Auch der Autor dieser Rezension kennt Amerika ganz gut. Er hat Adler flattern sehen, endlose Highways bereist und sich an den himmelstürmenden Glaspalästen in New York und Dallas kaum satt sehen können. Doch er hat auch die No-Go-Areas in den Kleinstädten, die Armut und die Obdachlosen gesehen, die mit Einbruch der Dunkelheit die Downtowns der Metropolen bevölkern. Kein Wort davon von Charlie Daniels. Alles ist – nach seiner Lesart – in Amerika einfach schöner, größer, großartiger als irgendwo anders auf diesem Planeten. Wer diese Meinung nicht teilt, kann den Coverhinweis von Charlie Daniels nur als Warnung verstehen: "To all those who hold their hands over their hearts and remove their hats when the national anthem is played ... God bless the American patriot and the land that I love."
Und so finden sich auf dem ersten, knapp 44 Minuten langen Live-Album der Good-Old-America-Country-Singers bis auf eine neue Ausnahme ausschließlich Good-Old-America-Country-Songs: "Land That I Love" ist dennoch kein Konzept-Album. Es ist vielmehr ein patriotisches Best-Of des einstigen Southern-Rockers und legendären Countrymusikers. 15 Titel hat der Sänger, Geiger und Gitarrist dafür aus den letzten 30 Jahren zusammengetragen: Darunter: "America, I Believe In You" (1989), "Let Freedom Ring" (1991), "This Ain't No Rag, It's A Flag" (2001) und "In America" (1980). Seinen überbordenden Patriotismus verpacken Charlie Daniels und seine langjährigen Begleiter (u.a. Bassist Charlie Hayward, Keyboarder Taz DiGregorio und – ähem, der Name kommt mir bekannt vor – Mark Matejka) in kompetenten Southern- und Country-Rock. Die Musik ist natürlich prima. Sie lässt einen über so manche textliche Entgleisung hinwegsehen. Am besten gelingt dies beim jüngsten und vielleicht auch kritischsten Song der CD: "Iraq Blues" aus 2009 – ein exquisiter Southern-Blues-Rock mit einem fantastischen Slide-Gitarrensolo. In diesem Song wird klar, warum Charlie Daniels im Southern-Rock eine ähnliche Wertschätzung genießt wie die Allman Brothers oder Lynyrd Skynyrd. Er kann's, er hat's drauf. Keine Frage. Nur schade, dass er mit seinem wild entschlossenen Patriotismus immer wieder von seinen musikalischen Fähigkeiten ablenkt. Dabei muss Vaterlandsliebe nicht einmal Witz und Ironie ausschließen. Den besten Beweis dafür erbringt derzeit ausgerechnet Toby Keith mit seinem Video zu "American Ride" (zu sehen in der Rubrik Musikvideos). Köstlich!
Fazit: Der Gevatter des Country- und Southern Rock schwelgt 15 Titel lang in Patriotismus. Die Musik ist prima – bei den Texten besser weghören.
Label: AGR Television (Sony) | VÖ: 30. Juli 2010 |
Titelliste CD
Links
01 | My Beautiful America (Recitation) | 09 | In America |
02 | America, I Believe In You | 10 | Star Spangled Banner (Instrumental) |
03 | American Farmer | 11 | Freedom and Justice For All |
04 | Let Freedom Ring | 12 | Iraq Blues |
05 | (What This World Needs Is) A Few More Rednecks (2010) | 13 | Simple Man |
06 | This Ain t No Rag, It s A Flag | 14 | Red Skelton s Pledge of Allegiance (Recitation) |
07 | Still In Saigon | 15 | Summer of 68 |
08 | The Last Fallen Hero |