Honkytonk Man

Filmplakat: Honkytonk Man

Musik spielte in Clint Eastwoods Leben schon immer eine große Rolle. Er hat eigene Scores komponiert, beispielsweise zu "Million Dollar Baby" (2004) und "Der fremde Sohn" (2008), zu Martin Scoreses "The Blues"-Reihe die Doku "Piano Blues" (2003) beigesteuert, mit "Bird" (1988) ein Biopic über Saxofonist Charlie Parker gedreht, und wurde in seinem Regiedebüt "Sadistico" als Jazz-DJ von einer psychopathischen Stalkerin verfolgt. Dass er neben seiner Vorliebe für Jazz auch einen Hang zum Country besitzt, zeigte er Anfang der 1980er Jahre mit seinem Roadmovie "Honkytonk Man", in dem er auch die Hauptrolle eines erfolglosen Countrysängers übernahm.

In seiner neunten Regiearbeit tauscht Eastwood die 45er Magnum gegen eine Gitarre und träumt von der Grand Ole Opry, dem Mekka des Country. Der Film spielt zur Zeit der Großen Depression und Red Stovall (Eastwood) ist genauso angeschlagen wie das Land: tuberkulös, alkoholabhängig, abgewrackt. Als er in dem Zustand auf der Farm seiner Schwester in Oklahoma auftaucht, muss er erstmal mühsam aufgepeppelt werden. Dabei freundet er sich mit seinem Neffen Whit (Eastwoods Sohn Kyle) an. Der ist von seinem Onkel begeistert, bedeutet er doch Abwechslung vom langweiligen Alltag in der Einöde. Stovall möchte schließlich sogar, dass Whit ihn zu seinem Vorsingtermin nach Nashville in die Opry begleitet. Dort hofft Red nach Jahren des erfolglosen Tingels endlich auf einen Durchbruch als Singer/Songwriter. Doch während des abenteuerlichen Trips durch das amerikanische Heartland verschlechtert sich sein Gesundheitszustand rapide...

Als einsamer Versager weichte Clint Eastwood sein damaliges Tough-Guy-Image gekonnt auf. Trotzdem spielt "Honkytonk Man" in seinem Gesamtwerk nur eine untergeordnete Rolle und gehört nicht zu seinen herausragenden Filmen. Was ihn dennoch sehr sehenswert macht, ist die Warmherzigkeit, mit der er seine Story erzählt. Und natürlich die famosen Bilder, über denen der goldene Schleier der Nostalgie liegt. Der Film mag während der Depressionsjahre angesiedelt sein. Er ist aber selbst alles andere als depressiv, sondern schlägt neben Gitarren- auch komödiantische Saiten an. Manchmal ist er eher zu albern, etwa bei einer Auseinandersetzung mit einem wildgewordenen Bullen. Aber es macht Spaß, Vater Clint als zechendem Onkel und Sohn Kyle als verantwortungsbewusstem Neffen zuzusehen, wie sie sich nach Nashville durchschlagen. Mit Whits Opa und einer Herumtreiberin im Schlepptau, die zwar keinen Ton trifft, aber trotzdem von einer Gesangskarriere träumt.

Und Countryfans bietet "Honkytonk Man" mit Gastauftritten von Marty Robbins, Porter Wagoner und Johnny Gimble (in einer kleinen Rolle als Bob Wills) zusätzlichen Genuss. Überhaupt sind die Musikszenen klasse. Eastwood spielt höchstselbst Gitarre und singt dazu, mit dünnem Stimmchen zwar, aber Stovall ist ja auch krankheitsbedingt eher kurzatmig. Rührender und dramatischer Höhepunkt des Films ist Reds Audition in der Opry. Er will seinen Traum verwirklichen - um jeden Preis. Im wahren Leben war der Musik des Films allerdings nicht so viel Glück beschieden. Der zentrale Filmsong "No Sweeter Cheater Than You" wurde 1983 für die Goldene Himbeere, den Anti-Oscar, nominiert.

Fazit: Trotz ein paar Längen sehenswert. Clint Eastwoods sympathische Loser-Ballade schwelgt in Country-Nostalgie, goldenen Landschaftsaufnahmen und der Suche nach dem amerikanischen Traum.

  • Regie und Schauspieler

  • Produktionsinfos

  • Starttermine

  • Links

Regie     Schauspieler   Rolle  
Clint Eastwood     Clint Eastwood ... Red Stovall  
      Kyle Eastwood ... Whit  
      John McIntire ... Grandpa  
      Alexa Kenin ... Marlene  
      Verna Bloom ... Emmy  
      Matt Clark ... Virgil  
      Barry Corbin ... Arnspringer  


Studio: The Malpaso Company / Warner Bros. Pictures
Land: USA, 1982
FSK:ab 12 Jahre
Laufzeit:118 Minuten

Kino: 27. Februar 1986
DVD: 23. Oktober 2003
PPV:
Pay-TV:
Free-TV:

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