2008 kam sein Debüt-Album "Starting Now" auf den Markt - und landete prompt auf Platz sieben der amerikanischen Country-Charts und auf Platz 24 der Pop-Hitparade. Ein Start nach Maß. Eigentlich. Dennoch stand Chuck Wicks die folgenden Jahre erneut öfter vor einer TV-Kamera als vor einem Studiomikrofon. "Dancing with The Stars", "Dinner: Impossible", Co-Host einer Morning-Show und so weiter. Sänger? Schauspieler? Oder beides?
"Turning Point" - ein Wendepunkt für Chuck Wicks?
Sein zweites offizielles Album "Turning Point" zu betiteln hat da wohl schon seinen Grund. Vielleicht ist es dem 36-Jährigen jetzt ernst mit der Musik? Man könnte es glatt glauben, hört man die 40 Minuten der elf Songs starken "Turning Point"-CD. Man spürt jedenfalls eine gewisse Entschlossenheit, wie man sie bisher von ihm noch nicht so gehört hat. Selbst in weitgehend lupenreinen Pop-Titeln wie "Tell Me" klingt sie durch. Vor allem aber in den komplexeren, anspruchsvolleren Titeln - und davon hat "Turning Point" einige zu bieten.
Schon der Opener von "Turning Point", "She's Gone", lässt aufhorchen. Ein verhaltener Titel mit sparsamem Arrangement, der seinen gereiften Gesang sehr gut in den Mittelpunkt rückt. "She's Gone" - meint der smarte Künstler damit Julianne Hough, mit der er 2008/2009 eine Affäre hatte? Wenn, dann ist die Trauer um die Verflossene jedenfalls noch längst nicht verflogen. Das deutet auch das nach Stabilität und Orientierung bittende "Fix Me" an, eine rockige Ballade mit synkopierten Tom-Tom-Grooves und einigen Klang-Effekten. Modern, cool, eingängig, überzeugend.
Chuck Wicks: Beau mit Stimme
Der verträumte Blick des Sängers deutet aber schon an, dass in dem dunkelhaarigen Beau das Herz eines Romantikers pocht. Das nach Rascal-Flatts-Muster konzipierte "Us Again" - leise Strophe, krachender Refrain - deutet es an; das anschließende "Whole Damn Thing" macht es endgültig klar. Der ruhige, mit akustischer Gitarre eingeläutete Titel setzt in der ersten Hälfte von "Turning Point" das erste Highlight. Ein strahlend schönes dazu: erstklassige Melodie, langsamer Drei-Viertel-Takt, Pedal-Steel. Wehmut gesellt sich zum Tagtraum, Herz reimt sich auf Schmerz. Kurz: eine klassische Country-Ballade.
Man würde sich für Chuck Wicks mehr dieser Song-Kaliber wünschen. Doch selbst in Music City USA, Nashville, wachsen Songs dieser Güte nicht auf den Bäumen. Immerhin aber so lässig gut gelaunte, mit dem unvermeidlichen Bacardi/Karibik-Touch versehene Songs wie "Saturday Afternoon". Kenny Chesney und Jimmy Buffet dürften Gefallen an dieser Ode an das Nichtstun finden. Und nicht nur die... Doch Wicks ist nicht Chesney und nicht Buffet. Zu viel Müßiggang tut ihm, wie er in der herrlich angelegten Power-Ballade "I Don't Do Lonely Well" behauptet, nicht gut.
So hin und her hält es Chuck Wicks auch für den Rest auf "Turning Point": Auf soliden Pop-Rock ("Salt Life") folgt eine Klavier-Ballade ("Always"); auf sie ein ganz auf Mainstream-Radio, junges Publikum, Party und Hit getrimmter Pop ("Watcha Got Girl"). Und darauf, als letzter, im Ohr bleibender Track, eine mit Geigen und Bombast versehenes Weltschmerz-Rührstück ("Over You Gettin' Over Me"). Keine Frage, ein Mann mit vielen Talenten.
Fazit: Chuck Wicks ist ein Mann mit vielen Talenten. Mit "Turning Point" gelingt ihm ein stark klingendes Bekenntnis zur Musik.
Label: Blaster (hier nicht veröffentlicht) | VÖ: 26. Februar 2016 |
01 | She's Gone |
02 | Fix Me |
03 | Us Again |
04 | Whole Damn Thing |
05 | Tell Me |
06 | Saturday Afternoon |
07 | I Don't Do Lonely Well |
08 | Salt Life |
09 | Always |
10 | Watcha Got Gir |
11 | Over You Gettin' over Me |