Ähnlich wie bei Brooks & Dunn die Rollenverteilung: Ein Hut-Mann, einer ohne. Der eine übernimmt die meisten Lead-Vocals, der andere assistiert brav. Trotzdem sind Montgomery Gentry keineswegs ein plumper Abklatsch des Erfolgsrezeptes von Brooks & Dunn. Obwohl sich auch auf der neuen CD "Some People Change" einige Parallelen auftun. Vor allem, wenn die zwei Rauhbeine auf Samtpfoten daher kommen, wie zum Beispiel in der vollblütigen Ballade "Lucky Man" oder bei dem verliebten Countryrocker "If You Wanna Keep An Angel". Kix Brooks und Ronnie Dunn hätten diese Songs kaum anders interpretiert.
Die Grundhaltung von Montgomery Gentry ist jedoch eine völlig andere: Viel, viel robuster, rabiater, rebellischer. Obwohl Brooks & Dunn die erklärte Lieblingsband von George W. Bush sind - gegen Montgomery Gentry erscheinen sie wie zwei homosexuelle Linksliberale. So sind die Themen des wuchtigen Zweiers von latentem Patriotismus, von Bier, Suff, Pickups, Frauen und Football geprägt. Man nehme nur "Hey Country". Ein als Rekrutierungs-Aufforderung getarnter Country/Southern-Rocker voll gepackt mit Testosteron. Wer mal auf die Website der zwei Hardliner guckt, kann an hartem Tobak knabbern: Nachdem die Band mehrfach für US-Truppen im Ausland gespielt hat, gibt Troy Gentry hier kund: "Das hat mir die Augen geöffnet, als ich unsere Soldaten sah, wie sie im Irak und in Afghanistan gegen den Terrorismus kämpfen. Sie helfen dort, um den Menschen ein besseres Leben zu bescheren." Und Bandkumpel Eddie lässt allen ernstes verlauten: "Das erinnert mich jeden Tag daran, dass Amerika die größte Nation der Welt ist - und es auch immer bleiben wird."
Trotzdem muss man zugeben, dass die zwei Bilderbuch-Rednecks aus Kentucky musikalisch einiges zu bieten haben: Der bluesige, an ZZ Top erinnernde Knaller "Your Tears Are Comin'", die in Tim-McGraw-Manier produzierte Power-Ballade "Twenty Years Ago", der von Kenny Chesney bekannte Opener und Titelsong, den in leichte Folk-Klänge verpackten Fahnenschwenker "Redder Than That", der robuste CD-Rausschmeisser "Free Ride In The Fast Line" und - als emotionaler Höhepunkt - die soulige Ballade "Clouds". Und auch dazwischen finden sich Songs, die musikalische einiges an Unterhaltungswert liefern. Auf die Texte sollte man besser aber nicht zu genau achten.
Fazit: Auch wenn man sich die zwei eher mit einer weißen Kapuze und einer Fackel in der Hand vorstellen kann, als in einer Blues-Bar in Memphis - der Redneck-Zweier serviert ein musikalisch überzeugendes Album.