"The Dead Don't Hurt" ist ein Western aus dem Jahr 2023, geschrieben, inszeniert und produziert von Viggo Mortensen, mit Mortensen, Vicky Krieps, Solly McLeod, Garret Dillahunt, Colin Morgan, Ray McKinnon, Luke Reilly, Atlas Green und Danny Huston in den Hauptrollen. Mortensen komponierte auch die Musik zum Film. Im August 2024 wurde "The Dead Don't Hurt" im Rahmen der Filmkunstwochen München vorgestellt.
Neben Kevin Costners "Horizon: Eine amerikanische Saga - Kapitel 1" ist Viggo Mortensens "The Dead Don't Hurt" der zweite große Western dieses Kinosommers. Beide Filme verbindet, dass sowohl Costner als auch Mortensen viel Eigeninitiative aufbrachten, um den Wilden Westen aufleben zu lassen. Beide spielen nicht nur die Hauptrolle, sondern hielten auch hinter der Kamera alle Fäden in der Hand.
Während Kevin Costner aber jedoch Geld aufbringen musste, um ein dreistündiges Epos zu erschaffen, zu dem noch drei weitere Teile geplant sind, ist Viggo Mortensen ein weitaus bescheideneren Weg gegangen, um sich seinen Traum vom eigenen Western zu erfüllen. Somit war für den New Yorker aber auch das Risiko geringer als für den Kalifornier Costner, der mit "Horizon: Eine amerikanische Saga - Kapitel 1" an den US-Kinokassen bereits gescheitert ist. "The Dead Don't Hurt" hingegen muss nur in den Arthaus-Kinos bestehen, so auch in Deutschland.
Anfang der 1860er Jahre begegnet die französische Kanadierin Vivienne Le Coudy (Vicky Krieps) am Hafen von San Francisco dem dänischen Einwanderer Holger Olsen (Viggo Mortensen) und ist von ihm sofort entzückt. Sie kommen sich schnell näher und Vivienne folgt Holger in seine kleine Hütte in den Bergen, wo beide in wilder Ehe leben.
Dann bricht der amerikanische Bürgerkrieg aus und Holger meldet sich freiwillig und lässt Vivienne allein zurück. Fortan ist sie auf sich allein gestellt und gerät ins Visier des widerlichen Weston Jeffries (Solly McLeod), der ihr eines Nachts auflauert, um sie brutal zu vergewaltigen. Als Holger aus dem Krieg zurückkehrt, ist nichts mehr so wie es war. Er lässt sich vom Bürgermeister (Danny Huston) der nächsten Stadt zum Sheriff vereidigen, sie versorgt ihren kleinen Sohn. Doch wer ist der Vater?
Viggo Mortensen erzählt seine Geschichte nicht chronologisch, sondern wechselt öfters die Zeitebenen, setzt das Ende an den Anfang und damit auch einen dramaturgischen Höhepunkt, den man als solchen gar nicht wahrnehmen kann, weil man als Zuschauer noch gar nicht die emotionale Tiefe erkennt.
Um an dieser Stelle nicht zu spoilern, soll aber gesagt werden, dass Mortensen mit seinem Vorgehen leider aufs falsche Pferd gesetzt hat. Man kapiert zwar schnell, wie alles einzuordnen ist, verliert aber auch das Interesse, weil sich keine richtige Spannung bilden will. Überhaupt setzt Mortensen lieber auf eine melancholische Grundstimmung, was ihm mit tollen Naturkulissen tatsächlich besser gelingt. Auch das Zusammenspiel zwischen Vicky Krieps und Viggo Mortensen überzeugt. Man nimmt ihnen ihre zögernde Zärtlichkeit und ihre zwanglose Zuneigung ab. Doch reicht das nicht, um das Publikum zwei Stunden lang bei der Stange zu halten.
Als Aragorn aus "Der Herr der Ringe" gelang Mortensen, der tatsächlich dänische Vorfahren hat, vor 20 Jahren der endgültige Durchbruch. Anstatt sich aber mit ähnlich gelagerten Rollen verheizen zu lassen, blieb der heute 65-Jährige vorsichtig bei seiner Rollenauswahl, konnte aber nie wieder an den Erfolg von "Der Herr der Ringe" anknüpfen.
Seine Liebe für Pferdeopern lebte er mit "Hidalgo - 3000 Meilen zum Ruhm" und "Appaloosa" aus, eine Oscar-Nominierung bekam er für " Green Book - Eine besondere Freundschaft". Aber nicht Ruhm und Geld treiben ihn an, sondern Kreativität. Somit ist Viggo Mortensen nicht nur Schauspieler, sondern auch Fotograf, Maler, Autor und Musiker.
2020 lieferte er mit dem Vater-Sohn-Drama "Falling" dann auch noch seine erste Regiearbeit ab. Für "The Dead Don't Hurt" setzte Viggo Mortensen sich ein zweites Mal in den Regiestuhl, produzierte den Film auch noch, schrieb das Drehbuch und komponierte die Filmmusik. Kein sinfonischer Score, sondern leise Töne mit Fidel, Gitarre und Klavier unterstützen vor allem die Melancholie seines Films. Ein Western-Soundtrack, der jene Zeit in Amerika musikalisch authentisch wiedergeben will - das könnte auch Country-Fans gefallen.
Fazit: Ein kleiner Western, der ohne große Schießereien und spektakuläre Verfolgungsjagden auf Pferden auskommen will. Somit bleibt es bei einer Charakterstudie, die aber mit wenig Spannung und kontinuierlicher Handlung auskommen muss.