Steve Earle - Townes

CD Cover: Steve Earle - Townes
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Redaktionswertung Bewertung: 5 Sterne = sehr gut
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"Townes Van Zandt ist der beste Songschreiber in der ganzen Welt, und ich stelle mich in meinen Cowboystiefeln auf Bob Dylans Couchtisch und behaupte das!" Knackiger als Steve Earle - anno 1995 - kann man es nicht auf den Punkt bringen. Jetzt hat der Country-Outlaw seinem Mentor, lebenslangen Freund und großen Vorbild mit dem Coveralbum "Townes" ein Denkmal gesetzt. 15 Songs aus der Feder von Van Zandt, interpretiert von Steve Earle. Klasse! (Aber die brandneue Bob Dylan soll ja auch ganz gut sein.)

Townes Van Zandt selbst ist nie über den Kultstatus eines Songwriter's Songwriter hinausgekommen. Der konsequente Karriere-Verweigerer, psychisch labiler Sohn eines texanischen Ölbarons, hat sich lieber still und leise an tieftraurigen Folkballaden und bittersüßen Countrysongs abgearbeitet - und seine Gesundheit mit Drogen und Alkohol ruiniert. Er starb genau 44 Jahre nach seinem Idol Hank Williams mit nur 52 Jahren Neujahr 1997. Earle, der gerade 16 war, als er Van Zandt kennenlernte, wollte seinem musikalischen Helden schon lange ein musikalisches Denkmal setzen. In New York und Nashville entstand ein Coveralbum, dass Earle- und Van-Zandt-Fans gleichermaßen zufriedenstellen dürfte.

War der zweifache Grammy®-Preisträger Earle auf den letzten Alben zunehmend in Drum-Loops und andere moderne Einflüsse abgedriftet, ist "Townes" bis auf wenige Einsprengsel rein klassisch instrumentiert. Einzig das selbstquälerische "Lungs", von dem Van Zandt immer sagte, es müsste eher geschrien als gesungen werden, erinnert an Earles jüngstes Album "Washington Square Serenade" (1997). Der Song würde in seiner ramponierten Heftigkeit (an der E-Gitarre: Tom Morello/Rage Against the Machine) und mit Earles Megaphon-Spielereien aber auch auf einem Tom-Waits-Album nicht weiter auffallen. Ansonsten wechselt Earle Bluegrass-, Folk- und Blues-Arrangements mit gelegentlichen Tex-Mex-Einflüssen und Sologitarrennummern. Ihm ist es gelungen, den Songs dezent seinen eigenen Stempel aufzudrücken. Dicht am Original, aber keine langweiligen Kopien.

Darüber hinaus überrascht die Auswahl bzw. Nichtauswahl einiger Stücke. "Lungs" und das Eröffnungsstück "Pancho & Lefty", das Willie Nelson und Merle Haggard in den 1980ern einen Hit bescherte, sind so naheliegend wie nur irgend etwas. Aber dass Earle zugunsten von eher unbekannteren Nummern wie "Rake" und "Marie" auf weitere Erkennungssongs wie "If I Needed You" (ein Hit für Emmylou Harris und Don Williams), "Flyin' Shoes" oder das deprimierende "Waiting Around to Die" verzichtete, spricht für die persönliche Färbung des Albums. Mit dem melancholischen Drifter-Blues "Colorado Girl", einer reinen Solo-Akustiknummer, coverte Earle zudem einen seiner absoluten Van-Zandt-Lieblingssongs.

Gleich drei Stücke entstanden mit Nashvilles Speerspitze des zeitgenössischen Bluegrass live im Studio: Tim O’Brien (Mandoline), Darrell Scott (Banjo, Dobro/Garth Brooks, Dixie Chicks, Tim McGraw und Faith Hill, u.a.), Shad Cobb (Fiddle) und Dennis Crouch (Standbass/Dolly Parton, Jerry Reed, Marty Stuart, u.a.). Sie veredeln "White Freight Liner Blues", "Delta Momma Blues" und "Don't Take It Too Bad" mit einer swingender Leichtherzigkeit, die man bei Van-Zandt-Songs gar nicht erwarten würde.

Auf dem scheppernden Country-Waltz "Loretta" und dem poetischen "To Live Is To Fly" lässt sich Earle stimmlich von seiner siebten Ehefrau unterstützen, der Countrysängerin Allison Moorer (Shelby Lynnes jüngere Schwester). Eine harmonische Familienzusammenführung, die nur von dem einzigen Duett des Albums übertroffen wird: Auf "Mr. Mudd and Mr. Gold" liefert sich Earle mit seinem Sohn, Country-Songwriter Justin Townes(!) Earle, ein treibendes Gitarren- und Gesangsduell. Sicher eines der Highlights des rundum gelungenen Albums. Einzig der Blues "Brand New Companion" wirkt recht angestaubt und altbacken. Und wer von Steve Earles Covern nicht genug bekommen kann, sollte sich die "Townes"-Special-Edition besorgen. Denn die enthält eine Bonus-CD mit elf Titeln in ihrer Ursprungsversion (solo mit Gitarre).

Fazit: Längst überfällige Würdigung eines Songwriter-Genies. Besser als Steve Earle konnte es nur Townes Van Zandt. Also unbedingt auch die Originale besorgen.

Label: Blue Rose (Soulfood) VÖ: 15. Mai 2009

  • Titelliste CD 1

  • Titelliste CD 2

  • Links


01 Pancho and Lefty 09 Rake
02 White Freightliner Blues 10 Delta Momma Blues
03 Colorado Girl 11 Marie
04 Where I Lead Me 12 Don't Take It Too Bad
05 Lungs 13 Mr. Mudd and Mr. Gold
06 No Place to Fall 14 (Quicksilver Daydreams of) Maria
07 Loretta 15 To Live Is To Fly
08 Brand New Companion

01 Pancho and Lefty 07 Rake
02 Where I Lead Me 08 Marie
03 Lungs 09 Mr. Mudd and Mr. Gold
04 No Place to Fall 10 (Quicksilver Daydreams of) Maria
05 Loretta 11 To Live Is To Fly
06 Brand New Companion

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