Um diese Prognose anzustellen, muss man weder ein begabter Hellseher sein noch im Kaffeesatz lesen. Denn: Die Band um den bulligen Sänger, Songschreiber und Namensgeber hat schließlich ein Nummer-eins-Abo gelöst. Nicht ganz von Anfang an, das nicht. Ihr 2008 erschienenes Debüt-Album landete schließlich noch auf einem fast schon beschämenden zweiten Platz der Country-Hitparade. Doch dann ging es auch schon los mit den Bestmarken: das zweite, dritte, vierte, fünfte und sechste Album ("The Owl" aus dem Jahr 2019) eroberte jeweils den Spitzenplatz - und dazu drei Mal nicht nur in der Country-Abteilung, sondern auch in den Pop-Charts. Wie man so ein Phänomen nennt? Superstars! Ohne Wenn und Aber.
Ganz auf Zuversicht getrimmt: die Zac Brown Band
Zwei Jahre also nach "The Owl" tritt die Zac Brown Band zu "The Comeback" an. Der Titel ist, da die Formation ja nie weg war, wohl eher metaphysisch gemeint oder - was noch wahrscheinlicher ist - er spielt auf die allseits bekannten Lebensumstände an. Wer sich den ziemlich genau in der Mitte der 15-Songs-Sammlung platzierten Titeltrack genauer vornimmt, wird euphorische Akkord-Verbindungen, einen schmetternden Gospel-Chor sowie Textzeilen wie "after the storm" ausmachen. Klarer Fall von Phönix aus der Asche. Ein Song, wie ein klingendes Wundpflaster oder - noch besser - wie eine Umarmung: es geht weiter, alles wird gut. Wenn Optimismus singen könnte, so ähnlich würde sie klingen. Und tatsächlich: "The Comeback zelebriert unsere kollektive Widerstandsfähigkeit als Gemeinschaft", sagt Zac Brown über das Album. "In diesem Projekt geht es darum, zusammenzustehen und unsere Wurzeln wiederzuentdecken und das, was uns menschlich macht. Das einzig Gute an Rückschlägen ist das anschließende Comeback."
Schon der Opener "Slow Burn", die zweite, von Brown, Ben Simonetti und Ben Hayslip geschriebene Single-Auskopplung schlägt in diese Kerbe. Geht es in dem gleichermaßen gefühlvollen wir wuchtig rockenden Song doch um die erste Liebe. "Es gibt ganz bestimmte Erinnerungen, die mit der ersten Verliebtheit verbunden sind", sagt Brown, "`Slow Burn´ fängt das Gefühl ein, an Orte zurückzukehren, an denen die Details all dieser Erfahrungen, die dich geprägt haben, wieder hochkommen."
Als erste Single schickte das achtköpfige Musiker-Kollektiv aus Atlanta, Georgia, indes einen Song ganz anderer Machart ins Rennen: "Same Boat" bietet akustisch geprägten, harmonisch gefälligen und dazu hochgradig fröhlichen Country-Folk. Natürlich haben sowohl Fans als auch Medien sofort bei dem Appetit-Happen angebissen - wie rund 30 Millionen Streams beweisen.
Gelungener Spannungsbogen: die 15 Songs von "The Comeback"
Wie schon auf ihren früheren Alben gelingt der Band erneut die ausgewogene Balance aus ruhigen, schon fast zurückhaltend arrangierten Songs, opulent orchestrierten und dazu mit virtuosen Glanzleistungen ausgestatteten Country-Rockern und der einen oder anderen Überraschung. Diese Mischung macht´s. Sie sorgt für eine enorme Dynamik-Bandbreite und dafür, dass zu keinem Takt Langeweile aufkommt. Man nehme nur den leisen, introvertierten Folk von "Wild Palomino" und das anschließende, mit hymnischen Refrain-Melodien und stadiontauglichen Drum-Grooves und Gitarren-Salven versehene "Us Against The World". Eigentlich zwei musikalische Welten - vereint aber durch den warmen Gesang Browns und dem musikalischen Selbstverständnis der Band.
Wie professionell die live in ihrer bekifft-übermütigen Art an die guten, alten Grateful Dead erinnernde Band im Studio zu Werke geht, zeigt sich in der Song-Zusammenstellung von "The Comeback". Sie ist: Aus einem Guss. Fast wie bei einem guten Film weist das Album mehrere Spannungsbögen auf. So wechseln sich gemütliche Titel – wie das mit Karibik-Flair aufgeladene "Paradise Lost On Me" und der Country-Roots-Track "Love & Sunsets" - ab mit hymnischen Balladen ("AnyDayNow") und schon fast bombastischen Country-Rock-Klängen ("GA Clay").
Dass das Musikverständnis dieser eingeschworenen Virtuosen-Clique nicht an der Stadtgrenze von Nashville aufhört, beweist die Zac Brown Band auch mit ihren zwei Star-Gästen: Bei dem langsamen, dennoch kraftvollen Country-Blues von "Stubborn Pride" stellt der junge Gitarrist Marcus King sein enormes Talent ins Schaufenster und bei den souligen Folk-Klängen von "Closer To Heaven" teilt sich Zac Brown - damit durfte man nun gar nicht rechnen - das Mikrofon mit Jazz-Star Gregory Porter. Auch das: ein Statement der Zuversicht.
Fazit: Mit den 15 Songs von "The Comeback" unterstreicht die Zac Brown Band ihre Sonderstellung im Country. So klingt Optimismus!
Label: Warner Nashville (Warner) | VÖ: 15. Oktober 2021 |
01 | Slow Burn |
02 | Out in the Middle |
03 | Wild Palomino |
04 | Us Against the World |
05 | Same Boat |
06 | Stubborn Pride (mit Marcus King) |
07 | Fun Having Fun |
08 | The Comeback |
09 | Old Love Song |
10 | Any Day Now |
11 | Paradise Lost on Me |
12 | GA Clay |
13 | Love and Sunsets |
14 | Closer to Heaven (mit Gregory Porter) |
15 | Don't Let Your Heart |