Dale Watson Presents: The Memphians

CD Cover: Dale Watson Presents: The Memphians

Großer Country & Western-Spaß: "Dale Watson Presents The Mempians" beschert zehn Instrumentals – vintage, launig, klasse!

Dale Watson ist ein Unikum. Ein Außenseiter, ein Individualist und wenn es sein muss auch ein überzeugter Gegen-den-Strom-Schwimmer. Um was für einen Querkopf (nicht zu verwechseln mit Querdenker) es sich im Falle des 1962 in Brimingham, Alabama, geborenen und in der Nähe von Houston, Texas, aufgewachsenen Künstlers handelt, belegt sein jüngster Streich: "Dale Watson Presents: The Memphians".

Ja, richtig, Dale Watson ist seit 2017 in Memphis, Tennessee, heimisch geworden. Der Umzug in die Stadt des Kings blieb nicht ohne musikalische Konsequenzen: auf "Presents: The Memphians" serviert der Alternative-Country-Künstler zehn neue Instrumental-Songs, die man aber jederzeit für Tracks aus den 1950ern halten könnte. So vintage klingt das alles, dass man sich am liebsten eine gegelte Tolle zulegen möchte.

Dale Watson lebt jetzt in Memphis - und huldigt King Elvis

Dale Watson hat das Album in seinem Wat-Sun-Studio in Memphis, angeblich innerhalb von nur zwei Tagen aufgenommen. Mit behilflich waren ihm bei dieser musikalischen Wurzelbehandlung der italienische Gitarrist und Songschreiber Mario Monterosso, Schlagzeuger Danny Banks, Kontrabassist Carl Caspersen, Pianist und Organist Jarrod Bonta sowie Jim Spake am Saxophon.

Den Auftakt zu dieser instrumentalen Rock 'n' Roll- und Country-Party bestreitet der Opener "Agent Elvis": ein Song, wie aus einem der zahllosen Elvis-Filme. groovig, fingerschnippend, lässig, gute Laune verbreitend. Hach, das Leben ist leicht! Und mit diesem erdigen, hervorragend gespielten Retro-Sound fühlt es sich tatsächlich um ein paar Takte leichter und unbeschwerter an. Im Mittelpunkt des Sounds steht, neben Saxophon und Klavier, natürlich Dale Watson herrliche E-Gitarre. Sie lässt an Fredy Fender, Duane Eddy, Chet Atkins, Link Wray oder an den Surf-Sound-Pionier Dick Dale denken.

So falsch liegt man mit dieser Einschätzung nicht. Aber Watson hatte für die Aufnahmen von "Presents: The Memphians" offenbar noch ein paar andere Gitarren-Helden im Hinterkopf: "Ich habe den Einfluss der Musik von Memphis nie mit meinem Gitarrenspiel in Verbindung gebracht, bis ich dieses Instrumentalprojekt begonnen habe", sagte er kürzlich in einem Interview und fügte hinzu: "Es scheint, dass Scotty Moore, Luther Perkins, Roland Janes und Carl Perkins mich genauso beeinflusst haben wie Duane Eddy, Chet Atkins und Merle Travis. Ich wusste es nur nicht, weil ihre Musik von legendären Sängern beeinflusst wurde, die sie in den Schatten stellten."

Mit den "Sängern" meinte er vor allem Elvis und Johnny Cash. Diese und dazu eine Reihe weiterer Sun Studio-Sänger bezeichne er heute als "Ameripolitan"-Künstler. Denn: "Das ist es per Definition die ursprüngliche Musik mit deutlichen Roots-Einflüssen. Mit dieser Erkenntnis fügte ich sie alle zusammen und nannte uns 'The Memphians'."

Eine musikalische Wurzelbehandlung, die Spaß macht: "Dale Watson Presents: The Memphians"

Hier hat sich also einer so richtig Gedanken gemacht. Mehr noch: Dale Watson hat sich in die Musik der 1950er reingehört und eingearbeitet - wie sonst könnte er mit Titel wie "Alone Ranger" und "Serena Lee" so authentisch klingende Vintage-Klänge produzieren. Klar, die Melodien kommen einem immer wieder verdächtig bekannt vor. "Ghostriders in the Sky", "Rebel Rouser" oder "Peter Gunn" lassen da schon mal grüßen. Doch Watson und seine Mitstreiter von "The Memphians" gelingt es durch harmonische Kniffe, aus den inspirierenden Vorlagen etwas Neues und Originelles zu formen.

Dass man sich beim Hören von Songs wie "Deep Eddy" (eindeutig eine Verneigung vor Duane Eddy), dem rasanten "Hernando's Swang", dem flotten, nur knapp zweiminütigen Gitarren-Duell "Mi Scusi" oder bei dem lässig hingeswingten "Standin' In Line" nicht in den 1950er Jahren befindet, macht immerhin der Song "2020" klar. Aber natürlich auch nur vom Songtitel her. Ansonsten wird auch hier gerockt und gerollt, was Tolle und Petticoat hergeben. Cool!

Fazit: Kleine Zeitreise in die 1950er Jahre, in die Gründerzeit des Rock 'n' Roll gefällig? Dann bitte einchecken zu "Dale Watson Presents: The Memphians". In zehn, meist kurzen und knackigen Tracks servieren Watson und Begleiter eine zünftig-instrumentale Retro-Sause. Macht Laune!

Label: Audium (hier nicht veröffentlicht) VÖ: 26. Februar 2021
01 Agent Elvis
02 Dalynn Grace
03 Alone Ranger
04 Standin' In Line
05 Serene Lee
06 Deep Eddy
07 Hernando's Swang
08 Mi Scusi
09 2020
10 Remembering Gary
vgw
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