Irrtümlicherweise. Denn die beiden auf dem Cover dunkel gekleideten, dafür aber umso fröhlicher lachenden Gesellen meinen - dafür braucht es nicht mal das Studium des Titeltracks - den Begriff "Country" nicht als Genrebezeichnung. Mit "My Kind Of Country" liefern Johnny und Donnie vielmehr ihre persönliche Wunschvorstellung des Amerikas anno 2007 ab. Es ist das Amerika des George Bush Jr.'s: mit Eistee, NASCAR-Rennen, Jeans, Football, Pick-ups ("clean fun") und jeder Menge Star-Spangled-Banner-Geschwenke. So weit, so ernüchternd. Richtig übel wird es aber dann, wenn die zwei Südstaatler den Macho ("Honey get that man a beer") oder den Chauvi ("Ain't no strangers 'round here") raushängen lassen. Gegen diese Plattitüden kommt auch der keineswegs üble, mit Countrytupfern garnierte Southern-Rock an, mit dem sie ihren Patriotismus untermalen.
Das gilt leider für mehrere Songs, zum Beispiel auch für das im Dreiviertel-Takt gehaltene "These Colors Don't Run". Der Titel lässt ja schon üblen Hurra-Patriotismus erahnen - und Zeilen wie "let me tell you son, we're still number one" bestätigen die Befürchtungen. Harter Redneck-Tobak ist das, und nur schwer verdaulich für einen halbwegs aufgeklärten Menschen, der sein politisches Wissen nicht ausschließlich über CNN bezieht. So viel zu den Inhalten...
Musikalisch können die beiden Rauhbeine allerdings durchaus punkten. Schon der robuste Opener "Train" schiebt mit fetzigem Southern-Rock, temperamentvollem Gitarrensolo und würzigem Gesang an, wie ein Amtrak-Zug zwischen San Antonio und El Paso. Da kommt Freude auf.
Wenngleich die beiden Van Zants ihre Stärken im Rock 'n' Roll ("Goes Down Easy", "It's Only Money") und natürlich im Southern-Rock ("We Can't Do It Alone") haben, können Johnny & Donnie - vermutlich als eine Art von Altersmilde - in gefühlvollen, balladesken Titeln punkten. Beste Beispiele hierfür bieten "That Scares Me" und das finale, von Johnny & Donnie gemeinsam mit Brad und Brett Warren geschriebene "Headed South", in denen sich die beiden von ihrer verletzlichen Seite zeigen. Und die steht ihnen allemal besser, als dieser Wir-tollen-Amis-Quatsch.
Auch wenn die Beiden ihr neues Album in Nashville (gemeinsam mit dem A-Session-Team) aufgenommen und neben Brett und Brad James als Songautoren Country-Könner wie Bob DiPiero und David Lee Murphy verpflichtet haben, spielt Country nur eine Nebenrolle: Als Tupfer, als Beiwerk, als musikalische Randnotiz in Form einer Fiddle, Pedal Steel Guitar oder Dobro. Van Zant steht - das war so, das bleibt so - für Southern-Rock.
Fazit: Stammtisch-Texte, verpackt in würzige Southern-Rock-Klänge. Bush-Wähler werden das Album lieben, alle anderen sollten die Lyrics besser überhören. Merke: nicht vom Titel beeinflussen lassen! Mit "Country" ist nicht die Musik, sondern die amerikanische Heimat der beiden Rock-Recken gemeint.
Label: Columbia Nashville (Sony) | VÖ: 9. November 2007 |
Titelliste
Links
01 | Train | 07 | It's Only Money |
02 | These Colors Don't Run | 08 | We Can't Do It Alone |
03 | Goes Down Easy - Album Version | 09 | Friend |
04 | That Scares Me | 10 | It's All About You |
05 | My Kind Of Country | 11 | Headed South |
06 | The Hardest Thing |