William Michael Morgan - wer nicht regelmäßig das amerikanische Country-Radio hört, kennt den jungen Mann vielleicht noch gar nicht. Daher erfolgt hier zunächst der Versuch, den Mann aus Vicksburg, Mississippi, stimmlich einzusortieren. Und spätestens mit der Verkündigung des Ergebnisses dürfte das Interesse eines Großteils der traditionell veranlagten Leser geweckt sein. Denn William Michael Morgan erinnert auf "Vinyl" gesanglich an ganz Große im Geschäft: Chris Young und Blake Shelton. Dazu gibt's noch eine Priese Joe Nichols und sicher noch den ein oder anderen an dieser Stelle vergessenen Sänger, zu dem der Interpret mit seinem schönen Bariton Assoziationen wecken dürfte.
Die musikalische Einordnung fällt noch leichter. Nostalgie-Country aus den 90er Jahren. Stichwort: George Strait. Alles klar?! Der Neotraditionalist zieht sein Ding auf seinem elf Tracks beinhaltenden Debüt, "Vinyl", durch. Konsequent und ohne auch nur einmal vom Weg abzukommen, sprich sich irgendwo eine Dosis Beats oder eine Portion Streicher zu pumpen. Warum? Weil das William Michael Morgan gar nicht nötig hat - die Musik ist auch ohne "künstliche" Zutaten gut.
Erste Hit-Single "I Met a Girl" ist auf "Vinyl", dem Debüt von William Michael Morgan enthalten
Die erste Single auf "Vinyl", die Ballade "I Met a Girl", hat etwas Zeit gebraucht, bis sie zum Hit geworden ist, hat aber mittlerweile knapp 200.000 Einheiten verkauft. Belohnung: Rang 3 in den Airplay-Charts und Top-10 und den Billboard Hot Country Songs Charts. Der Song, über ein Mädel, was dem Erzähler sein Herz gestohlen hat, ist purer Country. Schön gesungen und randvoll mit Paul Franklins Pedal Steel-Spiel. Verfasst haben den Hit übrigens Sam Hunt, Trevor Rosen und Shane McAnally. Müßig zu erwähnen, dass der Song (und nicht nur dieser) perfekt in das Repertoire von George Strait passen würde.
Sogar noch eine Nummer schöner ist der Titeltrack "Vinyl" gelungen. Hier gibt es einen Zusatzpunkt für die Romantik, denn wenn William Michael Morgan davon singt, dass seine Herzensdame etwas ganz besonders und einzigartiges ist, nimmt man ihm das einfach ab. Eine wunderbare Liebesbekundung - besonders für alle Genreliebhaber, die schon alt genug sind, noch zu wissen, was eine Schallplatte ist.
Ein weiteres, sehr beeindruckendes "Vinyl"-Highlight im Balladen-Bereich liefert William Michael Morgan mit "Lonesomeville" ab. Bei dem Titel werden Erinnerungen an das 2002 von Joe Nichols veröffentlichte "Brokenheartsville" wach. "Lonesomeville" kommt mit sattem Pedal Steel-Sound und der verletzlich-schön von Aubrey Haynie gespielten Fiddle noch eine Spur trauriger und intensiver daher. Die erstklassig gesungene Ballade ist einer von zwei Titeln auf "Vinyl", bei denen William Michael Morgan als Co-Autor aktiv war.
Der Schützling von Scott Hendricks, Vize-Präsident bei Warner Bros. Records, der "Vinyl" zusammen mit Jimmy Ritchey produziert hat, kann natürlich auch etwas mehr Gas geben. Der Opener "People Like Me" ist ultra-konservativ betrachtet fast schon etwas frech - in Wirklichkeit aber einfach eine herrlich countrylastige Gute-Laune-Nummer. Überaus hittauglich präsentiert sich auch die swingende neue Single "Missing", deren Refrain schon nach dem ersten Durchlauf nicht mehr aus dem Ohr bekommt.
Fazit: Mit dem Erscheinen von "Vinyl" erfüllt sich der Newcomer einen Herzenswunsch. Damit ist er sicher nicht allein. Das Debüt ist ein Pflichtkauf für alle, die ihr Herz in den 90ern an die Country Music verloren oder dies durch Künstler wie Easton Corbin erst später entdeckt haben.
Label: Warner Bros. Nashville (hier nicht veröffentlicht) | VÖ: 30. September 2016 |
01 | People Like Me |
02 | Vinyl |
03 | Missing |
04 | I Met a Girl |
05 | Spend It All on You |
06 | Beer Drinker |
07 | I Know Who He Is |
08 | Cheap Cologne |
09 | Somethin' to Drink About |
10 | Lonesomeville |
11 | Back Seat Driver |