Ihnen folgten die Texas Swing Kids aus Austin, Texas (USA) mit Western Swing vom Feinsten. "Texas Blues" war der Opener einer langen Reihe von Western Swing Titeln, die sowohl aus eigener Feder stammten, aber auch von anderen Interpreten bekannt waren ("Corrina, Corrina", "Ramblin' Man", "Milk Cow Blues").
Gary Hartmann am Gesang und an der Gitarre ist promovierter Professor für Musik an der University of Texas und teilte die Bühne schon mit Johnny Rodriguez. Howard Kalish an der Fiddle hat schon in vielen großen Western Swing Bands gespielt und ist Mitglied der Cornell Hurd Band. Er ist seit 25 Jahren mit seiner Fiddle überall dabei, wo ein gut geführter Bogen benötigt wird. Michael Landschoot ist ein vielseitiger Saitenvirtuose und kann ebenfalls auf Auftritte mit Lyle Lovett, Robert Earl Keen, Hal Ketchum, Alan Munde und Originalmitglieder der Texas Playboys zurückblicken. Des Weiteren ist er der Sänger der Grazmatics, einer Bluegrassband, die in Austin legendären Status genießt. Auch die Liste der "Arbeitgeber" von Robert Pool (Upright Bass) ist groß (Jimmy Day, Junior Brown, Vince Gill, Larry Sparks, Paul Glasse, Mark O'Conner, Johnny Gimble, Jimmy Don Bates, Robert Earl Keen). Gary Mortensen spielt die Dobro und ist in den verschiedensten Akustikbands beschäftigt. In seiner spielfreien Zeit moderieret er eine RadioShow ("The Hillbilly Hipster Experience").
Die Musik aus den 40er und 50er Jahren kam so gut beim Publikum an, dass man schon von einem kleinem Revival der Western Swing Music reden kann, ähnlich wie es der Bluegrass vor einigen Jahren erleben durfte. Als Zugabe wurde "New Road Under My Wheels" passend für das neue Hörvergnügen einiger Zuschauer dargeboten. Die Texas Swing Kids einer der Headliner des Tages.
Die Festivalwiese war wie zu Woodstockzeiten mit Tausenden von Menschen gefüllt, die in Eintracht und fröhlicher Stimmung den perfekt abgemischten Klängen der homogenen Lautsprecher lauschten. Viele sitzend auf ihren mitgebrachten Stühlen oder liegend auf Decken mit Picknickkörben. Keine Frage Country Rendez-Vous Festival de Craponne ist ein Happening und bereits weit über die französischen Landesgrenzen hinaus bekannt.
Forty5 South betraten gegen 22:30 Uhr die Bühne und die ersten Songs wiesen den Weg dieser aus Nashville stammenden Besetzung - Country Rock. Leider boten diese Songs kaum Abwechslung und man hörte immer und immer wieder die gleiche Monotonie, ohne ein wirkliches Highlight zu haben. Auch die Präsentation war eher teilnahmslos als Zuschauer motivierend. Coverversionen großer Hits außerhalb der Countrymusic wie "Every Rose Has It's Thorn" von Guns'n Roses verpufften mangels Performance. Zur Ehrenrettung muss allerdings gesagt werden, dass von Forty5 South lediglich der Frontsänger anwesend war und er mit einer fremden Band spielen musste. Warum, war leider nicht zu erfahren.
The Greencards war der Name des Abends. Als Headliner gesetzt erfüllten sie die Erwartungen und boten eine Mischung aus keltisch inspiriertem Bluegrass - allerdings ohne Banjo - und Americana. Nicht umsonst durften sie Konzerte von Bob Dylan und Willie Nelson eröffnen. Dieses Trio mit Herkunft aus Australien (Carol Young/Bass, Kym Warner/Mandoline) und England (Eamon McLoughlin/Fiddle) und ihrem vierten Mann Rod McCormack (Akustik-Gitarre) - ebenfalls australischer Abstammung - verwöhnten das musikkundige Publikum mit Titeln ihrer letzten Longplayer. Da fehlten weder "Life's a Freeway", "Man from Galille", "Movin' On" noch "Time", "Ghost of Who We Were" oder "Marty's Kitchen". Als Gast sang Gina Jeffreys "Oh Darlin'". Die Zugaben hießen "What You Are" und " Daybreak in Dixie". Fast eine Stunde lang waren sie von Autogrammjägern umringt, als schon längst der letzte Act des Abends spielte...
...Cory Morrow. Er stammt aus Austin, Texas und zählt dort zu einer fest etablierten Größe als Songschreiber und Liveperformer. Von seinen Livequalitäten konnte man sich an diesem Abend überzeugen. Eine recht junge Band hatte Morrow im Rücken, die aber bewies mit ihren Instrumenten umzugehen und sich als Geheimtipp heraus kristallisieren sollte. Texanischer Countryrock mit Americanaanleihen und einem großen Herz für Musik und Gefühl. Und so leerte sich das Festivalgelände nur langsam und die Zuschauer lauschten bis weit nach 2:00 Uhr morgens den Songs von Cory Morrow und seiner Band (J.J. Soto|E-Guitar, Nick Worley|Fiddle, Hoyt Stacy|Drums und Steve Cargill|Bass), die zu 80 Prozent aus eigenem Material ("Texas Time Travelin'", "Restless Girl", "Nashville Blues" etc) bestanden. Als Cover gab es "Live Forever", "Funny Feeling", "I'd Have to Be Crazy" sowie "Big Hat" zu hören.
James Hand war dann die erste richtige Honky Tonk Nummer des Abends. Ein Mann, der gerne mit Hank Williams verglichen wird, da er seine Tradition des Songwriting und Gesangs sehr authentisch auf der Bühne überträgt. Trotz seines Alters und späten Zugangs zur Musik ist er auf der Bühne agil und scheint die Energie der Zuschauer aufzusaugen, um sie ihnen mit seiner Musik wieder zurückgeben zu können. Und von den Zuschauern waren inzwischen reichlich da. "Mit Baby, Baby", "In The Corner", "Truth Will Set You Free", "According to My Heart" und vielen anderen Titeln überzeugte er die Zuschauer von seiner Leidenschaft des Schreibens und Singens in denkwürdiger Weise. Seine Band bestehend aus Will Indian (Leadguitar), Speedy Sparks (Bass) und Rusty Traps (Drums) stand ihm in nichts nach.
Die zweite Honky Tonk Nummer hieß Zona Jones. Ein guter Freund von Mark Chesnutt, der zwar musikalisch überzeugen konnte, aber keine Entertainertalente aufwies. Viele seiner Aufforderungen an das Publikum kamen nicht an (trotz mehrfacher Versuche) und seine Bühnenshow schien zu einstudiert und berechnend. Viele Rückkopplungen gingen ebenfalls auf sein Konto. Leider stellte sich auch nach Mark Chesnutts Show heraus, dass Zona Jones mit verantwortlich war, dass Chesnutt nicht alle Autogrammwünsche erfüllen konnte. Eigentlich war keine (!) gemeinsame Autogrammstunde geplant, jedoch blockierte Zona mit seinen Fans den Weg zu Chesnutt, der pünktlich abreisen musste, da er am nächsten Tag einen Auftritt in England hatte. Viele enttäuschte Fans mussten somit ohne Autogramm nach Hause gehen.
Der Auftritt von Mark Chesnutt, fing leicht verspätet (ca. 20-30 Minuten) an, da erst noch die Einstellungen der Vorband (Zona Jones) neu justiert werden mussten. Es dauerte dennoch zwei bis fünf Songs, bis Chesnutt und Band ihren Sound gefunden hatten. Mit einem Feuerwerk an Hits aus Chesnutts langen Karriere ("Too Cold At Home", "Bubba Shot The Jukebox", "Old Flames Have New Names", "I'll Think of Something" usw.), seinem letzten Album "Savin' The Honky Tonk" ("Somebody Save The Honky Tonk" und 2Lord Loves The Drinking Man" sowie den Kevin Fowler Titel "Beer, Bait and Ammo") und Songs von Merle Haggard, Waylon Jennings und Roger Miller ließ er das Publikum kaum zur Ruhe kommen. Seine kurzen Ansagen, wenn er überhaupt welche machte - was eigentlich auch gar nicht nötig war, man kannte die Songs - ließen das Konzert wie aus einem Guß erscheinen. Harmonisch, abwechslungsreich und mit einem souveränen Mark Chesnutt, der einfach er selbst auf der Bühne war und es nicht nötig hatte, Schnörkel in seine Performance einzubauen. Weniger ist mehr und direkter. Man hatte Spaß auf der Bühne und davor. Die geschätzten 12.000 Menschen haben es genossen. Einzig "I Don't Want to Miss a Thing" fehlte in seiner Darbietung. Ein Song den Mark erst wieder singen wird, wenn Aerosmith einen seiner Songs covert, wie er in der Pressekonferenz scherzhaft erwähnte.
Moot Davis und Pete Anderson betraten als letzte Band die Bühne und präsentierten erneut Honky Tonk. Sie hatten es aber schwer nach Mark Chesnutt. Moot Davis schien nicht der Mensch zu sein, der durch seine Präsenz das Publikum in seinen Bann zieht, wie es Chesnutt schaffte. Teilnahmslos sang er seine Lieder und präsentierte seine mit Pailletten besetzte Jacke. Gegen 2:30 Uhr am Sonntagmorgen war es wieder Zeit, nach Hause zu gehen und den letzten Tag zu erwarten, der bereits um 15:00 Uhr anfing.
Die nächste Interpretin hieß Rachel Warwick und stammt aus England. Mit Vorschusslorbeeren hoch dekoriert kam sie beim Publikum sehr gut an, fiel aber unter den Fachleuten durch. Ihr Repertoire bestand fast ausschließlich aus Covertiteln. "Somebody like you" von Keith Urban, "Jolene" von Dolly Parton, "What's Up" von den 4 Non Blondes (!), "Knockin on Heavens Door" und unzählige andere.
Der Sonntag sollte aber noch mehr Farben des Spektrums "Country Music" aufzuwarten haben. Mit einem Finalisten der amerikanischen "Country-Super-Star-Such-TV-Show" genannt "Nashville Star" aus dem Jahr 2003 hatte man einen echten Allrounder auf der Bühne in Craponne. Sein Name: John Arthur Martinez. Traditionelle Countrymusic im Stil eines George Strait mit TexMex Einflüssen und Western Swing par Excellence. Von den Western Sing Klassikern "Take Me Back To Texas", "Roly Poly" über "Amarillo by Morning", "The River of Love" oder den in spanisch vorgetragenen Songs "Seguro Que Hell Yes", "Frijoles Con Arroz" und "Cajita De Milagros" John Arthur Martinez beherrschte sein Fach und verbreitete gute Laune. Ein Sunnyboy mit Temperament, wo es angebracht war und melancholisch ruhig, wo es sein musste.
Nach diesen abwechslungsreichen ersten Acts warteten alle auf den Headliner des Sonntags: Jon Randall und Jessi Alexander. Mit "Baby Won't You Come Home" ging es dann endlich los und erneut konnten die Gäste eine neue Stilrichtung erleben: Singer/Songwriter. "Austin" und "Somebody Else" folgten und "In The Country" sowie "My Life" ließen nicht lange auf sich warten. Der Titelsong seines letzten Longplayers "Walking Among The Living" fehlte ebenso wenig wie "North Carolina Moon", "Willin'" oder "When Will I Beloved". Jessi sang viele der Songs während Jon seine Gitarre streichelte und ihr Klänge entlockte die Herzen verzauberte. Zu schnell waren 60 Minuten um, doch schon versprach Randall im letzten Song "Coming Back For More"...Den Abschluss des Festivals, welches wieder einmal viel zu schnell vorüber ging, bestritten The Troubadillos aus Austin/Texas. Wenige Informationen lagen vor und so war man neugierig und wurde positiv überrascht. Keinen Rauschschmeißer, sondern schon vielmehr ein weiterer kleiner Hauptact in Honky Tonk Manier hatte man auf die Setlist gesetzt. Die Zuschauer honorierten dies und viele blieben bis zur letzten Minute, als das Festival gegen 22.00 Uhr am Sonntagabend beendet wurde.
Country Rendez-Vous Festival Craponne ist erneut gewachsen und bereitet sich auf sein 20-jähriges Bestehen 2007 vor. 2006 war wieder einmal ein Beweis dafür, dass man mit guten Künstlern Festivals in dieser Größenordnung organisieren und durchführen kann. Die genauen Besucherzahlen liegen noch nicht vor, bewegen sich aber wieder um die 20.000 für 3 tolle Tage in der Auvergne. Merci Craponne.