"Magnolien aus Stahl - Die Stärke der Frauen" mit Dolly Parton in einer Hauptrolle.
Als Country-Sängerin ist Dolly Parton längst Legende. 1946 in Tennessee geboren schrieb sie schon mit 13 Jahren erste Songs und hatte seitdem 25 Nummer-eins-Hits, was bis heute einmalig ist. Auch mit dem kürzlich verstorbenen Kenny Rogers (†81) sang sie gleich zu Beginn ihrer Karriere etliche Duette. 1980 holte sich Hollywood die gerade mal 1,52 m große Dolly Parton.
Neben Jane Fonda und Lily Tomlin spielte sie ihre erste Hauptrolle in "Warum eigentlich…bringen wir unseren Chef nicht um?". Sie schrieb auch den Titelsong "9 to 5", feierte damit zugleich ihren ersten Nummer-eins-Hit und bekam auch noch eine Oscar-Nominierung dafür. Zwei Jahre später trat sie mit Burt Reynolds (†82) für "Das schönste Freudenhaus in Texas" vor die Kamera.
In "Magnolien aus Stahl - Die Stärke der Frauen" (1989) spielte Parton ihre letzte große Kinorolle, und das sicherlich nicht, weil sie "nur" zum Ensemble damaliger führender Hollywooddiven gehörte. Denn Regisseur Herbert Ross (†74) bescheinigte ihr immer wieder schauspielerische Mängel. Womöglich führte das zu Dolly Partons abrupten Ende ihrer Kinokarriere oder sie hatte es schlichtweg nicht mehr nötig, als reichste Sängerin aller Zeiten auf ein zweites Standbein zu setzen. "Magnolien aus Stahl - Die Stärke der Frauen" ist dennoch ein Klassiker geworden.
Südstaaten-Ladies im Schönheitssalon
In "Magnolien aus Stahl - Die Stärke der Frauen" verkörpert Dolly Parton mit ihrer goldblonden Mähne die perfekte Friseurin namens Truvy Jones. In ihrem Schönheitssalon in einem kleinen Kaff in Louisiana treffen sich regelmäßig die Frauen aus der Nachbarschaft, um neben Lockenwicklern und Nagellack den neuesten Tratsch auszutauschen. M'Lynn (Sally Field) bereitet gerade die Hochzeit ihrer Tochter Shelby (Julia Roberts) vor und teilt ihre Bedenken. Weil Shelby zuckerkrank ist, darf sie keine Kinder gebären. Clairee (Olympia Dukakis), Ouiser (Shirley MacLaine) und Truvys Angestellte Annelle (Darryl Hannah) muntern M'Lynn mit Mutterwitz wieder auf.
Wenige Monate nach der Hochzeit offenbart Shelby, dass sie schwanger ist. Sie folgt damit ihrem Herzen und ist für jedes Risiko bereit. Tatsächlich versagen ein Jahr nach der Geburt ihre Nieren. Ihre Mutter ist bereit, eine ihrer Nieren zu spenden. Schwere Tage, Wochen und Monate folgen. Aber ihre starken Freundinnen stehen M'Lynn stets zur Seite, auch als das Schlimmste zu drohen scheint.
Lachen und Leiden in Magnolien aus Stahl
Nach dem auf einer wahren Familiengeschichte basierenden Drehbuch von Robert Harling ist ein echter Seelen-Putzer gelungen. Die Schwere der herzergreifenden Story wird immer wieder durch humoristische Einschübe abgefedert. Dabei liefert vor allem Shirley MacLaine als überkandidelte Nörglerin die nötigen Lacher, während Dolly Parton als stets mitfühlende Managerin dann doch die meisten Sympathien einheimst. Letztlich lebt das Drama aber aus dem Zusammenspiel aller Darstellerinnen. Die damals noch blutjunge Julia Roberts läutete damals noch vor "Pretty Woman" ihre große Filmkarriere ein und schenkte uns hier von der Leinwand erstmals ihr strahlendes Lachen. Sally Field musste emotional am meisten darbieten und legt im Film einmal eine wahre Heulkrampfattacke hin. Es wird also viel Herzschmerz geboten und Taschentücher sollten unbedingt bereit liegen, sollte man zu nah am Wasser gebaut sein.
Im Gesamtbild wirkt aber alles stimmig, was nicht zuletzt der Tatsache zu verdanken ist, dass anstatt vor den Türen Hollywoods lieber an Originalplätzen gedreht wurde, nämlich in dem Städtchen Natchitoches, Louisiana, der Heimat des Drehbuchautoren Robert Harling.
Die Queen of Country Music darf nicht singen
Zur atmosphärischen Authentizität trägt auch die Musik bei - weniger der schmalzige Score des französischen Filmkomponisten Georges Delerue (†67), sondern vielmehr die Auswahl zusätzlicher Musikstücke amerikanischer Singer-Songwriter wie Hank Williams (†29) mit "Jambalaya" (interpretiert von Tommy Funderburk), Holly Dunn mit "Lookin' For You" oder Zachary Richard mit "Ma Louisiane". Neben Square-Dance-Evergreens wie "Two Step Mamou" steuerte US-Komponist Ry Cooder noch den Song "I Got Mine" bei, um traditionelle Südstaaten-Feste wie sie auch in "Magnolien aus Stahl" zelebriert werden, zu untermalen. Nur eine musste sich musikalisch zurückhalten: Dolly Parton, ausgerechnet die Queen of Country Music. Sehr bedauerlich und nicht nachvollziehbar. Dafür eroberte sie 1989 noch vor noch der Premiere von "Magnolienaus Stahl" mit dem Song "White Limozeen" erneut und wie nicht anders zu erwarten die Charts.
Fazit: Nach 30 Jahren ist "Magnolien aus Stahl - Die Stärke der Frauen" immer noch sehenswert für alle, die sich auf eine emotionale Berg- und Talfahrt einlassen wollen. Pluspunkt bleibt dabei die authentische Südstaaten-Atmosphäre mit musikalischen Evergreens.