Mit "Soul Surfer" feiert Carrie Underwood ihre Leinwand-Premiere.
Die Behauptung, der Geschmack der Deutschen sei längst "durch-amerikanisiert", kann man immer wieder mal lesen. Doch dass sie sich nicht uneingeschränkt aufrecht halten lässt, beweist hin und wieder das Kino. Sicher, in der Regel ist auch bei uns erfolgreich, was in den USA die Zuschauer begeisterte, und viele Filmen kommen mittlerweile sogar weltweit am gleichen Tag in die Kinos. Dann allerdings gibt es auch Filme wie "Soul Surfer". Der hat vergangenes Frühjahr auf amerikanischen Leinwänden fast 50 Millionen Dollar (und damit mehr als das doppelte seines Budgets) eingespieltund ist bei uns nun trotzdem nur mit riesiger Verspätung und bloß in einer Handvoll Kinos zu sehen.
Eine der möglichen Erklärungen dafür mag schlicht und einfach das Thema sein. Surfen ist in Deutschland bestenfalls eine Randsportart, Geschichten darüber üben kaum Massenwirkung aus. Selbst wenn sie so dramatisch und vor allem echt sind wie im Falle von "Soul Surfer". Der von Sean McNamara inszenierte Film erzählt nämlich die wahre Geschichte von Bethany Hamilton (AnnaSophia Robb), die als Teenager 2003 auf Hawaii am Beginn einer erfolgreichen Surfkarriere stand, als sie bei einem Haiangriff ihren linken Arm verlor.
Wie von einem Film, dessen Regisseur bislang vor allem Kinder- und Jugendserien verantwortete (und der von der echten Bethany Hamilton mitproduziert wurde), nicht anders zu erwarten, ist "Soul Surfer" kein allzu dramatisches, sondern in erster Linie ein erbauliches Werk geworden. Natürlich gerät das Mädchen zunächst einmal in eine Krise, im Alltag genauso wie auf dem Surfbrett. Doch irgendwann kommt die Erkenntnis, dass es anderen Menschen sehr viel schlechter geht, denen man womöglich sogar als Inspiration dienen könnte. Und siehe da: bald ist der Lebensmut zurück und Bethany wächst noch sehr viel mehr über sich hinaus, als sie es vor dem Unglück ohnehin schon hat.
Mit seinen positiven Botschaften von Familienzusammenhalt und Freundschaft ist "Soul Surfer", wenn auch vielleicht ein wenig uninspiriert und auf TV-Film-Niveau erzählt, eine prinzipiell sympathisch-harmlose Angelegenheit, die niemandem wehtut. Was für deutsche Sehgewohnheiten dabei allerdings ungewohnt sein dürfte, ist die starke Betonung des Christlichen. Wie fest die Familie Hamilton in der Kirchengemeinde verankert ist und wie viel Kraft Bethany aus ihrem Glauben gewinnt, ist ein zentraler Aspekt dieser Geschichte, zu dem man einen Bezug haben muss, um sich nicht daran zu stören.
Soul Surfer zeigt Carrie Underwood in ihrer ersten Kinorolle
Hier kommt übrigens auch Carrie Underwood ins Spiel, die als Leiterin der kirchlichen Jugendgruppe nicht nur ein klein wenig (im Chor) singen darf, sondern Bethany auch mit auf eine Thailandreise nimmt, wo die Begegnung mit Opfern des Tsunamis von 2004 zu einer Art Erweckungserlebnis führt. Eine kleine, aber entscheidende Rolle, mit der Underwood nach einem Gastauftritt in "How I Met Your Mother" ihr Kinodebüt gibt. Ob das der Beginn einer zweiten Karriere ist, wird sich noch zeigen. Aber auf jeden Fall fällt sie neben Robb und Schauspielgrößen wie Dennis Quaid oder Helen Hunt in keinster Weise negativ auf.
Fazit: Würde "Soul Surfer" nicht mit einer wahren Geschichte und interessanten Darstellern wie Dennis Quaid, Helen Hunt oder Kino-Debütantin Carrie Underwood aufwarten, wäre dieses harmlose, erbauliche und sehr religiöse Wassersportler-Biopic eigentlich nicht der Rede wert.