Ostwind 3 - Aufbruch nach Ora

Ostwind - Aufbruch nach Ora

"Ostwind - Aufbruch nach Ora" ist ein deutscher Pferdefilm aus dem Jahr 2017 von Katja von Garnier. Der Film ist die Fortsetzung des Films "Ostwind" aus dem Jahr 2013 und "Ostwind 2 - Rückkehr nach Kaltenbach" aus dem Jahr 2015. Als Vorlage dient der gleichnamige Roman von Kristina Magdalena Henn und Lea Schmidbauer. In den Hauptrollen sind Hanna Binke, Amber Bongard, Jannis Niewöhner, Cornelia Froboess, Tilo Prückner und Jürgen Vogel zu sehen.

Filmplakat: Ostwind 3 - Aufbruch nach Ora
 

Mit "Ostwind 3 - Aufbruch nach Ora" schließt Katja von Garnier ihre erfolgreiche Trilogie um das Pferd Ostwind ab

Mika (Hanna Binke) und ihr Hengst Ostwind gehen am Alltagstrott auf Gut Kaltenbach fast zugrunde. Die junge Frau müht sich sichtlich, ihrem guten Ruf als Pferdeflüsterin alle Ehre zu machen, doch es sind nie die Pferde, die das Problem sind. Während es sich Mika mit immer mehr Hofgästen verscherzt, wird sie Nacht für Nacht von demselben Traum heimgesucht. Er offenbart ihr ein Brandzeichen - die Silberdiestel von Ora - das ihr verrät, wo Ostwind herkommt.

Mika spürt, dass sich in der spanischen Einöde die wahre Bestimmung für sie und ihr Pferd finden lässt. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion verlässt sie Deutschland und reist zu ebenjenem Gut, in dessen Nähe ihr Ostwind einst als Mitglied einer Wildpferdherde aufgewachsen ist. Der Gutsbesitzer Pedro (Thomas Sarbacher) und seine selbstbewusste Tochter Sam (Lea van Acken) beäugen die Neue, die sich als Work-and-Travel-Reisende Sonja ausgibt, argwöhnisch und machen ihr das Leben schwer. Doch dann trifft Mika auf die freiheitsliebende Tara (Nicolette Krebitz), die ihr Leben an der Seite der wilden Pferde verbringt und dieselbe Gabe hat, mit der auch Mika gesegnet ist. Doch das Idyll ist in Gefahr: Einzig ein Pferderennen könnte das Naturschutzgebiet vor einer Bebauung bewahren…

"Ostwind" - Eine Erfolgsgeschichte

Mit "Ostwind - Aufbruch nach Ora" erscheint nunmehr der dritte Teil der beliebten "Ostwind"-Reihe, die Regisseurin Katja von Garnier auf Basis der gleichnamigen Romanreihe von Carola Wimmer im Jahr 2013 begann. Sie belebte damit das eingeschlafene, sich auf Direct-to-DVD- und diverse TV-Produktionen konzentrierende Subgenre des Pferde-Mädchen-Abenteuers neu und fungierte damit auch als Startschuss für viele weitere Produktionen, die große und kleine Reitsportliebhaberinnen in den Folgejahren in die Kinos lockten.

Mit knapp 845.000 Besuchern brachte es der Auftakt "Ostwind" bereits auf mehr Zuschauer, als ebenfalls in diesem Jahr veröffentlichte Big-Budget-Produktionen wie "Jack Reacher" oder "Scary Movie 5". Die Fortsetzung "Ostwind 2 - Rückkehr nach Kaltenbach", zwei Jahre später, setzte da mit 1,2 Millionen Besuchern an den Kinokassen noch einen drauf, konnte qualitativ allerdings nicht mit dem ersten Teil mithalten. Die Mischung aus bodenständig-realitätsnahem Coming-of-Age-Film (wie "Ostwind" einer war) und märchenhafter Verklärung ging im allzu konstruierten Sequel nämlich so gar nicht auf. Im dritten Teil nun, der gleichsam das Ende markiert, konzentriert sich Katja von Garnier nun vornehmlich auf die esoterischen Grundzüge der Geschichte und bettet sie in ein Setting, das kaum besser dafür geeignet sein könnte - Andalusien.

Die Faszination spanischer Pferde

Es ist schon eine wirkungsvolle Wahl: Selbst reitsportunkundige Laien erkennen sofort, dass von der Pferderasse des Pura Raza Española (zu Deutsch: Pferd rein spanischer Rasse, oder im Volksmund auch: Andalusier) eine ungeheure Faszination ausgeht. Die mächtigen, kompakten Pferde, die vornehmlich in den Farben weiß und dunkelbraun gezüchtet werden, eignen sich mit ihren geschmeidigen Bewegungen und der hohen Versammlungsbereitschaft ideal für die gehobene Dressurkunst und dass auch Mikas Ostwind dieser Pferderasse angehört, glaubt man sofort (auch wenn der Hengst in den ersten beiden Filmen als außergewöhnliches Springpferd deklariert wurde, was wiederum so gar nicht zu den Andalusiern passt).

So aber ist eine inhaltliche Basis für Mikas Reise in das spanische Gebiet gegeben und die großzügige Hacienda mitsamt den üppigen Steppenflächen ist einfach die ideale Kulisse für ein Pferdeabenteuer abseits von Konkurrenzkampf und Zickenkrieg. Da macht es dann auch überhaupt nichts, dass die Geschichte an sich recht schleppend in Gang kommt; stattdessen ergötzt sich Katja von Garnier viel lieber (und zu Recht) am exotischen Setting, etabliert mit viel Liebe die neuen Charaktere, unter denen Nicolette Krebitz als Einsiedlerin besonders hervorsticht und kombiniert Mikas Wunsch nach einem Platz im Leben mit der Faszination für Neues und die Lust am Abenteuer.

Ein altbekannter Grundkonflikt mit neuen Facetten

Dass sich auch in "Ostwind - Aufbruch nach Ora" am Ende alles auf ein großes Event konzentriert, mag auf den ersten Blick ein wenig einfallslos erscheinen. Doch obwohl sich schon viele Schicksale in Pferdefilmen über ein großes Pferderennen entschieden haben, ist das hier dann doch ein wenig anders. Das große Rennen von Ora soll nämlich deshalb stattfinden, um das Gebiet mitsamt der Veranstaltung zum Weltkulturerbe erklären zu lassen und das Bauvorhaben des ortsansässigen Bürgermeisters zunichte zu machen. Wer gewinnt, ist da eher Nebensache.

Auch der Weg dorthin gerät amüsant und mitreißend. Dafür sorgen vor allem die Darsteller. Neben Hanna Binke sind auch Marvin Linke als Mädchenschwarm Sam und Amber Bongard als Fanny wieder mit an Bord, während die schon in "Bibi & Tina - Tohowabohu total" so überragende Lea van Acken als Pferdepflegerin ihr Debüt gibt. Der wenige Sekundenbruchteile andauernde (!) Gastauftritt von YouTuberin Dagi Bee gerät dagegen eher peinlich - ist er doch überdeutlich als auf die Zielgruppe zugeschnittenes Lockmittel zu entlarven und besitzt inhaltlich keinerlei Relevanz.

Ein Augenschmaus für alle Pferdefreunde

Mehr denn je ist "Ostwind 3 - Aufbruch nach Ora" ein technisch faszinierender Film. Aus ihrer Liebe zu ausgiebigen Zeitlupen und gefühliger Musik hat Katja von Garnier nie einen Hehl gemacht. Im dritten Teil ihrer Reihe geht sie erneut in dieser Leidenschaft auf, aber im Gegensatz zum davon übersättigten "Ostwind 2 - Rückkehr nach Kaltenbach" sorgen die Aufnahmen von galoppierenden Wildpferdeherden hier wieder für echte Gänsehaut

"Ostwind 3 - Aufbruch nach Ora " ist schlicht und ergreifend ein wunderschön anzusehender und klingender Film (natürlich ist auch das bekannte "Ostwind"-Theme wieder ausgiebig zu hören), der aufgrund seiner faszinierenden, opulenten Bildgewalten 110 Minuten großartige Unterhaltung verspricht. Wenn sich Mika am Ende dann zu einer folgenschweren Entscheidung hinreißen lassen muss, finden die Macher außerdem einen absolut feinen Tonfall für die Aussage, dass alles einmal ein Ende hat und das Leben trotzdem weitergeht. Man darf gespannt sein, ob auch der vierte Roman "Auf der Suche nach Morgen" seinen Weg auf die große Leinwand finden wird.

Fazit: Mit dem grandios bebilderten "Ostwind 3 - Aufbruch nach Ora" reicht Katja von Garnier zwar nicht ganz an den furiosen ersten Teil ihrer Reihe heran, übertrifft den missglückten zweiten jedoch um Längen und macht aus ihrem Spanienabenteuer eine esoterisch angehauchte Sinnsuche in bester Pferdemärchen-Manier.

vgw
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