Im Duo erklimmen die beiden Schweizer jetzt jedenfalls neue kreative Gipfel. Der Sound ist weniger glatt, etwas weniger gefällig und auch weniger Lady-A-like - dafür aber bodenständiger und druckvoller. Was auch an den Aufnahmen in Nashville liegt. Gemeinsam mit der Studiomusiker-Elite der Country-Metropole& - darunter Drummer Chad Cromwell, Bassist Michael Rhodes und Steel-Gitarrist Dan Dugmore - legt C.H. elf jederzeit konkurrenzfähige Songs vor. Die Musik erfüllt alle internationalen Standards. Die Vocals ebenso. Und das, obwohl Kisha und Reto auch bei "Wurzle" ihrem schwizerdütschen Jargon treu bleiben.
Wenn Country-Rock-Klänge ("Wo D'Wurzle sind"), bluesrockige Gitarrenriffs ("Tattoo") oder balladesker Folk-Pop ("Lüüchtturm") auf die ungewöhnlichen Silben und Wörter des Schwizerdütsch treffen, ist das mindestens ungewöhnlich. Das Außergewöhnliche aber daran ist, dass diese ganz in der amerikanischen Musik-Tradition verankerten Sounds so trefflich mit dem schweizerischen Dialekt harmonieren. Sprache und Musik grenzen sich bei keinem Track voneinander ab, vielmehr bilden sie eine wohlklingende, selbstverständliche Einheit. Gerade so, als ob Country-Rock genauso eine Schweizer Errungenschaft wäre, wie Swatch-Uhren und Appenzeller-Käse.
Dass diese Symbiose so wundervoll funktioniert ist vor allem das Verdienst von Songschreiber, Sänger, Multiinstrumentalist und Produzent Reto Burrell. Sein musikalischer Erfahrungsschatz und sein Gespür für zwingende Melodien prägen das Album. Ein Album, das größtenteils in Country-Rock eingefärbt ist, das aber auch ruhige Töne bereithält. Diente für das Debüt-Album noch Lady A als Blaupause, sind es jetzt Acts wie Kid Rock oder Sheryl Crow. Keine schlechten Paten für das eigenwillige Duo.
Die meisten Lead-Vocals übernimmt Kisha. Doch auch Reto hat seinen Solo-Momente hinter dem Mikro. Zum Beispiel in dem mit einem stampfenden "We-will-rock-you"-Groove unterlegten Folk-Knaller "Chumi Ned Hüt Chumi Morn" (was vermutlich so etwas wie "komme ich heute nicht, komme ich Morgen" heißt).
Wie gut sich die blonde Kisha mit dem dunkelhaarigen Reto stimmlich ergänzen, wird in dem einen oder anderen Duett deutlich. Bestes Beispiel dafür bietet "Lüüchtturm".
Einer der melodiös schönsten Titel erinnert aber dann doch noch an Lady A: "Färnweh nach Deheime" lässt mit seiner wehmütigen Gitarrenlinie unweigerlich an Lady As Meisterwerk "Need You Now" denken. Nur eben auf Schwizerdütsch.
Fazit: Country auf Schwizerdütsch - so wie es C.H. macht, eine allemal zwingende Kombi.