"Rise & Fall" beschert 13 neue Lieder von Scotty McCreery
Beim Opener von "Rise & Fall" kommt dem Rezensenten direkt die Redewendung in den Sinn, bei der es darum geht, mit der Tür ins Haus zu fallen. Im Fall von Scotty McCreery ist es natürlich keine handelsübliche Wohnungstür, sondern die eines Honkytonks. "Little More Gone" bringt das Album mit einer nahezu bahnbrechenden Energie ins Rollen und das, ohne dabei laut zu werden. Bar-Geklimper, reichlich Gitarren, eingängiger Groove und ein starker Gesangsvortrag - mehr kann ein Opener kaum mitbringen.
Wenige Tage vor dem Erscheinen des neuen Albums "Rise & Fall" ist Scotty McCreery mit der Vorab-Single "Cab in a Solo" seine sechste Nummer 1 in den Mediabase Country Charts gelungen. Eine Nummer, die wie viele andere auf der Produktion ganz tief in die musikalische Country-Nostalgie der 90er Jahre eintaucht. Zudem ein romantischer Song, der Lust auf mehr hinterlässt, obwohl das Lied ohne Happy End bleibt, denn der Protagonist trinkt am Ende die Flasche Rotwein allein, die eigentlich als Präsent für seine Ex gedacht war.
Märchenhafte Geschichten von Scotty McCreery
Die märchenhafte Geschichte des Sängers, der schon im Kindergarten seine Ehefrau kennengelernt und diese 2018 geheiratet hat, ist seit der Geburt von Sohnemann Avery im Oktober 2022 um ein weiteres Kapitel reicher. Scotty McCreery hatte die Vorfreude auf die Geburt schon beim auf dem letzten Album enthaltenen "It Matters to Her" und dem dazugehörigen Video mehr als nur anklingen lassen, nun gibt es mit dem schönen "Love Like This" den Nachfolger, bei dem der Künstler die Liebe zu seinem Baby und dessen Mutter besingt. Was in einer Soap wahrscheinlich kitschig rüberkommen würde, ist hier eine der vielen vertonten, authentischen Geschichten aus dem Leben, mit denen der Sänger seit Jahren seine Anhängerschaft begeistert und nebenbei über Privates informiert.
Bei "Slow Dance" huldigt Scotty McCreery musikalisch dann gleich zwei seiner großen Vorbilder auf einmal. Bei der Country-Ballade singt er teilweise so wunderbar tief wie Josh Turner, dazu kommt ein gewisser George Strait nicht nur im Text vor, es macht vielmehr den Anschein, als habe Scotty McCreery dem Meister den Song vor der Nase weggeschnappt, so gut würde die Nummer ins Repertoire des Superstars passen. Doch tatsächlich hat junge Familienvater den Song im Gegensatz zum mit RIAA-Platin ausgezeichneten "Damn Strait" nicht von anderen Textern schreiben lassen, sondern selbst zusammen mit Brent Anderson, Derek George und Monty Criswell verfasst.
Insgesamt ist Scotty McCreery bei lediglich einem Titel, der Ballade "Dear Rose" nicht am Songwriting beteiligt gewesen.
Rise & Fall - Musik für das Country-Radio
Die Titel kommen im gewohnten Scotty McCreery-Sound herüber, sodass langjährige Fans die Platte, die wie gewohnt von Frank Rogers produziert wurde, problemlos direkt in ihre Sammlung aufnehmen können. Dass viel Material live im Studio mitgeschnitten worden ist, belegen das explosive "Can't Pass the Bar" und das coole "And Countin'".
Aus einem Guss kommt zudem der unerhört eingängige Song "Behind a Tractor" herüber, ein Song, der in den Country-Radios eigentlich in Dauerschleife laufen müsste.
Um Heimatliebe, Glauben und nicht zuletzt um den Genuss von kaltem Bier geht es bei "Porch" zum Abschluss des Albums. Ein starker Song, der in den letzten Zeilen wiederum an den Sohnemann adressiert ist, dem sein Vater anbietet, immer für ihn da zu sein.
Fazit: "Rise & Fall" erlaubt tiefe Einblicke in das Seelenleben von Familienvater Scotty McCreery. Dazu bringt das Album reichlich potenzielle Hits für Freunde eines traditionelleren Sounds mit.