In "Charlies Friseurladen - Der lange Weg nach Hause" spielt Austin Stowell einen Country-Sänger
Der Hallmark Channel ist ein amerikanischer Kabelfernsehsender, der nicht nur Wiederholungen der "Golden Girls" oder von "Perry Mason" im Programm hat, sondern vor allem bekannt ist für seine TV-Filme. Und die entsprechen in der Regel immer dem gleichen Schema: sentimental bis kitschig, garantiert mit Happy-End samt Tränendrüsenalarm und Dialogen, die den Sprüchen auf jenen Grußkarten nicht unähnlich sind, mit denen die Firma Hallmark einst groß wurde.
Angesichts dieses erfolgreich etablierten Musters überrascht es zunächst, dass "Charlies Friseursalon - Der lange Weg nach Hause" aufs nichts weniger als Norman Rockwells bekanntem Gemälde "Shuffleton's Barbershop" aus den 1950er Jahren basiert, dessen Titel der Film auch im Original trägt. Doch keine Sorge, es handelt sich hier nicht um die intellektuell-verkopfte Auseinandersetzung mit einem Kunstwerk, sondern eben doch um einen typischen Hallmark-Film, angesiedelt im Hier und Jetzt.
In dessen Zentrum steht der erfolgreiche junge Country-Sänger Trey Cole (Austin Stowell aus "Mein Freund, der Delfin"), der eines Tages unvermittelt wieder in seinem texanischen Heimatstädtchen auftaucht und vor Charlies Friseursalon steht. Doch Charlie (Danny Glover), sein Mentor, der nicht nur schon als Kind seine Haare schnitt, sondern ihm auch in Sachen Baseball oder Musik zur Seite stand, lebt nicht mehr. Und die ungeklärten Familienangelegenheiten, wegen derer Trey einst die Provinz hinter sich gelassen hatte, machen seine Rückkehr nicht eben unkompliziert. Aber die Erinnerung an Charlie rückt für ihn schnell einiges wieder gerade, von der Beziehung zu seiner hübschen, verwitweten Schwägerin (Kayla Ewell) bis hin zur abhanden gekommenen Liebe zur Musik (die nach einem Kirchenbrand zu einem Benefizkonzert führt). Nur das Verhältnis zum Soldaten-Vater, den er für den Tod der Mutter verantwortlich macht, scheint dauerhaft zerrüttet.
Mit sonderlich vielen Überraschungen ist in "Charlies Friseurladen - Der lange Weg nach Hause" nicht zu rechen. Die Handlung verläuft genau so wie man es erwartet, und am üblichen Hallmark-Rezept wird natürlich keinen Moment lang gerüttelt. Alles ist hier aalglatt, blitzblank und vollkommen ohne Abgründe, von der Einkaufsstraße wie aus dem Bilderbuch, in der der Friseursalon noch immer floriert als sei das Wörtchen Wirtschaftskrise bis in diesen Zipfel von Texas noch nicht vorgedrungen, bis hin zu den Figuren, die aller in Windeseile geklärter Konflikte zum Trotz natürlich sämtlich das Herz am rechten Fleck tragen. Selbst der bettelnde Alkoholiker sieht hier so nett und gepflegt aus, wie in der Realität meist nicht einmal der eigene Nachbar.
So viel Harmonie, klischeehafte Botschaften und Gefühlsduselei muss man ebenso ertragen können wie die Tatsache, dass Hauptdarsteller Austin Stowell zwar niedlich aussieht, aber nicht unbedingt mit darstellerischem Talent gesegnet ist. Zwei Faktoren machen "Charlies Friseurladen - Der lange Weg nach Hause" in jedem Fall zumindest zu einem sympathischen Unterfangen. Zum einen die Anwesenheit von Danny Glover, auch wenn der nur in Rückblenden und ohne sonderlich viel Text vorkommt. Und dann ist da noch Musik. Wann immer Trey und vor allem Charlies alte Kumpel zu Geige, Gitarre und Co. greifen, weht ein nostalgischer Hauch von Americana, Bluegrass und Country durch den Film, wie man ihn gerne öfter hören würde. Nie ist die Geschichte näher dran am längst vergangenen Amerika von Norman Rockwell als in diesen Momenten.
Fazit: Wie alle Fernsehfilme des Hallmark-Senders trieft es auch in "Charlie's Friseursalon - Der lange Weg nach Hause" vor Süßlichkeit aus fast allen Poren. Das ist mitunter schwer zu ertragen, aber ohne "Lethal Weapon"-Star Danny Glover in einer Nebenrolle und vor allem ein enorm gelungener Strauß nostalgischer Americana-Songs hätte es noch deutlich schlimmer kommen können.