Warmer Klang und 100% Country
Und er ist vor allem eines: 100 Prozent Country. Angefangen bei seiner wunderbaren Bariton-Stimme, über eine höchst traditionelle Instrumentierung bis hin zu Songmaterial mit den typischen Themen Liebe, deren Verlust, Heimat und eben Alkoholkonsum. Dem zollt er denn auch in gleich zwei Songs Tribut. Mit "Let's Get Drunk And Fight" und "My Whiskey Years". Ein Schelm, wer böses dabei denkt. Sollten Joe Nichols und sein Produzenten-Team Mark Wright und Brent Rowan dabei etwa wieder auf einen Chart-Erfolg schielen? Der dürfte bei "Real Things", Nichols Nachfolger zu den Erfolgsalben "Revelation" (Platz 3 der US-Country-Charts) und "III" (Platz 2 der US-Country-Charts) sowieso sicher sein. Zudem sind die Songs einfach toll. Das eher todtraurige "My Whiskey Years" überzeugt durch jazzige Harmonien und erinnert an die Balladen von Willie Nelson, der Party-Kracher "Let's Get Drunk And Fight" gehört einfach in jede Juke-Box einer Country-Kneipe: Tolle Harmonie-Gesänge von Morgane Hayes, ein wunderbares Live-Club-Feeling und ein witziger Text verfehlen ihre Wirkung nicht: "Have another pina colada, get good and tore down/ And if you need a pinata, well, you can kick me around." Auch das fetzige "Comin' Back In A Cadillac" hat höchstes Honky-Tonk-Potential.
Egal ob Ballade, Love- oder Drinking-Song, immer weiß Joe Nichols seine tiefe Crooner-Stimme perfekt einzusetzen. Er ist ein geborener Song-Interpret, der seine Lieder nicht selbst schreiben muss, um ihre Emotionen auf den Punkt zu bringen. Dafür kann er sich auch auf die aktuell erfolgreichsten Nashville-Songschmiede verlassen: Erfolgsgaranten wie Rivers Rutherford, Billy Dean oder Jeffrey Steele geben ihre Songs gerne in die Hände von Joe Nichols, der allerdings auch mit "The Differnce Is Night And Day" sein eigenes Talent als Komponist unter Beweis stellt. An der Interpretation des Merle-Haggard-Klassikers "If I Could Only Fly" kann man zudem messen, wie gut Joe Nichols wirklich ist: Gemeinsam mit der Country-Königin Lee Ann Womack holt der Sänger das 1979 von Blaze Foley geschriebene Stück ins neue Jahrtausend und präsentiert sich als legitimer Nachfolger Haggards.
Der Sound von "Real Things" hebt sich wohltuend von aktuellen, mit Rock- und Pop liebäugelnden Produktionen ab. Die Produzenten Brent Rowan und Mark Wright - letzterer ist übrigens frischgebackener Präsident des Labels UniversalSouth - setzen auf das traditionelle Country-Instrumentarium, einen warmen Klang und die Abwesenheit von Experimenten jeder Art. Im besten Sinne konservativ also. Eine Tatsache, die auch dafür sorgen könnte, das "Real Things" eine längere Halbwertszeit als andere Alben besitzt. Die Experten in den Grammy-Gremien dürften das Album bereits jetzt auf ihren Listen vermerkt haben. Zu Recht.
Fazit: Sehr gutes, auf traditionelle Country-Tugenden setzendes Album des erfolgreichen Country-Sängers, das über weite Strecken überzeugt und nichts anderes sein will als 100 Prozent Country.
Label: Universal South (Universal) | VÖ: 18. September 2007 |
01 | Real Things |
02 | Another Side of You |
03 | Who are You When I'm Not Looking |
04 | Comin Back in a Cadillac |
05 | My Whiskey Years |
06 | It Ain't No Crime |
07 | All Good Things |
08 | Let's Get Drunk and Fight |
09 | Ain't Nobody Gonna Take That From Me |
10 | She's All Lady |
11 | The Difference is Night and Day |
12 | All I Need is a Heart |
13 | If I Could Only Fly (mit Lee Ann Womack) |