"Du weißt nicht wohin du gehst, solange du nicht weißt, wo du her kommst..." Diesen genau so schlauen wie wahren Spruch haben sich Papa Steve, Tochter Amanda und Sohn Tyler ins Booklet-Gebetbuch geschrieben. Sicher nicht zufällig. Sie wissen wo sie her kommen - aus einer kanadischen Kleinstadt am Lake Ontario - und sie haben vermutlich auch eine ganz konkrete Vorstellung, wohin die musikalische und damit auch die private, persönliche Reise des Wilkinsons-Clans gehen soll. Nach vier Alben, einer Handvoll Hits und einigen höchst ehrenvollen Auszeichnungen - darunter zwei Grammy-Nominierungen und sieben Canadian Country Music Awards - hat die skandalfreie Familienbande der Countrymetropole Nashville also den Rücken gekehrt. Und damit wohl auch der Vision, es in der Schaltzentrale des Genres zum ganz großen Durchbruch zu schaffen.
Doch so eine Neuorientierung birgt eine große Chance. Das Trio kann sich jetzt, frei von Verkaufsvorgaben ehrgeiziger Produktmanager großer Plattenfirmen, wieder ganz auf ihre ureigene Musik konzentrieren. Der Titel "Home" ist deshalb nicht nur als gemütliches "zu Hause", sondern auch als musikalische Heimat zu verstehen. Ein Plätzchen, in dem der Hörer für knapp 50 Minuten zu Gast sein darf. Um zu träumen, den Alltag zu vergessen, um Spaß zu haben...Das Album geht überraschend los: Mit "Fast Car", dem größten Hit der Singer/Songwriterin Tracy Chapman. Nicht nur die Titelauswahl ist dabei bemerkenswert - auch das erstaunlich moderne und hippe Arrangement mit so mancher technischer Spielerei. Ob das notwendig ist? Na ja, nicht unbedingt. Andererseits gelingt den Wilkinsons dem leidlich strapazierten Song neue, unerwartete Nuancen abzugewinnen. Für das neue "Home" der Band steht der Song allerdings keineswegs. "Trees", der zweite Titel der CD -und wie die meisten Songs von Steve geschrieben -ist für die neue Standortbestimmung schon viel besser geeignet. Eine herrlich tief gehende Ballade, mit elegischer Melodie und von Amanda großartig vorgetragen.
Überhaupt gilt: Wird es romantisch oder zumindest betont ruhig, laufen die drei jedes Mal zur Höchstform auf. Deshalb gehören Titel wie die natürlich schön schimmernde Folk-Perle "Papa Come Quick", das hoffnungslos verträumte "I Wish It Would Rain", das Liebes-und-Gute-Nacht-Lied "I Want To Fall Asleep In Your Arms" und die zwar dem Pop geschuldete, dennoch aber betörend schöne Ballade "Nobody Died" zu den unumstrittenen Glanzlichtern der CD.
Bei den allermeisten Titeln steht die immer besser werdende Amanda vor dem Mikrofon. Ohne auf plumpen Sexappeal zu spekulieren, verströmt sie dennoch -oder vielleicht gerade deshalb - eine prickelnd erotische Note. Doch auch Tyler Wilkinson macht sich als Leadsänger gut: Weniger beim witzig gemeinten aber nicht so recht zünden wollenden "Six Pack", dafür umso mehr bei dem entspannten Country-Folk "Big Pockets" und dem nostalgischen "Dying To Start Living". Zwei Bonus-Videos zu "Fast Car" und "Papa Come Quick" runden die CD prima ab.
Fazit: Wieder zu Hause, laufen die Wilkinsons zur Höchstform auf. Ein entspanntes, charmant rustikal und bisweilen nostalgisch produziertes Album mit einer immer besser werdenden Amanda.Label: AGR Television Records (Universal) | VÖ: 1. Juni 2007 |
Titelliste
Links
01 | Fast Car | 09 | Six Pack |
02 | Trees | 10 | I Want to Fall Alseep in Your Arms |
03 | Solitary Tear | 11 | Under the Rainbow |
04 | Closets | 12 | Big Pockets |
05 | Papa Come Quick | 13 | Thank You |
06 | I Wish It Would Rain | 14 | Nobody Died |
07 | Dying to Start Living | -- | Fast Car (Video) |
08 | Home | -- | Papa Come Quick (Video) |