Zwei Jahre nach "El Rancho Azul" stellt Dale Watson nun "Call Me Insane" vor und bleibt damit konsequent in seiner Spur. "Insane" (wahnsinnig) ist er, ohne Frage. Jedoch auf eine Weise, wie man sie Genies nachsagt und es ihnen auch verzeiht. Denn Verrückten wie er sind es, die uns immer wieder zurück holen in eine irgendwie kleine heile Welt und zwar nur mit dem Drücken des Knopfes einer Juke Box. Genau das ist es, was man nach einer hart durchgearbeiteten Woche braucht. Ein kühles Bier am Freitag Abend und Dale Watson auf der Bühne. Oder alternativ im CD-Player.
Legt man "Call Me Insane" ein, stellt sich schon mit dem ersten Song "A Day In Time" die prinzipielle Beschwingtheit ein, die nötig ist, um sich gut zu fühlen. Die gewollt simple Instrumentierung kommt von Dale Watson's Lone Star Band mit Don Pawlak an der Pedal Steel, Mike Bernal an den Drums und Chris Crepps am Kontrabass. Unterstützt wurden sie vom Produzenten und Steel-Gitarristen Lloyd Maines, den Dale Watson bereits seit über 20 Jahren kennt und den er einen "artist's artist" nennt. Beide teilen sich die selben Einflüsse und die uneingeschränkte Hingabe für traditionelle Country Music. In ihrer jetzigen gemeinsamen Arbeit vergegenwärtigten sie ihre verwobenen Strukturen in den Aufnahmen.
Des weiteren standen den Musikern im Studio in Austin/Texas Danny Levin am Piano und den Honky Tonk Horns, Jon Blondell an der Posaune, Joey Colarusso am Saxophon und Ricky White an der Trompete zur Seite. Sie setzten bei einigen Lieder exotische Akzente.
Schon immer hat Dale Watson den großen Country-Künstlern Tribut gezollt. Diesmal widmete er "Jonesin' for Jones" dem 2013 verstorbenen George Jones. Er mag gegangen sein, doch seine Musik lebt Gott sei Dank weiter, singt er. Auch "Mamas, Don't Let Your Cowboys Grow Up to Be Babies" ist natürlich eine Hommage an den Klassiker von Willie Nelson und Waylon Jennings. Mit Sicherheit wird es so in hoffentlich weiter Zukunft auch bei Dale Watson sein, denn was er hier weiter auf diesem Album vorlegt, ist die Fortsetzung seiner herrlichen Honky Tonk-Reißer, wie "Hot Dang", Two Step-Klassiker, wie "Everybody's Somebody's in Luckenbach, Texas" oder wundervollen Balladen, wie "Crocodile Tears". Egal, was er macht, raus kommt immer komplexer Country und das mit einer Bariton-Stimme, die fast nicht von dieser Welt ist.
Seine Fan-Gemeinde verehrt den Sänger mit seiner Telecaster, weil er ehrlich ist und sich einfach dem Country-Pop-Gedöns widersetzt. Er macht sein Ding und das macht er gut. Während sich Nashville grad mit Glanz und Glitter beim CMA Festival feiert, ist sich Dale Watson nicht zu schade, beharrlich seine Songs in siffigen Bars vor Truckern und Bikern vorzubringen oder samstags Chicken Shit Bingo in Ginny's Little Longhorn Saloon zu spielen. Da kommt auch "Call Me Insane" bei uns genau zum richtigen Zeitpunkt. Ein bisschen durchgedreht eben und unantastbar. In den USA veröffentlichte Dale Watson das Album bereits am 9. Juni auf CD und Vinyl, zuvor gab es am 23. Mai in der Gruene Hall in Austin/Texas bereits eine Pre Release Party.
Fazit: Wenn der King Of Honky Tonk ein Album nach bewährtem Muster macht, dabei seine alt gedienten "Hof"-Musiker mit im Studio hatte, was kann anderes raus kommen, als ein Meisterwerk voller ursprünglicher Country Music mit Klasse?
Label: Red House Records (in-akustikt) | VÖ: 9. Juni 2015 |
Titelliste
01 | A Day at a Time | 08 | Call Me Insane |
02 | Bug Ya for Love | 09 | Heaven's Gonna Have a Honky Tonk |
03 | Burden of the Cross | 10 | Tienes Cabeza de Palo |
04 | Everybody's Somebody in Luchenbach Texas | 11 | I Owe It All to You |
05 | Crocodile Tears | 12 | Forever Valentine |
06 | Jonesin' for Jones | 13 | Hot Dang |
07 | I'm Through Hurtin' | 14 | Mama's Don't Let Your Cowboys Grow Up to be Babies |