Zehn Titel haben es auf die Auswahl der Lady geschafft, die einmal mehr zeigen, wie breit aufgestellt Wanda Jackson selbst im hohen Alter noch agiert. Da gibt es natürlich Rockabilly und Country, aber auch Blues bis hin zu Gospel. Für die Produktion ihres 31.Studio-Albums (ohne die zahllosen Best of-Zusammenstellungen) hat die Künstlerin aus Oklahoma diesmal die Dienste von Justin Townes Earle in Anspruch genommen. Eine gute Wahl, denn der Songwriter und Sohn von Steve Earle hat es geschafft, dem Album einen "Back to her roots"-Sound zu verpassen, der authentisch und trotzdem nicht altmodisch klingt.
Seit Anfang der 70er Jahre ist die "Queen of Rockabilly" keine sonderlich aktive Songschreiberin mehr, aber ihr gutes Gespür für Titel, die zu ihr passen, hat Jackson bis ins höhere Alter nicht verloren. So kommt schon der Opener "Tore Down" so klassisch und frech rüber, wie man sich das nur wünschen kann. Gleichzeitig werden Erinnerungen wach, denn Jackson scheint ihren jugendlichen Spirit wiedergefunden zu haben - so energisch und unverkennbar kommt ihre Stimme auf der gesamten Produktion rüber.
In erster Linie sind es schnellere Nummern, die Jackson ihrer Fangemeinde serviert. Ob "The Graveyard Shift", "Old Weakness (Coming On Strong)", "It's All Over now" oder "Two Hands" - hier groovt es an allen Ecken und Enden und jede der bereits aufgezählten Musikrichtungen ist an irgendeiner Stelle zu finden.
Ihre Liebe zum Country klingt noch stärker bei der einzig richtigen Ballade durch. "Am I Even A Memory" von Greg Garing ist so der klarste Liebesbeweis zum Genre. Inhaltliche Hoffnung und Sehnsucht werden hier gepaart mit einer von Paul Niehaus toll gespielten Pedal Steel, aus der die Tränen quasi heraustropfen. Ganz nebenbei zeigt der Gesangsbeitrag von Justin Townes Earle unerwartete Qualitäten. Wer hätte gedacht, dass ein gerade einmal 30-Jähriger so gut mit einer rüstigen Seniorin harmoniert?
Country Music mit klarem Potential für die Tanzfläche hat Jackson übrigens auch noch drauf - bester Beweis ist das von ihrem Produzenten geschriebene "What Do You Do When You're Lonesome?". Ein Titel mit allem, was ein Klassiker für die Juke Box braucht, und den man wohl selbst in 20 Jahren noch gern einmal laufen lässt. Zum Finale gibt es mit einer Neuinterpretation von "California Stars" noch einen Touch Americana. Gute Nummer, wenn auch nicht so gelungen wie das Original von Billy Bragg und Wilco.
Nur eins hat die Dame mit Kultstatus noch nicht mitbekommen: ein gerechtes Preis-Leistungs-Verhältnis sind 33 Minuten Spielzeit und ein Booklett ohne Texte bei den aktuellen CD-Preisen nicht. Da hilft auch kein Senioren-Bonus.
Fazit: Kaum zu glauben, aber wahr - mit fast 75 Lenzen läuft Wanda Jackson noch einmal zur früheren Höchstform auf.
Label: Sugar Hill (EMI) | VÖ: 5. Oktober 2012 |
Titelliste
01 | Tore Down | 06 | Two Hands |
02 | The Graveyard Shift | 07 | Old Weakness (Coming On Strong) |
03 | Am I Even a Memory? | 08 | What Do You Do When You're Lonesome? |
04 | Pushover | 09 | Down Past the Bottom |
05 | It's All Over Now | 10 | California Stars |