Ob das neue Album "The Owl" eine Reaktion auf die schwächeren Verkaufszahlen des 2017 erschienenen Album "Welcome Home" ist, kann an dieser Stelle nur vermutet werden. Fakt ist, dass vom vor zwei Jahren erschienenen Longplayer nur gut 300.000 Exemplare in den USA verkauft worden sind, was nicht einmal halb soviel ist, wie vom Vorgänger "Jekyll + Hyde" abgesetzt wurden. Wer die Entwicklung der Musiker, die als spielfreudige Southern Rock Gruppe ihre Karriere gestartet haben, ein wenig verfolgt hat, dürfte sich beim Hören des neuen Albums "The Owl" unweigerlich an "Jekyll + Hyde" erinnert fühlen, denn auch bei den lediglich elf neuen Songs zeigt sich die Zac Brown Band wieder gewillt, die Grenzen der Country Music neu zu definieren.
Pop, Rock, Rap und Hip-Hop auf "The Owl"
Doch - so viel sei schon verraten - wirklich neu erfindet sich die Band im Gegensatz zum 2015er Album nicht. Stattdessen gibt es ein ausführliches Comeback von R&B-Beats und Dancefloor-Pop, sodass Fans der ersten Stunde gleich mit dem Opener "The Woods" ein schwer verdaubares Stück vor sich haben.
"Need This" lässt dank des soliden Grundgrooves zumindest erahnen, woher die Band kommt, doch die gewagte Mischung aus Pop, Rock und Hip-Hop ist zu sperrig und überfrachtet, um die Partylaune auszulösen, die Frontmann Zac Brown teils im Stil eines Rappers besingt. Produziert wurde die Nummer von Jason "Poo Bear" Boyd (Justin Bieber), Andrew DeRoberts (Brantley Gilbert) und Ryan Tedder, dem Sänger der Gruppe OneRepublic.
"OMW" setzt den vorläufigen Tiefpunkt und hat überhaupt nichts mehr mit dem zu tun, was die Band in den vergangenen Jahren über zehn Jahren ausgezeichnet hat. Blubbernde Beats, Fingersnaps und dazwischen noch funky Gitarren - trotzdem klappt es nicht überzeugend, die im Song besungene positive Energie aus den Boxen zu transportieren.
Auch die experimentelle Militärhymne "Warrior" funktioniert nicht. Richtig tapfer müssen langjährige Fans bei "God Given" sein, bei dem Zac Brown erneut den Rapper gibt, diesmal aber die Beats so laut aufgedreht sind, dass einem unweigerlich die Musikvideos in Erinnerung gerufen werden, bei denen Rapper ihre Coolness unter Beweis stellen, indem die in getunten Autos sitzen, die im Rhythmus der Beats auf- und abhüpfen.
Neue CD bietet wenig geeignetes Material für langjährige Zac Brown-Fans
Es dauert eine ganze Weile, bis der erste klassische Zac Brown-Song erklingt. "Me and the Boys in the Band" ist eine knarzig-groovende Nummer, die neben satten Bass- und Fiddle-Einlagen noch reichlich Gitarren und Bar-Piano-Geklimper enthält und so authentisch klingt, als sei sie von den talentierten Musikern in einem Durchgang aufgenommen worden.
Das humorvolle, musikalisch pulsierende "Shoofly Pie" ist zwar kein echter Hit, kommt aber sehr gut ohne künstliche Loops und Spielereien aus. Tröstlich ist zudem, dass es zum Abschluss des Albums mit "Leaving Love Behind" noch eine emotionale und sehr gelungene Pianoballade zu hören gibt.
Fazit: Mit "The Owl" stellt die Zac Brown Band Fans der ersten Stunde auf eine harte Probe. Die Kombination aus pumpenden Beats, Rap-Einlagen und einer Prise Rock ist gewöhnungsbedürftig, dazu lassen die Musiker viel zu selten ihre gewohnte Spielfreude aufblitzen.
Label: Wheelhouse / BMG (Warner) | VÖ: 20. September 2019 |
01 | The Woods |
02 | Need This |
03 | OMW |
04 | Someone I Used to Know |
05 | Me and the Boys in the Band |
06 | Finish What We Started (mit Brandi Carlile) |
07 | God Given |
08 | Warrior |
09 | Shoofly Pie |
10 | Already On Fire |
11 | Leaving Love Behind |