Hinter DownTown Mystic steht Sänger, Gitarrist, Pianist und Songschreiber Robert Allen. Es ist, genau genommen, eher ein Solo- als ein Bandprojekt. Egal. In Drummer Steve Holley, Bassist Paul Page, Gitarrist Lance Doss und Sänger und Gitarrist Bruce Engler hat Robert Allen versierte und leidenschaftlich aufspielende Mitstreiter gefunden. Gemeinsam versprühen sie allemal glaubwürdiges Bandfeeling.
"Standing Still" ist bereits das dritte Album von DownTown Mystic- und ein vollauf gelungenes dazu: rau, teilweise rabiat, stark im guten, alten Rock 'n' Roll und Rhythm & Blues angesiedelt; inklusive hervorragendem Sänger und astreiner Instrumentierung. Welches Niveau Album und Songs haben, wird durch die Gastauftritte von Drummer Max Weinberg und Bassist Garry Tallent deutlich. Zwei Herren, die normalerweise in der E-Street Band von Boss Bruce Springsteen ihre Brötchen verdienen.
Klar, Robert Allen ist nicht mit Springsteen zu vergleichen. Der eine ist ein Geheimtipp, der andere seit Dekaden ein Megastar. Der eine füllt weltweit die größten Arenen, der andere schwitzt sich einen in kleinen Clubs ab. Doch- und das verbindet Allen mit dem Boss- beide haben den Rock 'n' Roll in seiner ursprünglichsten und rebellischsten Form im Blut. Kompromisslos ziehen beide ihr Ding durch. Das hat wohl auch die beiden E-Street-Musiker überzeugt...
Vielleicht aber waren die zwei star-verwöhnten Virtuosen aber auch nur von dem absolut zwingenden Songwriting des Mini-Springsteens angetan. Tracks wie "Hard Enough", "Backdoor", "Loosing My Mind (Too Many Times)" oder "Rise And Fall" würden sich beispielsweise ausnahmslos auf jeder alten Stones-Scheibe gut machen. Auf Alben wie "Exile On Main Street" oder "It's Only Rock 'n' Roll"- als die Gitarrenriffs schneidend, der Beat hölzern aber unwiderstehlich war und als es nur um ein ganz bestimmtes Lebensgefühl in den Texten ging.
In die gleiche Kerbe schlagen auch "History", wenngleich der Song verdächtig nach Bob Seger klingt. Dass der Mann mit seinen Männern die Roots nicht verleugnet, wird auch in dem ausgerechnet mit "Modern Ways" betitelten Track deutlich: nach einem typischen Chuck-Berry-Gitarren-Intro zimmert das DownTown Mystic-Ensemble einen tonnenschweren AC/DC-Groove.
Zwischendrin streuen Allen & Co., man möchte den geneigten Hörer ja nicht überfordern, immer wieder leise, akustische, ausnehmend wohlklingende Folk- und Country-Songs ein. "Believe" ist so ein akustischer Leckerbissen, "Rise And Fall" ein weiterer. Wie auch schon die Stones, traut sich auch Allen an karibische Rhythmik: bei "Rise And Fall #2" schrammelt die Rhythmus-Gitarre einen zünftigen Ska-Drive. Eine willkommene Abwechslung im normalerweise straighten Off-Beat-Muster.
Fazit: Das dritte Album vom ewigen Geheimtipp- ein großer Wurf, mit 14 ausnahmslos starken Titeln. Einziges Manko: das missglückte Cover-Artwork im 80er Jahre-Style.
Label: AGR Television (Sony) | VÖ: 18. November 2011 |
Titelliste
01 | Backdoor | 08 | Sometimes Wrong |
02 | Believe | 09 | Shade of White |
03 | Hard Enough | 10 | Losing My Mind (Too Many Times) |
04 | Standing Still | 11 | History |
05 | Modern Ways | 12 | New Friend |
06 | Better Day | 13 | Rise and Fall |
07 | Rise and Fall #2 | 14 | Shade of White Bluegrass |