"Ich widme diese CD all den Honky Tonks und allen Bands, die noch 'hard core country music' spielen" schreibt Chesnutt im schön aufgemachten (leider ohne Texte) Booklet der CD. "Hier hört ihre einige der besten Picker, die Nashville zu bieten hat" Und da übertreibt er nicht: Brent Mason (E-Gitarre), B.James Lowry (akkustische Gitarre), John jarvis (Piano), Larry Franklin (Fiddle), Edward Bayers (Drums), Paul Franklin (Steel-Gitarre), Wes Hightower und John Wesley Ryles (Background Vocals) und Produzent Jimmy Ritchey (diverse Gitarren) machen hier einen exzellenten Job. "Also holt euch ein Kaltes und genießt" rät Chesnutt und los geht's: Der Opener "Somebody Save The Honky Tonks" entführt in jene Kneipen, in die der Hardcore-Honky-Tonk (und natürlich: die Hardcore-Honky-Tonkin) am Freitagabend ziehen, um die Woche harter Arbeit die hinter ihnen liegt mal kurzfristig zu vergessen. Es folgen vierzehn weitere Nummern. Zu jedem Drink des Abends eine, sozusagen.
In guter Alter Tradition singt Chesnutt von beidem: Von Frauen und von Bier. Wir zwei? Verliebt? Was machen wir hier eigentlich? Fragt sich Chesnutt in Dean Millers "What Are We Doing In Love" - die Geschichte der höchst unwahrscheinliche Romanze einer reichen Stadt-Schönheit mit Champagner und Stöckelschuh mit dem Cowboy und seinem heißgeliebten Pick-Up-Truck. Doch um die Hand einer schönen Frau anzuhalten ist nicht das höchste aller Gefühle: "Bottle is the hand you need to hold" heißt es da in feierlicher Verbrüderung mit der Budweiser-Buddel, dann sorgt er sich in "A Hard Secret To Keep" um die ungewollte Aufdeckung einer heimlichen Affaire und auf die Wirkung eines frischverliebten Kumpels für die Moral seiner Männer-Gang ("Don't Ruin It For The Rest Of Us"). Verdirb es uns Jungs nicht, sagt er. Aber da scheint er beim Singen selbst ein wenig gegrinst zu haben.
Und während die Steelgitarre wimmert und die Fiedeln ein wenig aufmuntern fleht er "Oh Lord, schicke Honkey-Tonk-Engel ins gelobte Land!" in der Geringalkohol-Hymne "The Lord Loves The Drinking Man" aus der Feder des ebenfalls texanischen Countrytraditionalisten Kevin Fowler. Von dem erklingt auch noch der Song "Beer, Bait And Ammo". Bier, Angelköder und Munition. Nunja, in der Aufzählung fehlt eigentlich nur noch: George W. Bush Wählen... Klar ist, Mark Chesnutt ist sich dem musikgeschichtlichen Erbe das er da antritt offensichtlich voll bewusst: Zum Abschluss des Albums erklingt Billy Joe Shavers "Honky Tonk Heroes" wohl in voller Absicht in einem Sound, der klingt als hätte Mark Chesnutt den Song Anfang der 30er Jahre nach den damals gültigen Hi-Fi-Standards auf der neusten Errungenschaft der Aufnahmetechnik verewigt: Auf Drahtspuhle.
Fazit: "Savin' The Honky Tonk" klingt wie ein Album, das Mark Chesnutt lange auf der Seele gebrannt hat, eines, das er über kurz oder lang einfach einspielen musste. Es enthält fünfzehn Songs, die vor allem von einem zeugen: Mark Chesnutt ist a man on a mission: Und einen Mann mit einer Mission kann niemand aufhalten.
Label: AGR Television Records (Universal) | VÖ: 12. Oktober 2004 |
Titelliste
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01 | Somebody Save The Honky Tonks | 09 | Mama's House |
02 | I'm A Saint | 10 | Since You Ain't Home |
03 | The Lord Loves The Drinkin' Man | 11 | Think Like A Woman |
04 | Would These Arms Be In Your Way | 12 | Then We Can All Go Home |
05 | You Can't Do Me This Way | 13 | Beer, Bait And Ammo |
06 | A Hard Secret To Keep | 14 | My Best Drinkin' |
07 | What Are We Doing In Love | 15 | Honky Tonk Heroes |
08 | Don't Ruin It For The Rest Of Us |
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