"Bronco Billy", bei dem er ebenfalls Regie führte und den titelgebenden Antihelden spielte. Nämlich den abgehalfterten Besitzer einer Wild-West-Show, mit der er mehr schlecht als recht durch die Lande zieht. Nachdem der Gegenwartswestern am 11. Juni 1980 in die US-Kinos kam, spielte er etwas mehr als 24 Mio. Dollar ein. Damit galt er als Flop, insbesondere im Vergleich zu Eastwoods vorherigem Film "Der Mann aus San Fernando", der fast das Vierfache in die Kinokassen spülte.
"Bronco Billy" ist aber nicht in Vergessenheit geraten und gilt heute als Geheimtipp, besonders unter Country Music-Fans. Denn für den Soundtrack wurden hochkarätige Country-Größen wie Merle Haggard (†89), Ronnie Milsap und Penny DeHaven (†66) verpflichtet. Auch Clint Eastwood singt hier, und das nicht zum ersten Mal in seiner Karriere.
Kunststückchen mit Pferden und Pistolen
Wieder einmal kann Bronco Billy (Clint Eastwood) seine Angestellten nicht bezahlen. Dennoch halten Schlangenbeschwörer Chief Big Eagle (Dan Vadis), Seiltänzer Leonard James (Sam Buttoms), Showmaster Doc Lynch (Scatman Crothers) und all die anderen weiterhin zu ihm, weil sie wissen, dass Billy ein herzensguter Mensch ist.
Das ändert sich, als er die arrogante Antoinette Lilly (Sandra Locke, mit der Eastwood damals auch im echten Leben liiert war) anschleppt, die in der Arena fortan seine Assistentin sein soll. Wenn Billy seine akrobatischen Kunststücke auf seinem Pferd präsentiert, soll sie als Miss Lilly Teller in die Luft werfen, die er dann bei Reiten zielgenau mit seinen Pistolen abschießt. Damit ist er der Star der Show. Die anderen sind jedoch vom Aberglauben besessen: Antoinette wird den Fluch über ihr Unternehmen bringen. Als das Zirkuszelt abbrennt, scheint sich das zunächst zu bestätigen. In Wirklichkeit ist Antoinette aber eine millionenschwere Erbin, die betrogen wurde. Längst hat Billy ein Auge auf sie geworfen und will ihr helfen. Doch wie immer ist das Geld knapp, und so wird die Idee geboren, in guter alter Wild-West-Manier einen Zug auszurauben.
"Bronco Billy" - Die Wahrheit über Westernhelden
Es hat schon einen Grund, warum "Bronco Billy" vor 41 Jahren nicht den Erfolg bekommen hat, den er verdient hätte. Denn Zirkus wirkte schon damals sehr aus der Zeit gefallen. Eine altmodische Welt, in der aber viele Wahrheiten über den US-Mythos von Westernhelden steckt. Tatsächlich war die Legendenbildung gerade im ausgehenden 19. Jahrhundert immens. Die Trivialliteratur nährte sich davon und wenig später auch der gerade neu erfundene Film. Das große Vorbild für "Brocno Billy" war gewiss Buffalo Bill (†70), der es mit seiner Wild-West-Show bis nach Europa schaffte und 1890 sogar in München und Braunschweig gastierte. Zur Stummfilmzeit gab es aber auch einen fiktiven Westernhelden namens Broncho Billy, der durch 148 Kurzfilme galoppierte.
Clint Eastwood will mit seinem Film jedoch mit der Verfälschung aufräumen, wenn er sich als Bronco Billy in einer Szene soweit selbst entmystifiziert, dass er gar zugibt, nicht der zu sein, für den man ihn hält. Es ist alles nur Show, und hinter den Kulissen geht es ebenso armselig und trostlos zu wie im Leben vieler. Eastwood vermittelt seine Botschaft aber ohne jegliche Verbitterung. Ganz im Gegenteil. Mit komödiantischer Raffinesse verhandelt er selbst schwere Themen wie Alkoholismus, Gewalt, Betrug, Fahnenflucht und Selbstmordversuch mit leichter Hand.
Die Story wird dabei flott erzählt und Eastwood, der ja als wortkarger Cowboy mit Filmen wie "Ein Handvoll Dollar" oder "Der Texaner" selbst zum Westernhelden emporstieg, spielt hier selbstironisch mit seinem eigenen Image. Was bleibt ist die Truppe, die durch dick und dünn geht und bis zum Schluss zusammenhält. Dieser Zusammenhalt ist es, den Clint Eastwood mit "Bronco Billy" feiert und der für ihn auch bei seiner eigenen Arbeit stets wichtig war. Denn es braucht auch beim Film viele helfende Hände. Denn: The Show Must Go On!
Der singende Cowboy
Auch wenn er auf der Leinwand so oft den wortkargen Haudegen geben musste, der kaum die Miene verzieht, hat sich Clint Eastwood das Singen nie verbieten lassen. Bereits in dem 1969 entstandenem Westernmusical "Westwärts zieht der Wind" trällert er mehrere Lieder wie "I Talk to the Trees" oder "I Still See Elisa". Aber erst elf Jahre später zog es ihn für "Bronco Billy" erneut ins Aufnahmestudio, um im Duett mit Merle Haggard den Country-Song "Barroom Buddies" zum Besten zu geben. Haggard ist auf dem Soundtrack auch noch mit "Misery and Gin" vertreten. Zwei Songs liefert ebenfalls Ronnie Milsap mit "Cowboys and Clowns" sowie "Bronco Billy". "Bayou Lullaby" lautet der fünfte Country-Song im Film, gesungen von Penny DeHaven. Das Album erschien 1980 auf Vinyl und ist heute vergriffen. Es wird also höchste Zeit, diese Soundtrack-Rarität endlich wieder neu aufzulegen.
Fazit: In seiner siebten Regiearbeit zeigt sich Clint Eastwood als Hauptdarsteller in Höchstform. Mit "Bronco Billy" ist ihm ein Gegenwartswestern gelungen, der uns in die Welt des Zirkus entführt - dass aber so amüsant und beherzt erzählt, dass man der Story gern folgt.
Regie | Darsteller | Rolle | ||||
Clint Eastwood | Clint Eastwood | ... | Bronco Billy | |||
Sondra Locke | ... | Antoinette Lily | ||||
Geoffrey Lewis | ... | John Arlington | ||||
Scatman Crothers | ... | Doc Lynch | ||||
Bill McKinney | ... | Lefty LeBow | ||||
Merle Haggard | ... | sich selbst |