Vor der Kamera muss sich Ludwig meist einem Ensemble unterordnen - so auch in dem Sportlerfilm "Heart of Champions", der im letzten Jahr auf dem Oldenburger Filmfestival seine Deutschlandpremiere hatte, und ab 21. Oktober 2022 ohne vorherigen Kinostart direkt auf DVD, Blu-ray und VoD erscheint.
Alle Mann an Bord
Die Geschichte spielt im Jahre 1999. Die Rudermannschaft eines Elite-Colleges hat einen wichtigen Wettbewerb verloren. Die Gründe sind offensichtlich, denn die Jungs sind sich uneinig und die beiden Mannschaftskapitäne Alex (Alexander Ludwig) und John (Alex McNicoll) verfolgen unterschiedliche Strategien und streiten permanent.
Nach den Ferien beginnt eine neue Saison und mit Chris (Charles Melton) kommt nicht nur ein neuer Mitstreiter ins Boot, sondern der Mannschaft wird auch noch ein neuer Coach vorgesetzt. Murphy (Michael Shannon) kommt vom Militär und weiß nur zu gut, wie man junge Männer an die Kandare nimmt. Bei ihm herrschen Disziplin und Teamgeist, und wer dagegen schlägt muss seine Lektionen lernen. Doch weder Alex noch John wollen sich diesem harten Regime unterordnen. Da erkennt der Veteran, dass Chris der womöglich bessere Anführer wäre, um der Mannschaft wieder zu einem Sieg zu verhelfen.
"Heart of Champions" - Ein Sportdrama nach Schema F
Man muss nicht lange überlegen wie "Heart of Champions" wohl ausgehen wird, zumal mit Ash Santos ("Shattered") auch noch eine schöne Frau in Spiel kommt, in die sich Chris - die eindeutige Sympathiefigur des Films - verliebt. Das kann nur Happyend bedeuten. Bis dahin erwartet uns ein routiniert inszeniertes Sportdrama nach Schema F, das nur deshalb etwas aus dem Rahmen fällt, weil diesmal eher ungewöhnlich das Rudern zum erstrebenswerten Mannschaftssport für gut trainierte Männer auserkoren wurde.
Regisseur Michael Mailer ("Blind") schafft es mit entsprechenden Einstellungen sogar, der im Kino und Fernsehen eher unterrepräsentierten Sportart eine gewisse Faszination abzugewinnen. Da entstehen durchaus dynamische Sequenzen auf dem Wasser, an dessen Oberfläche sich immer wieder sinnlich das Sonnenlicht reflektiert, in denen es um Tempo und Timing geht. Ansonsten aber sind die erzählerischen Rahmenbedingungen die gleichen wie bei jedem anderen Film über Mannschaftssportarten, in Hollywood vorzugsweise Football ("Die Bullen von Dallas") oder Baseball ("Der große Wurf"). Es geht dabei stets um Themen wie Zusammenhalt, Durchhaltevermögen, Ehre und Selbstaufopferung für eine höhere Sache.
Zerwürfnisse innerhalb einer Gruppe müssen überwunden werden, alle ziehen letztlich am gleichen Strang, nur so lässt sich der Sieg davontragen. Die Nähe zum Kriegsfilm liegt damit auf der Hand, und in diesem Fall müssen statt einer Waffe die Ruder in die Hand genommen werden.
Auf den Cast kommt es an
Damit das einigermaßen sinnstiftend funktioniert und man als Zuschauer gewillt ist, dem Geschehen trotz aller Vorhersehbarkeit folgen zu wollen, braucht es natürlich überzeugende Darsteller. Die stärkste Figur ist dabei gewiss Michael Shannon ("Shape of Water") als strenger Trainer Murphy, der mit harten Methoden, bedeutungsvollen Sätzen ("Führung wird in den Herzen derer gemessen, die folgen können") und versteinerter Miene permanent an den Kampfgeist des Teams appelliert.
Einen besonders brisanten Konflikt muss er mit Alex, der Figur von Alexander Ludwig, austragen. Denn Murphy bekam den Job von Alex' einflussreichen Vater, der die Olympia-Träume seines Jungen unterstützen will und gewiss nicht will, dass Alex als Mannschaftskapitän abgesetzt wird.
Letztlich läuft es darauf hinaus, was gut für alle und nicht für den Einzelnen ist, und hierbei durchlebt Ludwigs nicht immer sympathische Charakter die größte Wandlung. Dabei zieht der Star alle Register seines schauspielerischen Könnens. Erleben wir ihn anfangs noch als egoistischen Kerl aus gutem Hause, der die Konfrontation zu seinem Nebenbuhler John, ebenso eindrucksvoll gespielt von Alex McNicoll ("The Society"), regelrecht zu suchen scheint, ist er zum Schluss der geläuterte Aussteiger aus dem Team, der sich sogar seinem Vater widersetzt, damit seine frühere Mannschaft zu Wasser gehen kann. Vom Saulus zum Paulus, womit Ludwig in die wohl emotionalste Szene des gesamten Films involviert ist. Wegen eines Mädchens geraten er und Alex McNicoll alias John ein letztes Mal aneinander. Die Situation eskaliert als beide ins Wasser stürzen. John ertrinkt, Alex bleibt mit Schuldgefühlen zurück und kommt endlich zu der Erkenntnis, dass es im Leben um Kameradschaft und Zusammenarbeit geht. Das ist dann wohl auch die große, wenn auch wenig überraschende Botschaft von "Heart of Champions".
Fazit: Ein Sportfilm, der alle Klischees bedient und damit ziemlich vorhersehbar ist. Aber der gute Cast sorgt dafür, dass man dranbleibt und sich einigermaßen unterhalten fühlt.
Regie | Darsteller | Rolle | ||||
Michael Mailer | Michael Shannon | ... | Coach Murphy | |||
Alexander Ludwig | ... | Alex | ||||
Alex MacNicoll | ... | John | ||||
Michael Tacconi | ... | Ted | ||||
Andrew Creer | ... | M.J. | ||||
Anton Hedayat | ... | Diver | ||||
Jon Lemmon | ... | Jake | ||||
David James Elliott | ... | Mr. Singleton |
Studio: Green Light Pictures / Construction Film (Lighthouse)
Land: USA 2021
FSK: frei ab 12 Jahre
Laufzeit: 119 Minuten
DVD/Blu-ray: 21. Oktober 2022
Stream: 21. Oktober 2022
Free-TV: ./.