Seitdem das Internet boomt, nehmen die Downloads von Musiktiteln zu und die CD-Verkäufe gehen zurück. Musikläden in den USA stellen der CD immer weniger Platz zur Verfügung und räumen der DVD dafür mehr Platz ein. Was letztes Jahr in den USA begann, ist nun auch nach Europa geschwappt. Großbritanniens Kette HMV fährt den CD Bestand um 60% zurück. Konnte man dort Anfang des Jahres noch jede CD in jedem Laden bekommen, werden jetzt nur noch einige Filialen bestückt, die dann bei Bedarf den Tonträger an eine andere Filiale schicken. Ähnliches spielt sich in Spanien ab. Dort hat die größte Kaufhauskette fast alle Musik-CDs aus dem Programm genommen und führt nur noch die Charts.
Nun müssen die Plattenlabel darauf reag ieren und in den USA gibt es zurzeit drei Lösungsmöglichkeiten:-- Die von den beiden Major-Labeln Warner Music und EMI (Capitol) bevorzugte Lösung ist zukünftig gar keine Alben mehr zur produzieren und nur noch Singles zu veröffentlichen. Die Produktionskosten für ein Country-Album, das bei einem Major veröffentlicht wird, liegen in den USA bei circa USD 100.000,--. Entwickelt sich das Album zum Flop sind die finanziellen Verluste groß - bei einer Single hält sich das Risiko in Grenzen. Vielleicht haben dann die Major wieder mehr Mut auch andere Musik zu veröffentlichen.
-- Die zweite Möglichkeit ist den Verkaufspreis regulärer Alben runter zu setzen, so dass diese nur noch USD 9,96 kosten und somit unter dem Downloadpreis liegen. Sollte sich diese Lösung durchsetzen, wird der Käufer zukünftig wohl auf aufwendige Booklets verzichten müssen und auch die Titelanzahl wird sich um 10 Titel auf einem Album einpendeln. Von dieser Lösung würden Ketten wie WalMart profitieren. Der CD-Shop um die Ecke wird diese Preise nicht halten können, d.h. das Sterben von Einzelhändlern geht weiter.
-- Die dritte Lösung, die im Moment gerade bei Independent-Label favorisiert wird, ist die Alben auf sechs Titel zu begrenzen, auf das Booklet verzichten und dann direkt den Großhandel auszuschalten und direkt an Ketten wie WalMart oder Best Buy zu verkaufen. Diese CD würde dann USD 5,99 kosten. Der Nachteil hier ist, dass die CDs außerhalb der USA nicht als physikalischen Tonträger erscheinen würden, sondern nur im Download erhältlich wären. Collin Raye wird in wenigen Wochen sein erstes 6-Track-Album veröffentlichen.
So oder so muss sich der Country-Fan in Deutschland auf Veränderungen einstellen.
Rolf Schmidt, Geschäftsführer der AGR Television Records GmbH, ein in Deutschland ansässiges Label, das auf Country spezialisiert ist, sagte: "Auch wir überlegen, wie wir mit der neuen Marktsituation umgehen. Im Augenblick tendieren wir dazu den Preis für physikalische Alben zu senken, so dass diese im Handel zwischen EUR 12,95 bis EUR 14,95 kosten. Das hat aber zur Folge, dass wir auf bestimmte Boni verzichten müssen. Bei Pam Tillis' neuen Album "Rhinestoned" haben wir die Songtexte mit abgedruckt. Die Rechte dafür haben alleine EUR 3.000,-- gekostet und da sind die höheren Druckkosten nicht eingerechnet. Bei dem Album "Home" von den Wilkinsons haben wir die Musikvideos mit auf die CD gepackt oder bei Don Williams' Album "My Heart to You" waren auf unserer Version drei zusätzliche Titel zu finden, die auf der US-Version nicht waren."
Auch das Engagement der Label gegenüber der Countrymedien in Deutschland wird sich verändern. In der Vergangenheit habe einige Label Anzeigen in Zeitschriften geschaltet, die preislich in keinem Verhältnis zu den zu erwartenden Verkäufen standen. Diese Anzeigen waren oft als Unterstützung gedacht, um den Fan zu informieren. Bei fallenden Preisen und fallenden Verkaufszahlen wird man diese Politik sicher überdenken.
Aber einige Herausgeber waren auch nie bereit wirklich die Plattenfirmen in Deutschland zu unterstützen. So wird mit reinen Importhändlern kooperiert, die ihre CDs aus dem Ausland kaufen. Wenn zum Beispiel eine Plattenfirma Werbung für eine Neuerscheinung macht, kann es passieren, dass der Leser dieses Heftes beim dem Importhändler anruft und der Verkauf wird als Verkauf in den USA gezählt - geht also an den Umsätzen der Plattenfirma hierzulande vorbei. Warum also sollte diese Plattenfirma weiter Werbung machen, wenn die Einnahmen dann jemand anderem zukommen?
Ein anderes Beispiel ist, dass Warner Music zum Beispiel für die Veröffentlichung der zweiten Big & Rich CD, "Comin' to your City", eine große Werbekampagne innerhalb der Countrymedien gemacht hat und eine Zeitschrift die entsprechende CD nicht einmal besprochen hat. Selbstredend wollte man sich mit der Anzeige keine "gute" Besprechung kaufen, das erwarten die Label gar nicht. Ein gutes Beispiel ist die Veröffentlichung der Franzi CD "Meine Welt". Die Plattenfirma Edel hat auf CountryMusicNews.de eine Werbung geschaltet und trotzdem ist die CD-Rezension nicht besonders gut ausgefallen. Natürlich haben die Mitarbeiter bei Edel keine Freudentänze veranstaltet, aber trotzdem anschließend hier noch Werbung für andere Veröffentlichungen geschaltet haben.
Leidtragender wird der Endverbraucher sein, der sich nicht ausreichend über seine Musik informieren kann. Nicht jeder hat Zuhause in PC mit Internetanschluss stehen und kann sich Informationen aus dem Netz ziehen. Diese Menschen sind auf die Printmagazine und Radiosendungen angewiesen. Internetuser sind hier klar im Vorteil. Auch wenn wir von CountryMusicNews.de uns bemühen, ist es uns unmöglich, alles abzudecken, dafür ist Country zu vielseitig und zu vielschichtig. Ein Pluspunkt ist, das bereits veröffentlichte Artikel online bleiben. So kann man sich über One-Hit-Wonder informieren, auch wenn deren Hit schon Jahre zurück liegt.
Aber auch wir bei CountryMusicNews.de müssen aufpassen, dass wir den Zug nicht verpassen und nicht auf neue Trends aufspringen. Wir hätten fast die Änderung des US-Marktes verpasst, etablierte Künstler aus den Verträgen zu entlassen und Newcomer zu puschen. Dieser Wende werden wir seit einigen Wochen mit unseren Kurzbiografien gerecht. Die Listening-Partys sind ebenfalls ein Schritt in die Weiterentwicklung des Internets.
Wir versuchen dem am Anfang Angesprochenen gerecht zu werden. Seit geraumer Zeit bieten wir bei unseren CD-Besprechungen auch Links zu Download-Plattformen an. Denn seit Anfang 2007 sind die Umsätze bei Amazon.de zurück gegangen. CountryMusicNews.de finanziert sich zum Teil aus diesen Verkäufen, d.h. wenn Sie eine CD über unseren Link bestellen, erhalten wir von dem Partner eine kleine Provision. (Gleiches gilt natürlich auch bei Tickets oder Downloads) Diese Einnahmen ermöglichen es uns, unsere Fachjournalisten zu bezahlen. Alleine von der Werbung könnten wir den derzeitigen Standard der Seite nicht beibehalten. Wenn also nun die CD-Umsätze zurückgehen, müssen auch wir nach neuen Wegen suchen und da war der legale Download eine willkommene Lösung.
Noch entscheidet der Verbraucher, in welche Richtung der Markt geht und der Amerikaner an sich hat entschieden, den herkömmlichen Alben eine Absage zu erteilen. Nur wenn man Probleme erkennt und Lösungen findet, kann die Countrymusik überleben und das ist - glaube ich - in unser aller Interesse.