Elf Titel legt der neue Zweier bei dem Debüt "Nothing But The Silence" jetzt vor. Elf Eigengewächse, Co-Autorin ist Georgia Middleman. Nun, und wohin geht die Reise jetzt? Das ist gar nicht einmal so leicht zu beantworten. Denn die beiden wurden recht unterschiedlich musikalisch sozialisiert. Sarah zählt - neben Country-Legenden wie Chet Atkins und Patsy Cline - auch stramme Rocker und Blueser wie Jimi Hendrix und Cream, sowie die intellektuellen Jazz-Popper von Steely Dan zu ihren wichtigsten Einflüssen. Justin dagegen wuchs mit traditionellem Soul à la Otis Redding und Sam Cooke auf. Eine verwegene, aber auch eine gelungene Kombi. Denn egal ob Hendrix oder Redding - im Mittelpunkt steht ein emotional aufwühlender, handwerklich makelloser Sound.
Wen die beiden natürlich nicht als Inspirationsquelle nennen, wer dem deutschen Country- und Folk-Freund aber in den Sinn kommt, ist: Mrs Greenbird. Nicht nur, weil es genauso wie Striking Matches ein Mann-Frau-Duo ist. Sondern auch, weil das amerikanische Pendant einen ähnlichen Sound-Kosmos anrührt. Und: Sarah Zimmermann erinnert - vor allem in zuckersüßen Love-Stories wie "When The Right One Comes Along" - mit glockenklarer Engels-Stimme an Sarah Nücken von Mrs. Greenbird. Überhaupt: Balladen. Das scheint eine Domäne des gefühlvollen Zweiers zu sein. Man nehme nur das wunderbar luftige, mit einem Minimum an Instrumentierung auskommende Rührstück "Like Lovers". Ein Song, wie ein Liebesbrief. Ganz im melodiösen Folk angesiedelt und, gerade im Refrain, mit grandiosen, an Karla Bonoff erinnernden Harmoniewendungen ausgestattet. Dabei gelingt ihnen – gemeinsam mit Produzenten-Ass T Bone Burnett - das Kunststück, zu keinem Takt in schmalzige Kitschgefilde abzugleiten. Ein Highlight der CD!
Doch die beiden können auch anders. Das zeigen sie beispielsweise schon bei dem zweiten Titel des Albums, bei dem knapp fünfminütigen "Make A Liar Out of Me". Unterstützt von kompetenten Begleitern wie Drummer Fred Eltingham und Bassist Michael Rhodes präsentieren sie hier strammen Folk-Rock - mit viel Freiräume für genüssliche Gitarren-Soli. Harmonisch lässt der Track an Jimi Hendrix' Version des Dylan-Klassikers "All Along The Watchtower" denken. Auch bei dem soliden Blues-Rock "Missing You Tonight" zieht das Zweiergespann kräftig vom Leder; ein Song, der an Fleetwood Mac erinnert, auch wenn der zweite Teil des Refrains etwas abfällt.
So gut die beiden auf härterem Geläuf unterwegs sind - ihre stärksten Momenten haben sie dennoch in den Balladen und Liebesliedern. Oder in tiefsinnigen Gott-und-die-Welt-Betrachtungen wie in dem finalen "God And You". Schönster Folk, grandiose Texte.
Fazit: Durch den TV-Hit "Nashville" bekannt geworden überzeugt das Duo mit einem komplexen Debüt. Ein hohes Qualitätslevel garantiert überdies Produzent T Bone Burnett.
Label: I.R.S. Nashville (Universal) | VÖ: 20. März 2015 |
Titelliste
01 | Trouble Is As Trouble Does | 07 | What A Broken Heart Feels Like |
02 | Make A Liar Out of Me | 08 | Miss Me More |
03 | Nothing But The Silence | 09 | Like Lovers |
04 | Hanging On A Lie | 10 | Missing You Tonight |
05 | Never Gonna Love Again | 11 | God And You |
06 | When The Right One Comes Along |