Der Baseball-Fan und aktive Spieler hatte nämlich keinen Karrierestart nach Maß. Sein erstes Album von 2002 wurde nie veröffentlicht, weil sich das damalige Label mit den Produzenten zerstritt und die Produktion so in der Abstellkammer landete. Enttäuscht kehrte Nail nach Hause zurück und arbeitete fortan als Baseballtrainer - bis sich durch einen Kontakt zu Produzent Frank Liddell wieder ein Türchen in der Music City öffnete. Mit Liddell und Mike Wrucke spielte Nail 2009 das Album "I'm About to Come Alive" ein, das ihm im Folgejahr mit "Red Light" seinen ersten Top-Ten-Erfolg bescherte. Für die Single "Turning Home" erhielt Nail sogar eine Grammy-Nominierung für die "Best Male Vocal Country Performance".
Wirft man einen Blick auf die elf Songs auf "Sound of a Million Dreams" sticht dem Betrachter schnell die Länge der Songs ins Auge. Denn Nail nimmt seine Stücke offenbar nicht in erster Linie für den Einsatz im Radio auf, dafür sind allein acht Nummern mit einer Laufzeit von jeweils über vier Minuten zu lang. Manchmal braucht das Erzählen einer Geschichte aber eben mehr Zeit. Nicht nur den Inhalten, sondern auch der Musik hat das Produzenten-Trio mit Chuck Ainlay, Frank Liddell und Glenn Worf hier ausreichend Platz eingeräumt. So ist der furiose Opener "Grandpa's Farm" reich bestückt. Southern-Swamp-Rock, Gospel, Blues bis hin zu einer Prise Rock 'n' Roll. Der Song über ein Mädchen aus der Stadt, das im heißen Sommer auf der Farm ihres Opas Entspannung sucht, hat eine Menge zu bieten. Stimmlich zeigt Nail dazu gleich, was er zu bieten hat und bringt eine kraftvolle Performance mit viel Soul zu Gehör. Ein Song, der sicher auf der Bühne seine Wirkung nicht verfehlen dürfte. Überhaupt hat man bei vielen Stücken den Eindruck, die Musik wäre live und direkt eingespielt worden. Und das liegt sicher auch daran, dass viele Lieder ein "richtiges" Ende besitzen und nicht einfach ausgeblendet werden.
Die erste, sehnsüchtig vorgetragene Single "Let It Rain" hat einen fesselnden Groove, dem man sich kaum entziehen kann. Mit dem Background-Gesang von Sarah Buxton wird das Stück mit einem etwas melodramatischem Text zu einem echten Renner. "She Rides Away" ist ein weiteres, in diesem Falle wieder rockiges Aushängeschild, das beweist, wie gut Nail mit den Studiomusikern harmoniert. Dazu bekommt man den Chorus mit Zeilen wie "She rides on the edge of no tomorrow in a rusty El Camino" schon nach einmaligem Hören kaum mehr aus dem Kopf. Auch hier ist übrigens Sarah Buxton im Hintergrund zu hören.
Bei "Songs For Sale" ist dann Lee Ann Womack mit von der Partie. Schön ist der Song vor allen Dingen beim harmonischen Refrain, aber am Ende trotzdem nicht ganz so besonders wie manch anderer Song auf der CD. Denn noch interessanter klingt der Mann, der eher wie ein Dandy als ein klassischer Country-Sänger ausschaut, beim von Verzweifelung angetriebenen "I Thought You Knew", welches Nail zusammen mit Charles Kelley und Dave Haywood (Lady Antebellum) sowie Monty Powell geschrieben hat. Danach liefert Nail mit "Catch You While I Can" und "Half Mile Hill" zwei weniger auffällige Stücke ab.
Beim Piano-Intro zum Titelsong werden dagegen sofort Erinnerungen an Phil Vassar wach - und tatsächlich, der gute Phil hat "Sound of a Million Dreams" zusammen mit Scooter Carusoe auch geschrieben. Nail spielt bei der gefühlvollen Ballade über die Kraft der Musik wieder die Stärken seiner emotionsgeladenen Stimme aus, während Dan Dugmore an der Steel Guitar sein Können zeigt - ein Hochgenuss nicht nur für die Fans typischer Phil Vassar-Balladen. Wie auch auf dem Vorgänger-Album beschließt das einzige allein von Nail geschriebene Stück das Werk. Nach einem Adressaten muss bei "Catherine" nicht lange gesucht werden, ist es doch an seine große Liebe gerichtet, die er 2009 geheiratet hat. Das Stück beginnt im Stil einer akustischen Liebesnummer und endet in einem kleinen, aber sehr temperamentvollen Rock-Opus mit verzerrter Slide Guitar und wuchtiger B-3 Orgel - ein weiterer Höhepunkt der CD.
Fazit: Glaubhaft interpretierte Songs und geschickt miteinander verknüpfte Genres. Der Country-Gentleman zeigt, dass die Musik aus den Südstaaten sehr vielseitig und anspruchsvoll klingen kann. Dazu hat David Nail eine wirklich gute Stimme.
Label: MCA Nashville (Universal) | VÖ: 15. November 2011 |
Titelliste
01 | Grandpa's Farm | 07 | Catch You While I Can |
02 | Songs For Sale (mit Lee Ann Womack) | 08 | Half Mile Hill |
03 | Desiree | 09 | That's How I'll Remember You |
04 | She Rides Away | 10 | The Sound of a Million Dreams |
05 | Let It Rain (mit Sarah Buxton) | 11 | Catherine (mit Will Hoge) |
06 | I Thought You Knew |