"Out Here In It" heißt die kraftvolle EP von Country-Legende Tracy Lawrence
Die Country-Industrie ist heute wesentlich kurzlebiger als in der Ära, in der ein Garth Brooks, Travis Tritt, Clint Black, Alan Jackson oder eben auch Tracy Lawrence in die Öffentlichkeit traten. Das Szenario, welches wir teilweise erleben, von Künstlern und Künstlerinnen, die identisch aussehen und klingen, konnte sich in diesen "guten alten Zeiten" wohl niemand vorstellen.
Die Hitmacher der großen Label kreieren wundersame Geschöpfe und doch ist das Verlangen nach dem Echten präsenter denn je. Eine Erklärung, weshalb auch Tracy Lawrence über all die Dekaden kaum etwas von seinem Glamour verlor und seine Konzerte inzwischen auch von jungen Menschen besucht werden. Diese sehnen sich wohl nach dem Fundament der country-typischen Instrumentalisierung, von dem Tracy Lawrence nie abgewichen ist. Auch wenn er seinen alten Hits des Öfteren einen neuen Schliff verpasst hat, war dies immer nur so viel, dass sie nie ihren herrlichen Ursprung verloren haben. Es braucht immer jede Menge Fiddle, ein Saloon Piano und Steel Guitar.
Revival von "Paint Me a Birmingham"
Beim Hören des dritten Tracks, "Gulf of Mexico", dieser aktuellen Sommer-EP , wird nicht nur dem Hardcore-Fan sofort die Ähnlichkeit zu einem der zum einen größten Hits und zugleich berührendsten Songs von Tracy Lawrence auffallen. Im Jahr 2004 veröffentlichte er "Paint Me a Birmingham" und erzählte darin die tieftraurige Geschichte eines Mannes, der am Strand einen Straßenkünstler trifft, den er bittet, eine Szene auf Leinwand zu zeichnen, die er mit seiner verlorenen großen Liebe erträumt habe. Er würde alles geben, könne er diesen Moment noch ein einziges Mal Wirklichkeit werden lassen. Genau 20 Jahre später nun versetzt Tracy Lawrence in "Gulf of Mexico" mit gleicher bildhafter Sprache und Melodie in eine ähnliche Stimmung. Und er kann es noch immer. Er zieht vielleicht nur nebenbei auch eine neue Generation von Fans genauso in seinen Bann wie damals deren Eltern.
Vielfältigkeit auf "Out Here In It"
Die EP birgt Überraschungen und dann doch auch wieder nicht. In "Pretty Dang Good" und "Honky Tonk Up" kommt Tracy Lawrence sehr treibend und explosiv, wir mögen ihn dann doch lieber weniger kantig, wie in im "A Cowboy Would".
Fakt ist, Tracy Lawrence ist angesagt wie nie. Seine Konzerte sind ausverkauft, in seiner Live-Show TL's Roadhouse interviewt er regelmäßig aktuelle Künstler und Newcomer und kürzlich wirkte er bei Hard's Projekt "Hixtape, Volume 3: Difftape", einem Tribut für seinen 2020 verstorbenen guten Musikerfreund Joe Diffie, mit und nahm gemeinsam mit Lainey Wilson dafür "Prop Me Up Beside The Jukebox (If I Die)" auf. Zwischendurch gönnt er sich dann aber auch mal etwas Auszeit für sein Hobby Golf.
Zu "Out Here In It" sagt Tracy Lawrence, er wollte die EP zeitgenössisch und doch auch "Country" genug gestalten. Was er geschafft hat. Es ist seit längerem mal wieder ein eigenes Projekt, für das er im Studio war und das Warten hat sich definitiv gelohnt. Als einer der bedeutendsten Neotraditionalisten hat sich Tracy Lawrence etabliert, er ist zeitlos, doch niemals altmodisch. "Out Here In It" wird seine Anhänger von damals ebenso erreichen, wie das heute junge Publikum.
Fazit: "Out Here In It" ist exakt das solide und effektvolle Werk, das wir von Tracy Lawrence im Jahr 2024 erwartet haben. Er bleibt sich und seiner Musik treu, bietet die Stärke, die man von ihm gewohnt ist.