Dennoch lässt sich nicht gerade behaupten, dass er auf eine erfolgreiche Solo-Karriere blicken kann. Sein 2013 veröffentlichtes Debüt "Rubberband" bescherte ihm zwar exzellente Kritiken und landete - immerhin - auf Platz zwölf der Country-Charts. Doch schon mit "Beginning of Thins", sein zweites, 2017 veröffentlichtes Album, ging er kommerziell komplett baden: kein Eintrag in den Country- oder Pop-Bestenlisten. Das gilt leider auch für seine bislang letzte Veröffentlichung, die 2021 erschienene Single "Fist Through This Town" von der "Sugarcane"-EP.
Charlie Worsham: großes Talent, bislang unterbewertet
Großen Respekt in der Country-Szene genießt der etwas schmächtige, sensible Musiker aber unvermindert. Er ging mit Taylor Swift und Miranda Lambert auf Tour und eröffnete etliche Konzerte von Kenny Rogers allerletzter Welttour. Dieses Standing ermöglicht Charlie Worsham jetzt auch ein - ja, doch - fulminantes Comeback. Denn "Compadres" (Kameraden) hat alles, was starken Country auszeichnet: Tolle Songs, erstklassige Instrumentierung, exzellente Vocals, geschmeidige Arrangements und Produktion und, als Sahnehäubchen, es präsentiert fünf Country-Top-Stars als Duett-Partner.
Den Auftakt übernimmt gleich mal das Team Charlie Worsham & Lainey Wilson mit dem Song-Oldtimer "Handful of Dust". Schon die ersten, entfernt an ZZ Top erinnernden Gitarrenriffs geben die Tonlage vor: herzhaft, hemdsärmelig, rau und ehrlich. Ein hervorragender Country-Rocker mit einigen, aber nicht zu vielen, melodischen Haken und Dynamik-Brüchen, mit einem klasse Gitarrensolo und ordentlicher Rhythmus-Schubkraft. Hitpotential? Auf alle Fälle!
Das lässt sich auf von dem nachfolgenden "Kiss Like You Dance" behaupten. In dem Pop-freundlichen Titel teilt sich Worsham das Mikro mit seinem Buddy und immer wieder Kooperations-Partner Kip Moore. Ein Song, wie gemacht für das Mainstream-Radio, bei dem ein Gitarrensolo erneut für virtuose Akzente sorgt.
"Compadres" präsentiert 5 Kameraden aus der ersten Nashville-Reihe
Für den nächsten Song, "How I Learned to Pray" von seinem Debüt-Album "Rubberband", konnte er Luke Combs als Mitstreiter gewinnen. Ein überzeugendes Team. Ihre Stimmen ergänzen sich in der sehr ruhigen, sehr gefühlvollen Ballade perfekt und erzeugen einen Sog, dem man sich nicht so leicht entziehen kann. In ruhigen Gewässern ist auch das sehr im Folk angesiedelte "Creekwater Clear" angelegt. In dem zum großen Teil akustisch gehaltenen Song singt er mit Elle King - und auch diese Mischung weiß vollauf zu überzeugen.
Für den EP-Ausstand holte er sich seinen Arbeitgeber - Mainstream-Country-Ass und Bluegrass-Kenner Dierks Bentley. Gemeinsam brillieren die beiden in dem im gemäßigten Tempo angelegten Heartland-Rocker "Things I Can't Control". Ein Track, der gleichermaßen an Tom Petty und die Ely Young Band erinnert und neben Mainstream-Elementen auch eine Bluegrass-Mandoline im Sound-Outfit aufbietet. Ebenfalls: ein toller Track!
Wer weiß, vielleicht gelingt Charlie Worsham mit "Compadres" nun endlich der verdiente große Wurf. Die Zeichen dafür stehen jedenfalls günstig. Denn zum einen sind Duette in den Charts gerade hoch im Kurs (jeder dritte Hit verantwortet ein Duo), zum anderen hat Produzent Jaren Johnston (von The Cadillac Three) erstklassige Arbeit geleistet und dann wären da auch noch die fünf Nashville-Top-Acts, die sicher für werbewirksame PR-Power sorgen werden.
Fazit: Mit "Compadres" zieht Charlie Worsham alle Register: die EP könnte zu seinem ersten echten Hit werden - nicht zuletzt wegen der fünf Stargäste aus der ersten Nashville-Reihe.
Label: Warner Bros. Nashville (Warner) | VÖ: 13. Oktober 2023 |
Disk 1 | |
01 | Creekwater Clear (mit Elle King) |
02 | Handful of Dust (mit Lainey Wilson) |
03 | How I Learned to Pray (mit Luke Combs) |
04 | Kiss Like You Dance (mit Kip Moore) |
05 | Things I Can’t Control (mit Dierks Bentley) |