Die Grand Ole Opry, die ihn 1949 als Mitglied aufnahm, verließ er wegen schlechter Bezahlung und der musikalisch konservativen Grundhaltung schleunigst wieder und zog den Lone-Star-State Texas dem Nashville-Establishment vor. Die Geschichten und Anekdoten sind mannigfaltig und höchst unterhaltsam. Nachzulesen sind sie in dem 36 Seiten starken Booklet, das seiner neuen CD "A Six Pack To Go - Gonna Shake This Shack Tonight" beiliegt. Zusammengestellt hat die unglaubliche 33 Tracks umfassende Schaffensübersicht des Querdenkers Thompson das Bear Family Label, und das bürgt ja bekanntermaßen für höchste Qualität, was Editierung, Soundqualität und Begleitmaterial betrifft.
Thompson hat eine derart schöne und reichhaltige Retrospektive mehr als verdient, denn auch musikalisch war er eine Ausnahmeerscheinung. Seinem Western-Swing verordnete er eine strikte Schlankheits-Kur und verzichtete auf unnötige Soli und überladene Arrangements - keiner der zwischen 1952 und 1963 aufgenommenen Titel erreicht auch nur annähernd die Drei-Minuten-Grenze. Lieber flirtet Thompson mit den verschiedensten Stilrichtungen - von Rock 'n' Roll über Blues und R&B und Rockabilly - und gab so die stilistische Steilvorlage für Nachfolger wie George Strait. Über allem schwebt Hank Thompson unvergleichlicher Honky-Tonk-Gesang, stets getragen von dem einzigartigen Groove seiner Backup-Band, den Brazos Valley Boys.
Bekannte Genre-Klassiker wie "Nine Pound Hammer", "This Train" oder "I Cast A Lonesome Shadow" wechseln sich ab mit flotten Rockabilly-Nummern wie "Three Times Seven", "Rockin´ In The Congo", "Shot Gun Boogie" oder dem fantastischen Titeltrack "A Six Pack to Go". Immer wieder erstaunlich: Der für damalige Verhältnisse unerhört vielschichtige und transparente Sound, die innovativen Arrangements und die talentierten Begleitmusiker, die mit Einfallsreichtum, Witz und Finesse den Hank Thompson-Sound kreieren.
Und nicht zuletzt Thompson der mit Charme und Chuzpe einen neuen Typus County-Frontman erschuf, wie es ihn heutzutage - das muss leider gesagt werden - nicht mehr gibt. Durch seine stilistische Offenheit, seine musikalische Meisterschaft, seine Stimme und nicht zuletzt durch seine Over-The-Top-Outfits hat er eine ganz eigene Version von Country geschaffen, die ihresgleichen sucht.
Fazit: Kurz nach Hank Thompson Tod im vergangenen Jahr beschenkt uns Bear Family mit einer Hank Thompson-Retrospektive seines Schaffens aus den 50er und 60er Jahren, die in allen Belangen sehr, sehr gut gelungen ist und richtig Lust macht, sich in das Oevre dieses einzigartigen Protagonisten der Country-Geschichte zu stürzen. Und das sei jedem empfohlen, der sich für diese Musik interessiert...
Label: Bear Family (Bear Family) | VÖ: 25. Januar 2008 |
Titelliste
Links
01 | How Cold Hearted Can You Get | 18 | Three Times Seven |
02 | John Henry | 19 | I Left My Gal In The Mountains |
03 | No Help Wanted | 20 | Dry Bread |
04 | If Lovin' You Is Wrong | 21 | Lost John |
05 | This Train | 22 | Cryin' In The Deep Blue Sea |
06 | The New Green Light | 23 | A Fooler, A Faker |
07 | Red Skin Girl | 24 | A Six Pack To Go |
08 | Don't Flirt With Me | 25 | Too In Love |
09 | Whoa Sailor | 26 | It's Got To Be A Habit |
10 | The Grass Looks Greener Over Yonder | 27 | Nine Pound Hammer |
11 | Rockin' In The Congo | 28 | I Cast A Lonesome Shadow |
12 | Drivin' Nails In My Coffin | 29 | Shot-Gun Boogie |
13 | Klishama Klingo | 30 | You Nearly Lose Your Mind |
14 | If I'm Not Too Late | 31 | I Wasn't Even In The Running |
15 | Deep Elem | 32 | How Many Teardrops Will It Take |
16 | Rovin' Gambler | 33 | Drunkard's Blues (Bonus Track) |
17 | I'll Be A Bachelor Till I Die |