Ostwind - Zusammen sind wir frei

Ostwind - Zusammen sind wir frei

Sie heißen Black Beauty, Fury oder Flicka, sind meistens schwarze Mustangs oder Araberpferde und wegen ihres wilden Temperaments weder für den Turniersport noch für Reitstunden geeignet - bis ein junger Außenseiter kommt und ihr wahres Wesen erkennt. Die Erzähltradition der Pferdegeschichten folgt im Wesentlichen einer immer gleichen Dramaturgie, in der Pferd und Reiter sich erst finden müssen, um dann dem Rest der Welt zu zeigen, dass sie ein unzertrennliches Team sind.

Filmplakat: Ostwind - Zusammen sind wir frei
 

Nach 16 Jahren Film- und Fernseharbeit in den USA hat die Regisseurin Katja von Garnier jetzt in ihrer deutschen Heimat einen Pferdefilm gedreht, der sich im Wesentlichen an diesen erzählerischen Eckpunkten orientiert: "Ostwind" handelt von der 13-jährigen Mika (Hanna Binke), die von ihren Eltern (Nina Kronjäger und Jürgen Vogel) zu Beginn der Sommerferien auf den Pferdehof Gut Kaltenbach geschickt wird. Weil sie nicht nur sitzengeblieben ist, sondern zusammen mit ihrem Zeugnis gleich noch das Auto ihres Lehrers in Brand gesteckt hat, soll sie bei ihrer strengen Großmutter, der Reitlehrerin Maria Kaltenbach (Cornelia Froboess), Quantenphysik pauken und durch das ruhige Landleben von ihrem ungestümen Temperament kuriert werden.

Daraus wird allerdings nichts, denn schon bald trifft sie auf den verstörten Hengst Ostwind, der dem Film seinen Namen gibt. Wie kein anderer vermag es das Mädchen, dem Pferd entgegenzutreten und es entwickelt sich eine tiefe Verbindung zwischen den beiden. Und das, obwohl Mika von Pferden und Reiten eigentlich gar keine Ahnung hat. Weil sich Ostwind aber weiterhin gegen jede Form von Zähmung sperrt, soll er möglichst bald zum Abdecker gebracht werden. Zum Glück findet die kämpferische Mika zwei Mitstreiter, die ihr helfen, zu beweisen, dass der wilde Hengst kein hoffnungsloser Fall ist. Zusammen mit dem Stalljungen Sam (Marvin Linke, bekannt aus der Daily-Soap "Unter uns") und dessen Großvater (Tilo Prückner) bereiten sich das Pferd und seine frischgebackene Reiterin auf die "Kaltenbach Classics", den großen Turniertag vor.

Dass die Geschichte trotz einiger erzählerischer Vorhersehbarkeiten den Zuschauer in seinen Bann zieht, ist zum einen dem selbstironischen Spiel mit den klassischen Ponyhof-Klischees geschuldet: Die zickige Konkurrentin gehört da ebenso zum Inventar, wie die Schar von Ponymädchen, die sich ums Absatteln und Abreiten reißt. Zum anderen verlagert von Garnier den Schwerpunkt der Geschichte nicht so sehr auf den großen Turniertag, an dem dann doch einiges schief geht, sondern interessiert sich mehr für die Beziehung zwischen Pferd und Reiter. Ein persönliches Anliegen, die Regisseurin hat selbst zwei Pferde und ist begeisterte Anhängerin des Natural Horsemanship, einer tierverbundenen Tradition, die sich auch im Westernreiten wiederfindet.

Das Markenzeichen, für das die Regisseurin hierzulande mit dem Musikfilm "Bandits" 1997 bekannt geworden ist, sucht man allerdings vergeblich: Der Soundtrack ist wenig originell und verkitscht manche Szenen unnötig. So bleibt "Ostwind" in erster Linie ein traditioneller Pferdefilm mit deutscher Besetzung, nur diesmal eben nicht in der weiten Steppe Amerikas oder in der arabischen Wüste, sondern in den grünen Wäldern Hessens.

Fazit: Solider Pferdefilm made in Germany. Der Fokus auf die tiefe Beziehung zwischen Pferd und Mensch hilft über so manch kitschige Filmminute hinweg.

 
vgw
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