Vor Konzertbeginn plätschtert in x-ter Wiederholung Waylon Jennings´ Luckenbach, Texas über die Lautsprecher. Wollen die Veranstalter uns musikalisch in ein Honky Tonk nach Texas beamen?
Aaron Tippin - der Patriot
Das hautenge, schwarze T-Shirt "Ready to Rock (In a Country Kind of Way)" und TippinsMuskelspiel wirken, trotz immer noch ansehnlicher Bizeps, ein wenig peinlich. Der Mann wird nächstes Jahr 50 Jahre alt! Trotzdem, mit Comedy und einer guten Songauswahl ("Ready to Rock", "He Believed", "You´ve Got To Stand For Something") stimmt Tippindas Publikum in kürzester Zeit ein. Nicht fehlen darf einer seiner grössten Hits, die Hymne zum 11. September: "Where The Stars And The Stripes And The Eagle Fly". Patriotismus zieht in Nevada trotz landesweit sinkender Anzahl Bush-Anhänger immer noch gut. "Ich war noch nie so stolz darauf, Amerikaner zu sein, wie ich es in diesen Tagen bin", wird vom Publikum laut applaudiert und Tippin setzt mit der Ankündigung seines letzten Songs gleich noch einen oben drauf: "Wenn den Dixie Chicks dies nicht passt, dann können sie ..." zeigt mit einer eindeutigen Geste auf seinen Allerwertesten und setzt zu "Kiss This" an. Ich merke, wie die Grenze meiner durchaus vorhandenen Toleranz gegenüber des amerikanischen Patriotismus arg strapaziert wird. Den abschliessenden, stehenden Ovationen schliesse ich mich nicht an. Und, ich wünsche mir heimlich Tracy Lawrence zurück.
Mark Chesnutt- Greatest Hits 1990 bis 1997 und eine verpasste Chance
Joe Diffie - Good Ol' Country Music
"Hey, wollt ihr wieder mal richtig gute, alte Country Musik hören?" Der Seitenhieb Richtung Schnelllebigkeit und Kommerzialisierung an der Musik Row wird mit grossem Echo bejaht. Auch Joe bedient sich seiner älteren Charthits "Third Rock From The Sun", "Pickup Man", "So Help Me Girl".
Die Show geht im Gegensatz zu früheren Auftritten ohne gemeinsame Duette zu Ende. Schade. Mehr Zusammengehörigkeitsgefühl der Künstler hätte dem Konzept der Rockin´ Roadhouse Tour Rechnung getragen. Aber nach diesem Konzert ist klar, dass von dem alten "Buddy-Gefühl" nichts übrig geblieben ist und es sich nicht um ein gemeinsames Konzert von drei Künstlern, sondern um drei Konzerte einzelner Künstler hintereinander handelt.
So summen die Besucher auch beim Verlassen des Saals den Song "Luckenbach, Texas", der erneut aus den Lautsprechern tönt, und kein im Konzert gesungenes Highlight.