet mit dem Titeltrack "Exodus of Venus". Schnell wird klar, dass Elizabeth Cook nichts von ihrer Bissigkeit verloren hat. Ihre Stimme klingt in Teilen immer noch gewollt provokant - der Sound ist allerdings viel düsterer, als man es von der 43-Jährigen aus der Vergangenheit kennt. Für den schwül anschwellenden und psychedelischen Blues-Gitarrensound ist Gitarrist Dexter Green verantwortlich, der das Album auch produziert hat und zudem an neun der elf Titel mitgeschrieben hat.
Beim folgenden "Dyin'" kommt das schwermütige Fundament aus einer altehrwürdigen Hammond B-3. Spätestens jetzt sollte jedem klar sein, dass das Ganze hier insgesamt keine fröhliche Angelegenheit wird. "Every Time I push - You turn around and shove" (Immer wenn ich drücke, drehst du dich um und schiebst). Optimismus sieht anders aus. Auf der anderen Seite: Fans von Americana-Meisterin Lucinda Williams werden nicht nur diese Nummer lieben.
Das neue Album "Exodus of Venus" beinhaltet nach Aussage der Sängern, die beim Radiosender Sirius XM Outlaw Country ihre eigene Show "Elizabeth Cook's Apron Strings" moderiert, vor allen Dingen neue Songs. Das funkig klingende "Methadone Blues" ist einer der älteren Tracks. Die Nummer setzt inhaltlich die Geschichte der "Heroin Addict Sister" fort, von der Elizabeth Cook schon beim gleichnamigen Lied auf dem Album "Welder" erzählt hat. Ein fröhlich anmutender Song über die unerbittliche Schlacht mit der Sucht - das ist Elizabeth Cook in Hochform.
Erfreulicherweise erinnert sich die Songwriterin noch ihre Country-Wurzeln. "Straight Jacket Love" wechselt gekonnt zwischen Walz und treibendem Rockabilly-Beat hin und her und bietet so innerhalb der sonst eher düster schwammigen Songs mal eine gute Gelegenheit zum Luft holen. Patty Loveless als Gast setzt der klasse gesungenen Nummer das Sahnehäubchen auf.
Irgendwie passt es zu Elizabeth Cook, dass sie ausgerechnet für das schwergängige "Slow Pain" das erste Video gedreht hat. Vielleicht eine Art der Selbstreinigung, geht es darin um den schonungslosen Blick auf eine gescheiterte Ehe. Dranbleiben lohnt sich auf jeden Fall, denn was Jesse Aycock bei dieser Nummer aus der Lap-Steel-Gitarre herausholt, ist bemerkenswert. Der Abschluss des Albums fällt weniger laut, sondern sehr atmosphärisch aus, geht es beim traurigen "Tabitha Tudor's Mama” doch um eine Entführung, die sich vor über zwölf Jahren in East Nashville ereignet hat und bis heute nicht aufgeklärt ist.
Fazit: Elizabeth Cook verschafft sich nach zahlreichen Rückschlägen musikalisch Luft. "Exodus of Venus" eine trotzige und düstere Antwort auf die stürmischen Zeiten, die die Sängerin erlebt hat. Das individuellste und emotionalste Album ihrer Karriere.
Label: Agent Love (hier nicht veröffentlicht) | VÖ: 17. Juni 2016 |
01 | Exodus of Venus |
02 | Dyin' |
03 | Evacuation |
04 | Dharma Gate |
05 | Slow Pain |
06 | Straightjacket Love |
07 | Broke Down in London on the M25 |
08 | Methadone Blues |
09 | Cutting Diamonds |
10 | Orange Blossom Trail |
11 | Tabitha Tuder's Mama |