Ein bisschen was Neues, ein bisschen Recycling: mit "Break Mine" servieren die Brothers Osborne eine vier Songs starke EP
Deshalb wollen wir unser Augenmerk auch auf die zwei neuen Songs richten. Zum Beispiel auf "Break Mine", den Titeltrack und Opener. Ein enorm hitverdächtiger Track. Warum? Weil er so ziemlich alle Vorzüge der Grammy-Gewinner auf einen Nenner bringt: ins Ohr gehende, prima zum Mitsingen geeignete Melodien, ein Groove, der keine Stilbarrieren kennt und dazu sogar tanzbar ist, ein Sound, der die Country-Traditionen mit Pop und mit heutigen Hörgewohnheiten vermählt und - natürlich! - der tiefengesättigte Bariton von TJ und das virtuose Gitarrenspiel von John. Neben diesen Vorzügen lässt der Titel auch noch mit schwelgerischem Chor und einer eher ungewöhnlichen Keyboard-Garnierung aufhorchen.
"Break Mine": zwei neue, zwei alte Songs - mehr gibt’s nicht zu hören
Das Highlight der Nummer setzt aber das grandiose Gitarrensolo. Ein Solo, das überhaupt nicht in die Textur typischer Nashville-Soloausführungen passt. Ganz im Gegenteil. Hier hat sich der fingerflinke Hüne eindeutig von Rock- und vielleicht sogar von Fusion-Assen wie Larry Carlton oder Totos Steve Lukather inspirieren lassen.
Mit dem zweiten neuen Track schlagen die Brüder eine völlig andere Gangart ein. "Get to Movin Again" ist ein witziger, betont ungeschliffener Mitsing-Track, der die Atmosphäre einer Party - vielleicht einer Backstage-Party nach einem gelungenen Konzert? - aufgreift. Als Arrangement benötigt der Song nur das Nötigste: Akustikgitarre, Gesang, ein bierselig klingender Chor, etwas Slide-Gitarre und jede Menge gute Laune. Wer wissen möchte, wie es den beiden gerade geht, darf zuversichtlich sein. Denn hier zeigen sich TJ und John von einer völlig unbeschwerten Seite. Nach dem Coming-Out von TJ und Johns Bekenntnis, dass er unter psychischen Problemen leide, keine Selbstverständlichkeit für die Brothers Osborne.
Die Brothers Osborne klingen entspannt wie selten zuvor
Für alle, die die bereits erschienenen zwei Tracks noch nicht auf dem Schirm haben: "We Ain't Good at Breakin Up" schrieben die beiden gemeinsam mit Miranda Lambert, die auch in den Backing-Vocals zu hören ist. Eine starke, auf modernen Sounds basierende Liebes-Ballade. "Back Home" entstand dagegen in Zusammenarbeit mit Lee Miller und gehört zu den besten Songs ihres letzten Albums: ein Country-Track reinsten Wassers, mit viel Akustikgitarren-Akkorden, einem tiefenentspannten Rhythmus, gewinnendem Refrain und ohne klangtechnischen Firlefanz.
TJ sagte über die EP: "Sie ist für unsere Fans. Jedes Mal, wenn wir ein Album veröffentlichen, fragen unsere Fans nach mehr Musik. Wir haben das verstanden und einige besondere Songs von unserem letzten Projekt zurückgehalten. Zwei veröffentlichen wir jetzt auf dieser EP." Plus die zwei Tracks, die, wie TJ sagt, "sich mehr Aufmerksamkeit verdienen." Recht hat er!
Fazit: Eine Vier-Song-EP mit zwei bereits veröffentlichten Tracks. Die Brothers Osborne geben sich auf "Break Mine" quantitativ knausrig - qualitativ können die Brüder natürlich wieder punkten.