Eigentlich wirkt der zweijährige, braune Hengst Mine that Bird nicht wie ein für den Sieg prädestiniertes Rennpferd. Doch in Kanada hat sich der krummbeinige Sportler schon gegen manch einen Konkurrenten durchsetzen können. Kurzerhand legt der Pferdezüchter Mark Allen (Christian Kane) satte 400.000 Dollar auf den Tisch, um sich Mine that Bird in den heimischen Stall zu stellen und ihn mit seinem Trainer und Freund Chip (Skeet Ulrich) auf die kommende Saison vorzubereiten. Doch das Potenzial des eigensinnigen Pferdes ist unkalkulierbar. Spätestens, ab dem Moment, als sich Chip durch einen Autounfall verletzt und die raubeinige Alex (Madelyne Deutch) auf dem Rücken des Hengstes Platz nimmt, ist Chaos vorprogrammiert. Dabei steht das Highlight in der Karriere von Pferd und Trainer noch bevor: das Kentucky Derby, für das sich Mine that Bird dank seiner beachtlichen, ersten Erfolge überraschend qualifiziert hat.
Seabusquit, Secretariat, Phar Lap und Jappeloup - all diesen herausragenden Pferden wurde bereits im Rahmen diverser Sportlerdramen ihr cineastischer Tribut gezollt. Nun ist also der amerikanische Vollblüter Mine That Bird an der Reihe und damit ein Pferd, dessen bekanntes Sportlerschicksal sich zwischen den Jahren 2006 und 2010 abspielte. Damit gehört die Story um den Hengst, den man aufgrund seiner körperlichen Anlagen nicht zwingend auf der Rennbahn gesehen hatte, zu den jüngsten unter den internationalen "Pferdelegenden" und darüber hinaus auch zu den unbekanntesten. Nur eingefleischten Rennsportliebhabern vermögen den sperrigen Namen des Braunen schon vor Jim Wilsons Regiearbeit wohl bereits gehört zu haben, doch der Macher von "Kopf über Wasser" gibt sich sichtlich Mühe, die wahre Geschichte um Mine that Birds Siegesserie ansprechend und auch für fachunkundiges Publikum interessant aufzubereiten. Leider hat "50 zu 1" das Problem, das jedes artverwandte Biopic besitzt: Kennt man eines ihrer Schicksale, so kennt man sie alle - auch "50 zu 1" hält sich an die dramaturgischen Versatzstücke eines typischen Pferdesport-Dramas. Inszenatorisch begeht Jim Wilson hingegen neue Wege und macht aus seinem Film einen romantisierenden Western, der zwar den rauen Charme der Rennbahn einzufangen weiß, sich an der Realität des Geschäfts jedoch nicht lange aufhält.
Die Männer tragen ihren Cowboyhut lässig und zu jeder Tages- und Nachtzeit, das Pferd reagiert mit Nicken und Kopfschütteln auf das, was es vom Trainer ins Ohr geflüstert bekommt und das hier vorgegebene Bild der Frau in der Männerdomäne Reitsport ist - mit Verlaub - reichlich vorsintflutlich. Doch bis über weite Strecken funktioniert der realitätsferne Aufzug von "50 zu 1"; immerhin hat es der Zuschauer hier nicht mit einer Dokumentation, sondern mit einem von wahren Ereignissen beeinflussten Abenteuerdrama zu tun. Leider erweist sich das Drehbuch als arg vorhersehbar. Mit Ausnahme einiger Plotwendungen wie einem Unfall Chips oder der sympathischen Charakterisierung des eigentlichen Filmstars Mine That Bird bietet "50 zu 1" schon vielfach dargebotenen Stoff. Als angenehm erweist sich dafür ein gedrosselter Patriotismus. Während "Seabisquit" und Co. schlussendlich bloß eine Abwandlung des "Vom Tellerwäscher zum Millionär"-Prinzips darboten, geht es hier ausschließlich um das Pferd und die Menschen, hingegen kaum um das eigene Land.
Kameramann Tim Suhrstedt ("Little Miss Sunshine") setzt das schroff-charismatische Westernsetting derweil hervorragend in Szene und trumpft insbesondere bei der visuellen Aufmachung der aufwendigen Rennszenarien auf, während Komponist William Ross ("Momuments Men") in seiner Vielfältigkeit nur solide agiert. Sein Score beschränkt sich auf das übliche Repertoire eines von Gitarrenklängen dominierten Country-Orchesters und durchbricht dieses Motiv lediglich in einer Szene, in welcher ein Tango eine Szene ironisch untermalt.
Fazit: Spektakulär ist an "50 zu 1" entsprechend kaum etwas, doch für das einmalige Seherlebnis taugt der Film immerhin für Pferdefans. Regisseur Jim Wilsons bettet eine am Reißbrett konzipierte und schon vielfach (besser) dargebotene Geschichte in ein andersartiges Setting und kann damit auf Seiten der Originalität immerhin im Ansatz etwas rausholen. Auch die eingestreuten Comedy-Elemente können überzeugen. Schlussendlich bleibt jedoch der Eindruck, bereits beim Vorspann zu wissen, wie die Geschichte denn nun ausgehen mag - und das, obwohl man die Geschichte um Mine that Bird hierzulande eigentlich kaum kennt.