Pam Tillis feiert im Juli 2007 ihren 50. Geburtstag. Von einem "Alterswerk" zu sprechen, wäre deshalb freilich noch zu früh. Trotzdem aber trägt die gemeinsam mit gestandenen Musikern wie Drummer Eddie Bayers, Bassist Michael Rhodes und den Mandolinen-Stars Sam Bush und Dan Dugmore entstandene CD die Handschrift einer Frau, die auf ein bewegtes Leben zurückblicken kann. Auf Höhen und Tiefen, auf Freud und Leid, auf Liebe und Herzschmerz. Von allem hat Pam Tillis vermutlich mehr erlebt, als ein Großteil der singenden Bevölkerung Nashvilles zusammen. Diese Vita macht die als 16-jährige beinahe bei einem Autounfall ums Leben gekommene Sängerin vielleicht nicht gerade einzigartig, so doch aber höchst authentisch.
Da spielt es auch keine Rolle, dass Tillis nur bei zwei Titeln als Autorin beteiligt war: Bei dem herrlichen Bluegrass inspirierten Duett mit John Anderson, "Life Has Sure Changed Us Around", und das ruhige, harmonisch überzeugende "The Hard Way". Die dunkelhaarige Sängerin, die Country bereits mit der Muttermilch eingesogen hat, macht aber natürlich mühelos jede Fremdkomposition zu ihrem ureigenen Lied: Ob Ballade, so wie das von Jon Randall und Jim McBride komponierte "Train Withouta Whistle" oder das als moderner Bluegrass-Song angelegte "Bettin' Money On Love" (Verlon Thompson und Douglas Clinton Crider) oder das jazzige, mit einer nostalgischen Klarinette aufgemöbelte "Crazy By Myself" (Matraca Berg und Gary Harrison).
Pam Tillis brilliert hierbei als Interpretin, die genau weiß, wie man eine Geschichte erzählen muss - und als exquisite Sängerin mit einem weit gesteckten Repertoire und geschmackssicherer Intonation. Anstatt auf effektheischende Gimmicks setzt die routinierte Könnerin auf solides Handwerk. So kommen die meisten, ach was, alle Titel ohne produktionstechnische Schminke aus. Der Sound ist transparent und klar, die Arrangements meist akustisch und zu keinem Takt überladen.
So muss man nicht lange auf der CD suchen, um Songs zu finden, die weit über das Gros der Nashville-Veröffentlichungen herausragen. Alle bereits erwähnten tun das ohne Einschränkung. Aber auch das restliche Material. Zum Beispiel das vom ehemaligen Linda Ronstadt -Wegbegleiter Andrew Gold verfasste, mit irischen Flöten keltisch eingefärbte "Over My Head", oder der im flotten 2/4-Takt gehaltene Country-Folk von "Down By The Water", oder der so ruhig wie der Mississippi dahin gleitende Opener "Something Burning Out" oder ...Fazit: Eine hervorragende CD von einer der besten Stimmen Nashvilles. Top-Songs, top arrangiert, top interpretiert. Ein unaufgeregtes Album, das durch Qualität zu überzeugen weiß. Mit jeder Note.
Label: AGR Television (Universal) | VÖ: 9. April 2007 |
Titelliste
Links
01 | Something Burning Out | 07 | Crazy by Myself |
02 | Band in the Window | 08 | Bettin' Money on Love |
03 | Train Without a Whistle | 09 | That Was a Heartache |
04 | Life Has Sure Changed Us Around (mit John Anderson) | 10 | Hard Way |
05 | Someone Somewhere Tonight | 11 | Over My Head |
06 | Down by the Water |