Ein anderes Indiz dafür, dass die rote Reba längst zu einer Mark in Nashville avancierte, liefert ihr neues Album: "Duets" betitelt und als Interpretin nur mit "Reba" versehen. Das reicht auch dicke bei ihrer mehrere Generationen umfassenden Fangemeinde. Diese könnte nach dieser CD durchaus noch weiter anwachsen - in Richtung jüngeres Publikum. Um dies zu schaffen, hat sich die auch auf diesem Cover so drollig wie eine Disney-Ente blickende Sängerin schwer ins Zeug gelegt und neben den üblichen Country-Verdächtigen auch etliche Pop-Größen ins Studio geholt. Aus Marketing-Gründen ein prima Clou. Musikalisch bewegen sich diese Crossover-Paarläufe freilich immer auf sehr dünnem Eis. Und das gilt auch für eine Ikone wie Reba McEntire.
Bombast, Kitsch und Standard-Kost
Der Auftakt verheißt jedenfalls schon mal nicht gerade Gutes: "When You Love Someone Like That" heißt der Opener, und LeAnn Rimes die Duett-Partnerin. Wo es bei den beiden lang geht, könnte man fast ohne auch nur einen Ton gehört zu haben erahnen: Richtig, in sehr brave, gediegene, schwülstig aufgeladene Country-Pop-Gefilde. Auch wenn sich die beiden Sängerinnen vor dem Mikro richtig einen absingen, bleibt der Titel so aufregend wie eine Butterfahrt. Höchstens ...
Deutlich besser fällt das nachfolgende "Does The Wind Still Blow In Oklahoma?" aus. Ein origineller Titel - in exzellent authentischer Umsetzung. Kein Wunder, immerhin hat sich die große Reba nach "If You See Her/Him?" erneut Ronnie Dunngeholt. Mit der singenden Hälfte von Brooks & Dunn hat sie den erfrischend traditionellen und gefühlvollen Song auch geschrieben. Respekt! Diese hohe Level hält die CD in den darauf folgenden Songs nur selten: Gemeinsam mit Kelly Clarkson schmettert sie deren Hit "Because of You" (Pop, aber OK), mit Rascal Flatts "Faith In Love" (ziemlich OK), mit Trisha Yearwood befürchtet sie "She Can't Save Him" (OK) und mit Folk-Lady Carole King setzt sie dem Mann von der Straße ein hübsches Denkmal (allemal OK).
Mehr als nur"OK" verdient sich "Every Other Weekend", das sie an der Seite von Kenny Chesney zeigt. Die beiden, das hört man, mögen und respektieren sich. Ihre Stimmen fügen sich ineinander wie Ying & Yang, wie Kopf und Stetson. Connie Harrington und Skip Ewing haben diese hervorragende Ballade geschrieben. Und die Produzenten (Reba, Tony Brown) griffen dabei zum Glück nicht zu tief in die Kitsch-Kiste. Was man bei dem nachfolgenden "These Broken Hearts", bei dem Reba gemeinsame Sache mit Vince Gill macht, nicht unbedingt sagen kann: zu bombastisch und zu pathetisch um noch glaubwürdig zu sein. Das gilt - natürlich, möchte man fast sagen - auch für das Doppel mit Faith Hill und dem Titel "Sleeping With The Telephone".
Um so erstaunlicher nimmt man zur Kenntnis, dass ausgerechnet das Duett mit Pop-König Justin Timberlake zu einem Highlight der CD wird. Der von Timberlake verfasste Titel "The Only Promise That Remains" gehört, streng genommen, zu den country-lastigsten Songs des Albums - und auch zu den leisesten und eindringlichsten. Dass Don Henley, mit dem Reba den Schlusspunkt setzt, immer für Qualität gut ist, wundert dagegen bestimmt niemanden. Ihr Duo mit dem Eagles-Drummer "Break Each Other's Hearts Again" setzt einen letzten Höhepunkt.
Fazit: Ein paar Highlights, ein paar Durchhänger und jede Menge solide Standard-Kost.
Label: MCA Nashville (Universal) | VÖ:18. September 2007 |
01 | When You Love Someone Like That (mit LeAnn Rimes) |
02 | Does The Wind Still Blow In Oklahoma (mit Ronnie Dunn) |
03 | Because Of You (mit Kelly Clarkson) |
04 | Faith In Love (mit Rascal Flatts) |
05 | She Can't Save Him (mit Trisha Yearwood) |
06 | Everyday People (mit Carole King) |
07 | Every Other Weekend (mit Kenny Chesney) |
08 | These Broken Hearts (mit Vince Gill) |
09 | Sleeping With The Telephone (mit Faith Hill) |
10 | The Only Promise That Remains (mit Justin Timberlake) |
11 | Break Each Others Hearts Again (mit Don Henley) |