Wer dieses Album das erste Mal hört wird sich fragen was es mit Countrymusik zu tun hat. Beschäftigt man sich dann tiefer mit diesem Werk und speziell mit der Künstlerin, so erfährt man, dass sie die Tochter von Hank Williams jr. ist und Hank Williams ihr Großvater war. Sie nutzt diese Tatsache allerdings keineswegs für ihre Karriere aus und würdigt das musikalische Erbe ihres Großvaters - gut versteckt und nur Insidern bewusst werdend - in einigen Songs. Sie selbst ist eine Songwriterin geworden, die sämtliche Titel selbst verfasst und musikalisch umgesetzt. Sie ist auf dem schmalen Grad der Grenzen der Countrymusik zu Hause und bewegt sich mit ihrer Musik eher in Richtung Folk mit Rockeinflüssen. Somit wird "The Ones We Never Knew" wohl mehr für die Ohren der Leute bestimmt sein, die nicht engstirnig und mit Scheuklappen ihre Musikrichtung verteidigen. Wer offen für Musik jeder Art ist wird sich sehr gut mit Holly Williams anfreunden und auch ihre ausdruckstarken Songs zu würdigen wissen.
"Sometimes", die Eröffnungsnummer von "The Ones We Never Knew" beginnt sehr leise und wird musikalisch sehr melancholisch begleitet. Es geht um Wünsche und Träume, um aus dieser Welt auszusteigen, sich in eine bessere zu versetzen. In der letzten Strophe heißt es: ''Sometimes I wish I were an angel in '52 in a blue Cadillac on the eve of the new year. There I would have saved him, the man who sang the blues. Maybe he is listening right now. Hopefully he's listening right now.'' Wer weiß, dass Hank Williams am 31.12.1952 bei einem Autounfall ums Leben kam, wird diese Anspielung bewusster aufnehmen als andere. Viele der Songs von Holly Williams handeln von den dunklen Abgründen der menschlichen Seele. Der Kontrast dieser hübschen 22 jährigen Frau zu ihren "düsteren" Songs ist sehr stark. Hier spürt man fast den "Blues" des alten Hank Williams. Dennoch gelingt es ihr die Zuhörer mit ihrer Ehrlichkeit und im Vortrag zu überzeugen. Manchmal haucht sie die Verse ganz sanft in das Mikro um in der nächsten Strophe lauthals ihren Schmerz herauszuschreien. Ihre Songs sind Spiegel der Gesellschaft und damit näher am Ursprung der Countrymusik als andere. Sie ist eine genaue Beobachterin und versetzt sich beim Schreiben ihrer Geschichten in die zu beschreibenden Leute hinein oder hat sie selbst erlebt. Trotz ihrer traurigen Stories, gelingt es Holly Williams, dass man sich am Ende der CD nicht schlecht fühlt. Man geht gestärkt hervor, weil man weiß, dass es draußen noch andere Menschen gibt, die genauso denken und Dinge Geschehnisse genauso sehen wie Holly Williams. Solange es diese Menschen gibt, ist man nicht allein und es besteht Hoffnung.
"The Ones We Never Knew" ist ein herausragendes Album und jedem Musikfan ohne Einschränkung zu empfehlen. Holly Williams hat ihre eigene Musik kreiert und ihren eigenen Stil gefunden und bedarf es nicht an Hank Williams gemessen zu werden. Dieser wäre sicherlich stolz seine Enkelin mit ihren 12 Songs auf "The Ones We Never Knew" zu hören. Der Titel der CD ist übrigens autonom und entstammt keinem Songtitel. Auch ihren Großvater hat sie nicht gekannt.
Das Booklet zeigt wunderschöne Fotos von Holly Williams und beinhaltet alle Texte des Albums. Es ist angeraten sich beim Hören von "The Ones We Never Knew" der Kopfhörer zu bedienen.
Fazit: Holly Williams macht keine Musik, die als "Easy Listening" zu bezeichnen wäre und es wäre schade diese handgemachte Musik nur im Vorbeigehen zu hören.
Label: Universal South (Universal) | VÖ: 12. Oktober 2004 |
Titelliste
Links
01 | Sometimes | 07 | Cheap Parades |
02 | Everybody's Waiting For A Change | 08 | Man In The Making |
03 | Would You Still Have Fallen | 09 | Memory of Me |
04 | Take Me Down | 10 | Velvet Sounds |
05 | Between Your Lines | 11 | All As It Should Be |
06 | I'll Only Break Your Heart | 12 | Nothing More |